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Einen Spitzenwert gibt es für die berufliche Bildung

Laut dem neuen Bildungsmonitor des Instituts der deutschen Wirtschaft weist Baden-Württemberg in sieben Kategorien erste Plätze aus.
IMAGO/Westend61)Stuttgart. Seit 22 Jahren will die „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ (INSM), ein Tochterunternehmen des arbeitgebernahen IW, Genaueres wissen über Lernen und Lehren in der Republik. Im Ländervergleich werden deshalb ein gutes Dutzend Handlungsfelder untersucht. Über lange Zeit sind Verbesserungen dokumentiert, in der Betreuungsrelation, im Umgang mit den MINT-Fächern, im Sprachunterricht, beim Ausbau der Ganztagsschulen. 2023 dann der „alarmierende Befund“ für Baden-Württemberg: Nirgendwo sonst war der Abstieg ausgeprägter mit fast zehn Punkten.
Das aktuelle Gutachten zeichnet ein deutlich erfreulicheres Bild. Zwar kann der Südwesten noch immer nicht punkten in der Ausgabenpriorisierung: Die Autoren kritisieren, dass das Land „relativ wenig Geld“ für Grundschulkinder ausgibt und der Anteil der Kinder zwischen drei und sechs Jahren in einer Ganztagsbetreuung mit 23,2 Prozent so niedrig ist wie in keinen andren Bundesland. Zum Vergleich: Der Bundesdurchschnitt ist mit 46,6 Prozent doppelt so hoch.
Bei Bildungsarmut und -aufstieg auf Platz fünf geklettert
Auf Platz fünf ist Baden-Württemberg geklettert in Sachen Bildungsarmut und -aufstieg. Hervorgehoben wird, dass der Anteil der Jugendlichen ohne Schulabschluss mit 6,9 Prozent knapp unter dem Bundesdurchschnitt (7,1 Prozent) liegt und vor allem, dass zwei von drei Schüler ein Berufsvorbereitungsjahr erfolgreich abschließen. Bundesweit sind es nur gut 50 Prozent.
In nicht weniger als sieben Kategorien weist der Bildungsmonitor erste Plätze aus: Die kleinen Grundschulklassen werden als genauso positiv bewertet wie die Betreuungsrelation an Hochschulen und in der Sekundarstufe II. „Bei den erteilten Unterrichtsstunden in der Sekundarstufe II erreichte das Land wiederum den besten Wert aller Bundesländer“, heißt es weiter. Gleiches gilt für die Digitalisierungsforschung und die 50,7 Anmeldungen von Digitalisierungspatenten pro 100.000 Beschäftigte. Das sind 30 (!) Punkte über dem Bundesdurchschnitt.
Und bei noch einem Thema ist der Südwesten besser als alle anderen Länder: in der beruflichen Bildung. Die Erfolgsquote bei dualen Abschlussprüfungen liegt bei 92,5 Prozent, die Quote der unerfüllten Ausbildungsplatzbewerbungen bei lediglich gut fünf Prozent, das ist ebenfalls der Spitzenwert.
Rainer Reichhold, Präsident von „Handwerk BW“ sieht auf Staatsanzeiger-Anfrage in den Ergebnissen „die Stärke der beruflichen Bildung in Baden-Württemberg eindrucksvoll bestätigt“. Mit der höchsten Erfolgsquote bei Abschlussprüfungen und einem überdurchschnittlichen Ausbildungsangebot zeige sich: „Unser duales System ist ein Erfolgsmodell und bietet jungen Menschen hervorragende Chancen.“
Besonders erfreulich sei, dass Baden-Württemberg bundesweit bei der Fortbildung vorne liegt, „ein Beleg für die Weiterbildungsbereitschaft und Zukunftsfähigkeit unserer Betriebe“. In einer Reaktion der „Unternehmer BW“ heißt es, in dem Monitor spiegelten sich in erster Linie die im Bundesvergleich überdurchschnittliche wirtschaftliche Stärke und vor allem die industrielle Basis wider, von der Baden-Württemberg noch immer zehre. Die im Bundesvergleich relativ guten Werte in der beruflichen und akademischen Ausbildung dürften jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es gerade in der schulischen Bildung, wo die wesentlichen Grundlagen gelegt werden, teils deutliche Defizite gebe.
FDP erinnert an die nach wie vor unzureichende Ganztagsbetreuung
Timm Kern, bildungspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, ordnet den vierten Platz des Landes über alle Handlungsfelder hinweg als „gutes Zeichen“ ein. „Zugleich dürfen wir uns darauf nicht ausruhen“, verlangt der frühere Studienrat und erinnert an „die nach wie vor unzureichende Ganztagsbetreuung im Grundschulbereich“ oder die lückenhafte Versorgung mit schnellem WLAN.
Kern verlangt deshalb eine „umfassende Landesstrategie, um offene Baustellen zu schließen“.
Initiative untersucht Zufriedenheit mit dem Bildungssystem
Im INSM-Bildungsmonitor wird auch die Zufriedenheit mit dem Bildungssystem insgesamt ermittelt. In Baden-Württemberg sind 3,8 Prozent der Befragten sehr zufrieden (bundesweit: fünf Prozent), 25,2 Prozent eher zufrieden (22,9) und 31,5 Prozent haben „teils, teils“ angegeben (31,1). Überdurchschnittlich positive Bewertungen kommen in Bayern zustande mit 9,2 Prozent sehr zufriedenen und 34,3 Prozent eher zufriedenen Antwortenden.