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Schifffahrt

Die Dampfschifffahrt hat den Fluss-Verkehr revolutioniert

Am Rhein hat sich einiges getan. Mit Beginn des Schiffsverkehrs verkürzten sich die Reisezeiten. Dazu trug auch die Großherzoglich Badische Rheindampfschifffahrtsgesellschaft bei, die vor 200 Jahren gegründet wurde. Ralf Schick und dpa
Dampfschiffe auf einem Fluss, im Hintergrund Gebäude und Bäume.

Die vor 200 Jahren entstandene Dampfschifffahrt auf dem Rhein hat den Personen- und Transportverkehr erheblich beschleunigt.

imago/Arkivi)

Karlsruhe/Mannheim. „Seit Anfang des 19. Jahrhunderts diente die Dampfmaschine als Antrieb für Schiffe. Mit ihrer Hilfe ließen sich Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit der Binnenschiffe deutlich steigern“, heißt es beim Rheinmuseum in Emmerich.

Die erste Dampfschifffahrtsgesellschaft wurde am 24. September 1822 in Rotterdam gegründet. Ein paar Monate später wurde dann der erste planmäßige Verkehr für Güter und Personen zwischen Rotterdam und Antwerpen aufgenommen.

Als nächstes Ziel nahmen sich die Gesellschaften die Strecke bis nach Köln vor und suchten nach Aktionären, die das Geld dazu investierten. Und gewannen unter anderem den Stuttgarter Verleger Johann Friedrich Cotta dafür. „Mit der Dampfschifffahrt ist der Passagiertransport aufgekommen und der Gütertransport ausgebaut worden“, sagt Geschichtsprofessor Kurt Möser vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) anlässlich der Gründung der Großherzoglich Badischen Rheindampfschifffahrtsgesellschaft im September 1825.

Als erste Firma habe die Schifffahrtsgesellschaft Personen und Fracht zwischen Mannheim und Basel befördern wollen, sie sei jedoch bald von anderen Unternehmen übernommen worden.

Mit jedem Hochwasser wurden ganze Dörfer weggeschwemmt

Vor 1800 hätten Menschen den Rhein vor allem zum Baden, Fischen oder zur Jagd in den Auen genutzt, sagt Möser. „Schifffahrt war eher schwierig.“ Der Fluss habe mit jedem Frühjahrshochwasser sein Bett geändert und ganze Dörfer weggeschwemmt.

100 Jahre später sei das etwas völlig anderes gewesen. Auf dem Wasser habe sich die erste Verkehrsrevolution – noch vor der Eisenbahn – abgespielt, mit dem Regulieren von Flüssen in Form von Kanälen. «Das begann im Mutterland der Industrialisierung, in England.» Die wirkliche Revolution sei dann das Auftauchen erster Dampfschiffe gewesen.

Anfangs hätten Dampfschlepper mit großen Rädern an den Seiten anhängende Kähne mit den Waren gezogen: etwa Kohle rheinaufwärts, Schrott rheinabwärts. In vielen Städten siedelten sich in der Folge Unternehmen an, mittelgroße Städte wie Mannheim seien vor allem dank der Schifffahrt um ihren Hafen herum gewachsen.

Im Güterverkehr wurden mit der Zeit Motorschiffe immer wichtiger, während der Personenverkehr Konkurrenz von der Eisenbahn bekam: Sie war schneller und fuhr auch zielgerichteter ins Land hinein.

Am Rhein entstanden im Lauf der Jahre immer mehr regionale Schifffahrtsbetriebe unter anderem in Köln, Boppard, Düsseldorf oder Duisburg. Doch mit dem Bau der Eisenbahnstrecken entlang des Flusses sank die Zahl der Passagiere. Und es entwickelte sich allmählich ein reiner Saisonbetrieb für Ausflugsfahrten.

1857 waren sieben Schifffahrtsgesellschaften mit zusammen 46 Schiffen für den Güter- und Personenverkehr auf dem Rhein gemeldet. Außerdem gab es noch elf Gesellschaften, die nur Güterschiffe betrieben, schreibt der Schweizer Historiker Paul Koelner im Jahr 1954 in seinem Buch „Die Basler Rheinschiffahrt vom Mittelalter zur Neuzeit“.

Viele kleine und lokale Schifffahrtsunternehmen boten nur Fahrten für Tagestouristen an, ab dem Jahr 1960 veränderte sich allerdings die Rheintouristik enorm: es wurden jetzt mehrtägige Reisen mit modernen Kabinenschiffen von Rotterdam nach Basel angeboten.

Mit Blick auf Klimawandel und Umweltverschmutzung nennt Möser weitere Veränderungen im Laufe der Zeit: Wassermangel spiele heutzutage öfter als früher eine Rolle, dann könnten Schiffe nicht vollgeladen werden oder mitunter sogar gar nicht fahren.

Auf der anderen Seite seien die Winter milder geworden. „In den 60ern sind die Schiffe auf dem Rhein sogar mal festgefroren“, berichtet Möser.

Die Schwimmer in Mannheim hielten sich an den Schiffen fest

Damals seien noch Menschen etwa in Mannheim im Rhein geschwommen, hätten sich an Schiffen festgehalten und mitziehen lassen.

Aufgrund der damit verbundenen Gefahren wie auch durch Strömungen, aber auch wegen der immer schlechter werdenden Wasserqualität seien damals auch immer wieder mal Badeverbote verhängt worden. „Heute ist der Rhein sehr viel sauberer“, betont Möser.

Zwei Rhein-Dampfschiffe

Die ‚Concordia‘ war das erste deutsche Dampfschiff auf dem Rhein. Sie war 45 Meter lang, fünf Meter breit und konnte 230 Passagiere und knapp 60 Tonnen Fracht befördern. Angetrieben wurde sie mit einer Einzylinder-Dampfmaschine mit 70 PS Leistung. Im Jahr 1827 wurde dann noch die ‚Friedrich Wilhelm‘ als zweites Schiff in Dienst gestellt. Mit diesen beiden Schiffen wurde der Linienverkehr auf dem Rhein zwischen Köln und Mainz aufgenommen.

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