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Glosse

Lebkuchen auf dem Grill

Wenn Weihnachten und die Kirchweih schon im August gefeiert werden, dann stimmt irgendetwas nicht mehr im System. 
Person mit Weihnachtsmütze und rosa Flamingo-Schwimmring am Meer.

Weihnachten im Sommer? In Zeiten des Klimawandels verändert sich vieles.

IMAGO/Michael Bihlmayer)

In Zeiten des Klimawandels verändert sich vieles. Und manches treibt seltsame Blüten, so scheint es zumindest: In Italien feierten vor kurzem Hunderte in einem Bergdorf in den Abruzzen bei winterlichen Temperaturen Weihnachten im August, im Heilbronner Raum die ersten Vereine die Kerwe (Kirchweih), die sonst erst im Oktober nahe dem Erntedankfest gefeiert wird. Im Hochsommer beginnt die Produktion der Schokonikoläuse und im Januar baden die ersten Schwimmbegeisterten im (allerdings beheizten) Freibad bei Karlsruhe. Und dann schickt uns der derzeit urlaubende Kollege aus dem Politikressort auch noch Bilder vom schneebedeckten Mont Blanc.

Plastik-Rentiere am Pool und kalter Ingwer-Punch

Ganz ehrlich: Sind wir denn völlig durchgeknallt inzwischen? Landen demnächst die ersten frischgebackenen Lebkuchen auf dem Grill? Oder tanzt der Osterhase bald in Badehosen am Rheinstrand? Singen wir zur Einstimmung aufs Pfingstfest in Kürze „Oh Du fröhliche“? Oder ist das alles nur Ausdruck, wie spontan und flexibel wir mit den Folgen des Klimawandels umgehen können? Meine Großmutter jedenfalls sagte mir als junger Bub immer, wenn Ostern erstmal vorüber ist, kommt das Frühjahr und es wird wärmer. Ich wäre deshalb dafür, dass wir das Osterfest künftig schon Ende Dezember feiern, damit es im Februar 39 Grad hat. Dann stelle ich meine Plastik-Rentiere an den Pool und trinke einen kalten Ingwer-Punch. Und im Juli fälle ich dann auch freiwillig den ersten Weihnachtsbaum, schmücke ihn mit Lametta und denke an Loriot – mehr geht nun wirklich nicht …

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