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Kolumne: Jule Rona Eccard

„Nett hier“ – aber reicht es jetzt langsam mit den Stickern?

Unsere Autorin wohnt seit einigen Wochen im US-Bundesstaat North Carolina. Dort hat sie – selbstverständlich – schon einen „Nett hier“-Sticker gefunden. Die beigen oder gelben Klebeovale sind schon Kult und auf der ganzen Welt zu finden. Haben es der Hype und die vielfältig abgewandelten Gags zum Sticker zu weit getrieben oder hat das erfolgreiche Marketing auch „nette“ Seiten?
Aufgeklebte Sticker, Skyline und Brücke im Hintergrund, Menschen auf Gehweg.

Aufkleber "Nett hier" an der Brooklyn Bridge in New York.

IMAGO/imageBROKER/Uwe Kazmaier)

Worüber freuen sich Baden-Württemberger im Ausland? Die „Nett hier“-Sticker! Falls Sie in den vergangenen Jahren nicht etwa in Manhattan oder auf dem Mount Everest unterwegs waren und es sogar geschafft haben, in den sozialen Medien keinen der Aufkleber gesehen zu haben (was das viel größere Kunststück wäre): Es geht um die beigen Sticker mit dem Schriftzug: „ Nett hier.“ Und darunter kleiner: „Aber waren Sie schon mal in Baden-Württemberg?“ Mittlerweile ein weltweit zitiertes Paradestück für Ländermarketing, erst vergangene Woche berichtete beispielsweise die Financial Times.

Entstanden ist das Klebekunstwerk noch in Zeiten der Kampagne „Wir können alles. Außer Hochdeutsch“. In der Berichterstattung scheint zwar die Meinung vorzuherrschen, dass diese erste Generation noch nicht so der Renner war . Gestickert und darüber geredet wurde aber in den 2010er-Jahren durchaus reichlich, wenn auch vielleicht eher im Hintergrund, also offline.

Neuer Look und neuer Hype seit „The Länd“

Seit vier Jahren ist der Südwesten nun „The Länd“ und natürlich sind die Sticker nun auch im „ländgelben Look“ im offiziellen Shop zur textmarkergelben Kampagne erhältlich. Und spätestens mit dem Extra-Hype von TikTok und Instagram durch die Pandemie wurden „Nett hier“ nicht mehr nur an Laternenpfosten und Aussichtsplattformgeländer gebäbbt, sondern online geteilt, gehyped, bejubelt. Ein (inoffizieller) Account, der die Sticker-Fotos postet, hat mehr als hunderttausend Follower bei Instagram.

Abseits von Land, Kampagnen und Marketingagenturen können fertige Sticker oder eigene witzige Abwandlungen auf diversen Websites bestellt werden.

„Nett hier“-Varianten sind zum Trend geworden

Mittlerweile wurden der Sticker und sämtliche Varianten – vom flachen Abklatsch anderer Bundesländer über politische Botschaften junger Wilder – schon so oft irgendwo abgelichtet, bei Reddit durchdiskutiert, in Instagram Reels gepackt und meme-ifiziert, dass sie mir und vielen unter 30 nur noch selten mehr als ein müdes Lächeln entlocken.

Schade eigentlich. Denn mit dem Sticker zeigt der Südwesten nicht nur der ganzen Welt, wie interaktives Marketing funktioniert – er bringt auch denen, die länger als im Urlaub weg sind, a Stückle Heimatgefühl.

Zur Kolumnistin

Jule Rona Eccard gehört zu den Jahrgängen zwischen den Millennials und der Generation Z und ist auch sonst in mehreren Welten zuhause: Sie studiert Literatur an der Duke University, hat als Online-Redakteurin beim Staatsanzeiger gearbeitet, Rhetorik in Tübingen sowie Kommunikationswissenschaft in Hohenheim studiert und war davor im Marketing unterwegs – „irgendwas mit (Online-)Medien“ ist also ihr Spezialgebiet.

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