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Psychische Störungen führen zu langen Ausfallzeiten

Psychische Belastungen spielen im Arbeitsleben eine zunehmende Rolle. Viele Behörden haben deshalb ein betriebliches Gesundheitsmanagement eingeführt.
imago images/Westend61)Stuttgart/Freiburg . Tatsächlich, so zeigen die Auswertungen des Gesundheitsreports der Betriebskrankenkassen (BKK), treten psychische Störungen als Arbeitsunfähigkeits-Ursache verhältnismäßig selten auf, jedoch lag die Höhe der Fehlzeiten wegen psychischer Störungen im Jahr 2024 weit über dem Durchschnitt anderer Erkrankungsarten. „Viele Betroffene sind oft erst nach Wochen oder Monaten wieder einsatzfähig“, heißt es im BKK-Report.
Dem BKK-Gesundheitsreport zufolge sammeln Frauen im Laufe eines Jahres im Durchschnitt mehr Arbeitsunfähigkeits-Tage als Männer. Davon sind alle Altersgruppen betroffen. Dementsprechend weisen Frauen auch mehr Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen auf. Männliche Berufstätige seien hingegen häufiger von Muskel-Skelett-Erkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Verletzungen betroffen.
Auch im Regierungspräsidium Freiburg geht man davon aus, dass die Zahl der Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen in den vergangenen Jahren zugenommen hat. „Statistisch belegen können wir diese Vermutung allerdings nicht, da die Krankmeldungen ohne Nennung der Diagnose erfolgen“, sagt Pressesprecherin Heike Spannagel.
Die psychischen Belastungen nehmen in Krisenzeiten zu
„Aus den Gesprächen der psychologischen Beratung bei uns im RP wissen wir, dass die psychischen Belastungen zum Beispiel durch die Krisen unserer Zeit und die entsprechende Nachrichtenlage verbunden mit der Schnelligkeit der Kommunikation zugenommen haben“, ergänzt Spannagel. „Dies führt zu Anpassungsstörungen und in einigen Fällen auch zu psychischen Erkrankungen.“, so die Sprecherin weiter.
„Da dem Arbeitgeber bei Krankheitsfällen die Diagnosen grundsätzlich nicht bekannt sind, verfügen wir auch über keine belastbaren Erkenntnisse“ zu diesem Thema, schreibt Sabrina Lorenz, Pressesprecherin im Regierungspräsidium Tübingen.
Wie überall in den Behörden führt auch die Oberfinanzdirektion Baden-Württemberg (OFD BW) in Karlsruhe keine statistischen Aufzeichnungen über die Gründe der gemeldeten Fehlzeiten der Beschäftigten. „Wir nehmen jedoch wahr, dass die Arbeitsanforderungen sich rasant verändern, insbesondere durch die fortschreitende Digitalisierung und den demografischen Wandel“, sagt Sprecherin Vanessa Strauch.
Das habe Auswirkungen auf jeden Menschen und auch auf die Gesundheit. „Die Steuerverwaltung hat daher zur Prävention und Unterstützung (sämtlicher anfallender Krankheiten) ein professionelles Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) implementiert“, betont Strauch. Ziel sei, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, in der Gesundheit, Wohlbefinden und persönliche Entwicklung verankert sind. „Dabei verstehen wir unser BGM nicht als kurzfristige Maßnahme, sondern als strategischen Bestandteil einer modernen Organisationskultur.“
Das BGM halte eine Vielzahl an Instrumenten bereit wie etwa sämtliche dem Arbeits- und Gesundheitsschutz unterliegenden Maßnahmen, die Betriebliche Gesundheitsförderung (BGf), die sich mit Verhaltensprävention durch die Gesundheitszirkel (Bewegung, Ernährung, Stress) in allen Dienststellen beschäftigt. „Oder beim Thema Personalmanagement und Personalentwicklung individuelle psychologische Beratungs- und Coachingangebote“, betont Strauch.
„Unsere Rolle besteht darin, Unterstützung und Ressourcen bereitzustellen, beispielsweise über ein betriebliches Eingliederungsmanagement, um die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Mitarbeitenden zu fördern und zu erhalten“, sagt Stefanie Paprotka, Pressesprecherin im Regierungspräsidium Stuttgart.
„Was die Frage nach der Häufigkeit von psychischen Störungen als Arbeitsunfähigkeitsursache im öffentlichen Dienst betrifft, so ist dies ein Thema, das von vielen Faktoren abhängt, einschließlich der Art der Arbeit, des Arbeitsumfelds und der individuellen Umstände der Mitarbeitenden“, betont Paprotka.
Psychische Belastungen und Stress im Arbeitsleben
Psychische Belastungen und Stress spielen im Arbeitsleben eine Rolle. „Gleichwohl ist es schwierig, pauschale Aussagen über die Häufigkeit oder die Auswirkungen von psychischen Störungen im öffentlichen Dienst zu treffen, ohne konkrete Daten und Forschungsergebnisse zu haben“, ergänzt die Sprecherin.
Der öffentliche Dienst umfasse allerdings eine breite Palette von Berufen und Arbeitsumfeldern, sodass die Gesundheitsherausforderungen je nach Bereich und Tätigkeit variieren können. Der Fokus beim Regierungspräsidium Stuttgart liege darauf, „ein unterstützendes und gesundes Arbeitsumfeld zu schaffen, das die physische und psychische Gesundheit aller Mitarbeitenden fördert und erhält“, betont Paprotka.
Auf flexible Arbeitsbedingungen reagieren
Laut BKK Gesundheitsreport melden sich immer mehr Beschäftigte wegen psychischen Krankheiten arbeitsunfähig. Franz Knieps, Vorstandsvorsitzender des BKK Dachverbandes, sieht vor allem die Unternehmen in der Verantwortung. „Gute Arbeit, bei der die Beschäftigten Freiräume haben und sich mit ihrem Betrieb und Unternehmen identifizieren können, setzt Motivationsschübe frei und sorgt dafür, dass Arbeit nicht als Belastung empfunden wird“, betont Knieps.