Wenn die Blätter und die Börsenkurse fallen

„Eine Festzeit für die Erinnerung an Leiden und vergangene Freuden der Liebe.“

Friedrich Hölderlin, Dichter

Herbst ist die Hochzeit der Melancholiker, mit all der Schönheit seines Lichts und seiner Farben. Vor allem das fallende Laub der Bäume mahnt an Vergänglichkeit und Verfall. Viele Dichter haben sich vom Herbst inspirieren lassen, so auch der schwäbische Eduard Mörike für sein Gedicht „Septembermorgen“: „Bald siehst Du, wenn der Schleier fällt/Den blauen Himmel unverstellt/Herbstkräftig die gedämpfte Welt/In warmen Golde fließen“.

„Aus den Träumen des Frühlings wird im Herbst Marmelade gemacht.“
Peter Bamm, Arzt

Nüchternere Naturen wie (Wein-)Bauern und Börsianer haben eine andere Perspektive auf diese Jahreszeit. Nun gilt es, die Ernte einzufahren. Das wird schon sprachgeschichtlich klar: Das Wort Herbst hat denselben Ursprung wie Harvest, das im Englischen heute noch Ernte bedeutet. Im Süddeutschen lebt die ursprüngliche Bedeutung des Wortes bis heute im Dialekt- wie Fachausdruck für die Weinlese weiter: herbsten.

„Stürme des Herbstes, wilde, wüste Gesellen, wie liebe ich euch!“

Emil Gött, Schriftsteller

Und Investoren wie Spekulanten an der Börse bringen oft noch ihre Schäfchen ins Trockene, wenn der Oktober naht. Denn der gilt seit dem Schwarzen Donnerstag an der New Yorker Wall Street, dem Börsenkrach vom 24. Oktober 1929, und der darauffolgenden Weltwirtschaftskrise als Mutter aller Crashs und Krisen.

Wenn die Natur in den Herbst umkippt, eginnt auch im Menschen manches zu welken.“

Adolf Reitz, Sachbuchautor

Schon 30 Jahre zuvor warnte US-Schriftsteller Mark Twain vor diesem Monat – mit Augenzwinkern. „Oktober. Dies ist einer der besonders gefährlichen Monate, um am Aktienmarkt zu spekulieren. Die anderen sind Juli, Januar, September, April, November, Mai, März, Juni, Dezember und Februar.“