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Drei Kommunen teilen sich eine Verwaltung

Forchtenbergs Rathauschef Michael Foss (rechts) hat die Kooperation mit seinen Amtskollegen Rainer Züfle (Mitte) in Weißbach und Achim Beck in Niedernhall angestoßen.
privat)Forchtenberg. Zwei Städte und eine Gemeinde haben im Hohenlohekreis ihre Kräfte gebündelt. Seit 2018 gibt es dort eine gemeinsame Kämmerei, seit 2022 teilen sie drei zentrale Fachämter auf die drei Rathäuser auf: Die Kämmerei kam aus Platzgründen nach Forchtenberg , das Hauptamt nach Niedernhall und das Bauamt nach Weißbach .
Schon zuvor waren die drei Kommunen im Gemeindeverwaltungsverband Mittleres Kochertal organisiert und arbeiteten bei der Flächennutzungsplanung zusammen. Im Jahr 2022 haben die Kochertal-Kommunen zudem einen Abwasserzweckverband gegründet, der eine neue Gemeinschaftskläranlage errichtet. Der Spatenstich war in diesem Monat.
Heute liegt ein Großteil der Verwaltungsaufgaben bei den 40 Beschäftigten des Gemeindeverwaltungsverbands. Eigenständig geblieben sind die Aufgaben der Bürgermeister, deren Vorzimmer sowie der Bürgerservice unter anderem mit dem Einwohnermeldewesen.
Die Stellen durch die größere Einwohnerzahl attraktiver geworden
„Unsere Erfahrung zeigt, dass die interkommunale Zusammenarbeit sehr gut funktioniert“, erklärt Forchtenbergs Rathauschef Michael Foss (CDU), der das Modell gemeinsam mit seinen Amtskollegen Rainer Züfle in Weißbach und Achim Beck in Niedernhall initiierte. Die Bündelung von Kräften und die höhere Spezialisierung hätten klare Synergieeffekte gebracht. „Früher brauchte jede Gemeinde für alles einen Spezialisten, heute können wir Aufgaben bündeln“, sagt Foss. Ein Beispiel sei die Grundsteuerreform, die eine völlig neue Einarbeitung verlangte.
Dass die Kooperation Kosten spart, davon ist Foss überzeugt. Genaue Vergleiche seien jedoch schwierig, weil sich Aufgaben und Löhne über die Jahre verändert haben. „Es liegen aber in jedem Fall Synergien vor, weshalb Kosteneinsparungen erzielt werden können“, betont er. Außerdem seien die Stellen durch die größere Einwohnerzahl attraktiver geworden. Forchtenberg zählt 5300 Einwohner, Niedernhall 4000 und Weißbach 2000. „Wir sind jetzt als Verwaltung für rund 11 000 Einwohner aufgestellt und erhalten deutlich bessere und qualitativ hochwertigere Bewerbungen als vor 2018 – obwohl der Fachkräftemangel zugenommen hat“, so Foss. Das liege an der klaren Verwaltungsstruktur, besseren Vertretungslösungen und den größeren Verantwortungsbereichen.
Eine zentrale Rolle spielt die Digitalisierung: „Wir haben unter anderem alle Bauakten digitalisiert, ein einheitliches Dokumentenmanagementsystem eingeführt und einen digitalen Rechnungsworkflow aufgebaut“, berichtet Foss.
In Baden-Württemberg gibt es 270 Verwaltungsgemeinschaften
In Baden-Württemberg gibt es laut Innenministerium 270 Verwaltungsgemeinschaften. Nur wenige arbeiten jedoch so eng zusammen wie die Kochertal-Kommunen. Wichtige Voraussetzung: Zwischen Rathauschefs muss das Vertrauen stimmen.
Die neue Struktur sei am Anfang ein Kraftakt gewesen, sagt Foss. Besonders bei Personalfragen sei eine erhöhte Abstimmung nötig. Dies könne durchaus als Nachteil gesehen werden. Die Effizienzsteigerungen überwögen den Mehraufwand jedoch bei weitem. Eine Fusion der Kommunen käme für Foss trotz der engen Zusammenarbeit nicht infrage. Schon in den 1970er-Jahren wurden im Zuge der Gebietsreform fünf selbstständige Gemeinden zu einer Stadt zusammengelegt.
Das Interesse ist groß, doch in die Umsetzung gehen wenige
„Fusionen bedeuten oft einen Identitätsverlust, deshalb sollte man damit sehr vorsichtig sein. Auch nach 50 Jahren ist die Gebietsreform in vielen Gemeinden noch nicht ganz überwunden“, sagt Foss. Durch den Verband bleibe die Selbstständigkeit und Entscheidungshoheit vor Ort erhalten. „Seit wir unser Modell umgesetzt haben, haben uns schon über zehn Bürgermeister-Delegationen besucht, die sich über unsere interkommunale Zusammenarbeit informieren wollten“, so Foss. Das Interesse sei groß, doch in die Umsetzung kommen die interessierten Gemeinden leider nur selten.