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Kinderbetreuung

Neuer Bildungsgang: Als Quereinsteiger in der Kita durchstarten

Mit „Direkteinstieg Kita“ gibt es einen neuen Bildungsgang, der für mehr Personal in den Kindertagesstätten sorgen soll. Die zweijährige Ausbildung zur pädagogischen Fachkraft ist praxisintegriert und attraktiv vergütet. Jetzt wird das Angebot weiter ausgerollt.

Der Fachkräftemangel an Kitas ist besonders groß. Deshalb können künftig auch Quereinsteiger mit einem neuen Bildungsgang dort arbeiten.

IMAGO/Frank Hoermann / SVEN SIMON)

Friedrichshafen. Die Personalnot in der Kinderbetreuung ist riesig. In Friedrichshafen beispielsweise ist aktuell der Kindergarten in einer nagelneuen Kita im Ortsteil Fischbach für zwei Wochen geschlossen, weil wegen Personalmangel und Krankheit der Betrieb nicht aufrechterhalten werden kann, teilte die Stadt mit.

Eine für die Eltern extreme Entscheidung, aber sicher kein Einzelfall: Eine große Mehrheit der Kita-Leitungen in Baden-Württemberg klagt erneut über einen verschärften Personalmangel, geht aus einer aktuellen Umfrage des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) hervor. Knapp 85 Prozent der befragten Leitungskräfte gaben an, der Personalmangel habe sich im vergangenen Jahr verschärft. Es sei noch schwieriger geworden, offene Stellen mit passenden Bewerbern zu besetzen.

Umso wichtiger sind neue Wege, qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen. Das leistet der Bildungsgang „Direkteinstieg Kita“, der insbesondere Quereinsteiger anspricht. Das Programm startete im Herbst 2023 und geht aus einer Kooperation zwischen Kultusministerium und Bundesagentur für Arbeit in Baden-Württemberg hervor. Nur 23 Monate dauert die verkürzte Ausbildung zum Sozialpädagogischen Assistenten, die sonst auf drei Jahre ausgelegt ist.

600 Quereinsteiger haben die duale Ausbildung begonnen

Die Qualifizierung ist praxisorientiert und attraktiv vergütet. Vielleicht deshalb hat sich der neue Bildungsgang vom Start weg als Erfolgsmodell etabliert. 600 Quereinsteiger haben bereits im vergangenen September die duale Ausbildung an insgesamt 15 öffentlichen und neun privaten Schulstandorten begonnen.

Ab kommenden September wird der „Direkteinstieg Kita“ nun auch im Allgäu und in der Region Bodensee-Oberschwaben angeboten. Für Simon Blümcke, Erster Bürgermeister der Stadt Ravensburg, ist das neue Angebot das Ergebnis pragmatischer Zusammenarbeit gegen den Fachkräftemangel über alle politischen Ebenen hinweg.

„Familien brauchen diese Angebote und die Wirtschaft erhält durch gute Versorgung mit Betreuung verlässlich Fachkräfte“, sagte Blümcke bei der Vorstellung des Programms.

In Ravensburg oder Leutkirch haben Quereinsteiger die Wahl zwischen zwei Berufsfachschulen. Die theoretische Ausbildung umfasst im ersten Jahr drei Unterrichtstage, im zweiten Schuljahr zwei Unterrichtstage. Mathias Auch, der Leiter der Agentur für Arbeit Konstanz-Ravensburg, ist zuversichtlich, dass die dafür benötigte Zahl an Schülern erreicht wird, um im September an beiden Standorten zu starten.

Die Qualifizierung richtet sich an Berufstätige, Wiedereinsteiger und Erwerbslose, die sich beruflich neu orientieren wollen. Der Bildungsgang eignet sich aber auch für angelernte Hilfskräfte, die bereits in Kindertageseinrichtungen oder Grundschulen arbeiten und einen qualifizierten Abschluss erwerben möchten. Voraussetzung ist ein Haupt- oder Werkrealschulabschluss. Außerdem muss eine mindestens zweijährige abgeschlossene Berufsausbildung nachgewiesen werden, ebenso wie ein Arbeitsvertrag mit einer Kita. Für Teilnehmer mit mittlerer Reife ist nach zwei Jahren auch eine Weiterqualifizierung zum Erzieher möglich.

Der große Vorteil von „Direkteinstieg Kita“ ist aber nicht nur die kurze Zeit, um einen Abschluss auf Fachkraftniveau zu erreichen. Schon während der Ausbildung lockt eine attraktive Vergütung, da die Teilnehmer in einer Kita angestellt sind und hier auch tageweise als Kinderpfleger arbeiten. Das Gehalt liegt nach Angaben der Agentur für Arbeit bei rund 2800 Euro brutto. Damit ist die Ausbildung auch für Menschen interessant, die mitten im Leben stehen und sich das bisher nicht leisten konnten.

Sozialpädagogische Assistentinnen kümmern sich laut Bundesagentur für Arbeit vor allem um Säuglinge und Kleinkinder. Auch die Eltern beziehen sie mit in ihre Tätigkeit ein. Sie sorgen für pädagogisch interessantes und altersgemäßes Spielmaterial und leiten die Kinder beim Spielen an. Je nach Altersgruppe basteln, musizieren und turnen sie mit den Kindern. Sie helfen bei der Körperpflege und wirken bei der Versorgung kranker Kinder mit.

Für die Kita-Träger werden Quereinsteiger zu Fachkräften

Zudem erledigen sie Hausarbeit, soweit diese mit der Kinderbetreuung in Zusammenhang steht, also zum Beispiel die Essenszubereitung. Teilweise unterstützen sie auch die pädagogische Arbeit mit Jugendlichen. Für die Kita-Träger werden die Quereinsteiger schon während der Ausbildung zu Fachkräften, die beim Betreuungsschlüssel im zweiten Ausbildungsjahr mit 0,2 Stellenanteilen berücksichtigt werden können. Mit Abschluss des Moduls 2 oder 3 gelten sie als voll ausgebildete Fachkräfte.

Bildungsgang in der Region Bodensee-Oberschwaben

In der Kinderbetreuung ist der Fachkräftemangel mit Händen zu greifen. „Umso wichtiger ist es neue Wege in der Personalgewinnung zu gehen“, schreibt die Agentur für Arbeit Konstanz-Ravensburg. Mit dem Bildungsgang „Direkteinstieg KITA“ werden insbesondere Quereinsteiger angesprochen, für die bislang aus finanziellen Gründen oder aufgrund der Zugangsvoraussetzungen eine (Zweit-)Ausbildung im Bereich der frühkindlichen Bildung nicht infrage kam.

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