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Sterne über der Amtsstube

Florian Zejewski residiert in Hamburg und nennt sich selbst „Verwaltungspunk“ und will unkonventionelle Ideen in den öffentlichen Dienst einbringen. Er hat in Mannheim, Tübingen und Bielefeld studiert und berät Kommunen, Behörden oder Hochschulen für bessere Prozesse.
Getty Images/privat)Neulich saß ich wieder bis spät in die Nacht vorm Bildschirm, um ein Projekt fertigzustellen und blickte aus dem Fenster in den klaren Sternenhimmel. Da stand er: der Nordstern, unerschütterlich an seinem Platz, während das Universum um ihn herum zu rotieren schien. Gleichzeitig summte die neue KI-Software vor sich hin und spuckte etwas aus, das aussah, als ob Salvador Dalí sich einen Verwaltungsakt vorstellte. „Sehr geehrte Damen und Herren“, schlug die künstliche Intelligenz vor, „Ihr Antrag auf Realitätsprüfung wird von unserem digitalen Orakel bearbeitet.“ Halluziniert die KI oder ist es einfach Zeit, nach Hause zu gehen?
Computer entwickeln ein Eigenleben
Während mein Kopf vom Bildschirm zu den Sternen schweift und wieder zurück, denke ich an Haruki Murakami, in dessen Büchern Menschen plötzlich im Brunnen verschwinden oder Katzen sprechen. Vielleicht leben wir längst in so einem Roman, nur dass bei uns der Computer langsam ein Eigenleben entwickelt, während die Sterne schweigen.
Früher waren Wetterleuchten und Sterne noch klare Orientierungsmarken. Heute helfen uns Notizzettel im Aktenordner, zufällig angeheftete Erinnerungen und Meetings, bei denen keiner so recht weiß, worum es geht – außer um eine wunderbare Kaffee- und Plätzchenverkostung. Das Planetarium erlaubt jedem einen Einblick in meine Phantasie, etwa mit Vorstellungen über „Kosmische Bewusstseinserweiterung und die Quantenphysik des Verwaltens“.
Wenn Verwaltung eine Kunstform, ja Magie ist
Ohne ein bisschen Hokuspokus oder einen festen Glauben geht es wohl nicht. Gestern fragte ich die KI: „Glaubst du, dass Verwaltung eine Kunstform ist?“ Sie antwortete: „Nein, Verwaltung ist Magie. Anträge werden in Bescheide, Chaos in Ordnung und Verzweiflung in Hoffnung verwandelt. Das können nur Magier.“
Das beruhigte mich und ich klappte den Laptop zu. Zeit, die Sterne zu bewundern und schlafen zu gehen. Wir sind Grenzgänger zwischen Welten aus analogem und digitalem Papierkram, Ratio und Intuition, Aktenschrank und Akasha-Chronik. Und fragt jemand, warum es manchmal so lange dauert, zeigen wir zum Nordstern und sagen: „Weil manche Verwandlungen Zeit brauchen und im Universum erst die richtigen Sterne geboren werden mussten, bevor Leben entstehen konnte.“