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Wandern

Natur pur im Schwarzwald: 125 Jahre Westweg

Er ist 285 Kilometer lang und verbindet die zehn höchsten Gipfel im Schwarzwald. Der Westweg von Pforzheim nach Basel ist ein hochbeliebtes Wanderziel. Vor 125 Jahren entstand der erste markierte Fernwanderweg in Deutschland. Von Alexander Lang (epd)
Drei Personen und ein Hund wandern auf einem Pfad in hügeliger Landschaft.

Eine Wandergruppe am Berg Belchen.

Klaus Hansen )

Pforzheim/Basel. Der knapp zehn Kilogramm schwere Rucksack drückt auf den Schultern, die Füße könnten eine Pause vertragen. Schritt für Schritt geht es bergauf durch grüne Wälder bis zum kahlen Gipfelplateau des Feldbergs, wo im Frühsommer manchmal noch Schnee liegt.

Der Wind pfeift, die Wanderer haben ihr wichtigstes Etappenziel auf dem Westweg erreicht, dem zweitältesten Fernwanderweg in Deutschland nach dem Rennsteig in Thüringen: 1493 hoch ist die Spitze des höchsten Bergs im Schwarzwald. Der grandiose Panoramablick über die Vogesen und den Oberrheingraben, die Schwäbische Alb und die Alpen entschädigt für alle Mühen.

Ein Wanderpaar genießt auf dem beliebten Schwarzwald-Westweg bei einer Pause am Herzogenhorn den Ausblick auf die hügelige und malerische Landschaft. Foto: Schwarzwald Tourismus/Chris Keller
Chris Keller)

Hochmoore und malerische Dörfer mit Fachwerkhäusern

Auf 12 bis 13 Tagesetappen geht es über Höhenzüge und Täler, durch Nadel- und Mischwälder. Hochmoore, Seen, saftige Wiesen und malerische Dörfer mit Fachwerkhäusern locken entlang der Strecke. Sie führt meist auf Schotter- oder Erdwegen durch die von Forst- und Weidewirtschaft geprägte Kulturlandschaft. „Der Weg ist so etwas wie die Initialzündung für das touristische Wandern“, sagt Jens Kuhr, Sprecher des Deutschen Wanderverbands.

Der Weg sei Vorreiter für andere Fernwege in den vergangenen Jahren gewesen. Der Wanderverband würdigt ihn mit dem Prädikat „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“. Eine Marketing-Kooperation von Tourismusverbänden nahm ihn in die Liste der 13 beliebtesten Wanderwege „Top Trails of Germany“ auf.

Das Westweg-Zeichen, eine rote Raute auf weißem Grund, leitet sicher über den Höhenweg. Wanderer müssen dafür körperliche Kondition mitbringen. Auf den von Ehrenamtlichen des Schwarzwaldvereins gut gepflegten und beschilderten Pfaden erschließt sich die landschaftliche Schönheit des Schwarzwaldes.

Mehr als 20.000 Wanderer, vor allem aus Deutschland und den Benelux-Staaten, reisen jährlich nach Schätzungen des Verbandes Schwarzwald Tourismus in Freiburg an, um den Westweg von Süden zu starten. Zwischen 15 und 30 Kilometer lang sind die Tagesetappen. Am Titisee in der Feldbergregion teilt er sich in eine westliche und östliche Strecke. Besonders sehenswert ist etwa das Hochmoor Kaltenbronn mit dem Wildsee im Nordschwarzwald – ein Relikt der letzten Eiszeit. Der 1360 Meter hohe Belchen zieht als sagenumwobener Berg der Kelten esoterische Sinnsucher an.

Am Titisee in der Feldbergregion teilt sich der Westweg in eine westliche und östliche Strecke. Foto: Schwarzwald Tourismus/Chris Keller
Schwarzwald Tourismus/Northabroad)

„Die abwechslungsreichen Landschaften, durch die man wandert, sind für mich ein Highlight“, sagt Rüdiger Staud aus Bretten. Den Westweg „machte“ er in mehreren Tagesetappen über einen Zeitraum von fünf Jahren. Auch wenn man häufig allein auf dem Weg ist, trifft man doch immer wieder Mitwandernde: Eine junge Österreicherin streift auf dem deutschen Teil des Europäischen Fernwanderwegs E1 von Flensburg nach Konstanz auch den Schwarzwald. Ein Ehepaar trägt Zelt und Campinggeschirr mit sich und übernachtet in Schutzhütten.

„Wandern macht einfach Spaß“, sagt Lena aus Ettlingen. Mit ihrer Mutter hat das Mädchen die Westvariante gewählt, die über die Gipfel von Feldberg, Belchen und Blauen führt. Wandern liege auch bei jüngeren Menschen wieder im Trend, sagt Kuhr.

Der Westweg führt durch Schutzgebiete wie zwei große Naturparks sowie den Nationalpark Schwarzwald und das Biosphärengebiet Schwarzwald. Mit etwas Glück sieht man seltene Tier- und Pflanzenarten wie das Auerhuhn, den Luchs, den gelben Enzian oder Orchideen. Heiß diskutiert zwischen Landwirten und Naturschützern wird die Rückkehr des Wolfes: „Schützt unsere Herden“ fordern Plakate im Südschwarzwald.

Borkenkäfer haben am Feldsee viele Bäume zerstört

Auch die Auswirkungen des Klimawandels können auf dem Westweg betrachtet werden: Borkenkäfer haben etwa am Feldsee viele Bäume zerstört. Der Orkan Lothar verwüstete 1999 den Nordschwarzwald, die Wiederaufforstung wird noch Jahrzehnte dauern. Problematisch ist die sinkende Zahl von Übernachtungsmöglichkeiten. Wanderer müssen oft zusätzliche Kilometer zurücklegen, um ein Hotel zu finden.

Verbesserungen sollen Gepäcktransporte, Fahrzeug-Transfers oder Übernachtungen in Trekking-Camps bringen, sagt Jens Großkreuz von Schwarzwald Tourismus und wirbt: „Noch immer ist der Westweg ein lohnendes Wander-Abenteuer.“

Wanderung im Nordschwarzwald an der Goldenen Pforte in Pforzheim. Foto. Schwarzwald Tourismus/Christoph Düpper
Schwarzwald Tourismus/Christoph Düpper)

Erster Fernwanderweg in Deutschland

Für viele Wanderinnen und Wanderer ist der Schwarzwald-Westweg ein Klassiker. Im Sommer und Herbst 1900 – vor 125 Jahren – schilderten ihn zwei Mitarbeiter des Badischen Schwarzwaldvereins als ersten Fernwanderweg in Deutschland durchgängig aus. Der Höhenweg verläuft quer durch den Schwarzwald von Pforzheim nach Basel in der Schweiz.

Der Westweg ist rund 285 Kilometer lang und verbindet zehn über 1000 Meter hohe Gipfel von Deutschlands größtem Mittelgebirge miteinander.

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