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Frauenwirtschaftstage

Arbeiten als Duo: Jobsharing erlaubt flexible Karriere

Zum Auftakt der Frauenwirtschaftstage Baden-Württemberg berichteten Frauen und Männer über ihre Jobmodelle und diskutierten gemeinsam, wie Gleichberechtigung in Arbeit und Alltag gelebt werden kann.

Bei der Auftaktveranstaltung der Frauenwirtschaftstage BW im Haus der Wirtschaft erklärt 
Ester Himmen das Jobmodell „Jobsharing“.

Achim Zweygarth)

Stuttgart. Frauen und Mütter sind in Führungspositionen und Expertenjobs noch immer deutlich seltener vertreten als Männer. Gleichzeitig wünschen sich viele Männer und Väter mehr Zeit für ihre Familien, als es ihr Berufsalltag zulässt. Obwohl das schon lange kein Tabuthema mehr ist, hat sich noch nicht viel getan: Bei der Auftaktveranstaltung der Frauenwirtschaftstage BW im Haus der Wirtschaft diskutierten die Teilnehmer, wie sich Gleichberechtigung in Beruf und Alltag weiter stärken lässt.

Im Mittelpunkt steht bei den diesjährigen Frauenwirtschaftstagen die Teamarbeit von Frauen und Männern – und die Vorteile, die neue Arbeitsmodelle bieten können. Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) hörte dazu den Vortrag einer Expertin für „Jobsharing“ und die Erfahrungsberichte erfolgreicher gemischter Teams. Ein Ehepaar berichtete von seiner Arbeit im gemeinsamen Unternehmen, ein weiteres Duo schilderte seine Erfahrungen in einer geteilten Führungsposition. Immer mehr Unternehmen bieten die Möglichkeit, eine Position im Jobsharing zu übernehmen. Zwei Personen teilen sich dabei eine Voll- oder Teilzeitstelle und bringen ihre individuellen Stärken ein. Dabei kann der Beschäftigungsanteil variieren, meist zwischen 50 und 80, aber auch manchmal bis 100 Prozent.

Jobsharing als ein modernes Arbeitsmodell

Ein Beispiel dafür gaben Marcel Bokan und Sabine Felger-Heinrich von der Robert Bosch GmbH, die sich mit jeweils 80 Prozent Beschäftigungsumfang eine Assistenzstelle teilen. Ihr Fazit ist positiv: Dank ihrer unterschiedlichen beruflichen Hintergründe profitiert ihr Unternehmen doppelt. Jeder übernimmt die Aufgaben, in denen er seine Stärken hat.

Esther Himmen, Gründerin der Beratungsfirma Joyntleading, ist vom Konzept des Jobsharings überzeugt: „Wenn Frauen und Männer bewusst zusammenarbeiten, entstehen starke Teams. Im Beruf und zu Hause.“ Dabei können die Aufgaben im Team entweder durch Splitting oder Pairing verteilt werden. Beim Splitting werden die Aufgaben, wie beim Bosch-Duo, nach den jeweiligen Stärken vergeben. Beim Pairing werden Aufgaben gemeinsam bearbeitet. Für die erfolgreiche Zusammenarbeit empfiehlt Himmen, die richtigen Weichen zu stellen: Die Partnerwahl sei dabei genauso wichtig wie eine klare Kommunikation. Dann wären die Teams in der Lage, voneinander zu lernen und eine gesunde Feedback-Kultur zu schaffen.

Jobsharing könnte in Zukunft beide Geschlechter entlasten. Mütter könnten leichter Führungspositionen übernehmen und den Wiedereinstieg ins Berufsleben besser gestalten. Gleichzeitig könnten Männer mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen und sich stärker im privaten Alltag einbringen. Denn Gleichberechtigung sollte nicht nur im Beruf, sondern auch zu Hause gelebt werden. Trotzdem haben mehr als die Hälfte aller Frauen nie von dem neuen Arbeitsmodell gehört. Bei Männern sind es über siebzig Prozent.

Sorgearbeit ist ungleich zwischen Mann und Frau verteilt

Frauen tragen noch immer den Großteil der Sorgearbeit. Bei der Veranstaltung wird erklärt: Frauen leisten rund 44 Prozent mehr unbezahlte Arbeit als Männer. Das beinhaltet Aufgaben von der Kinderbetreuung bis zur Organisation des Familienalltags. Diese Mehrfachbelastung sei nicht tragbar, erklärt Ministerin Hoffmeister-Kraut: „Wir brauchen eine tatsächliche Gleichstellung in Wirtschaft und Gesellschaft.“

Denn wenn die Arbeit zu Hause ungleich verteilt war, gab es Reibereien auf der Arbeit und im Privaten, berichtet das Unternehmerpaar Stier. Deshalb sei Kommunikation so wichtig: „Man muss Wahrnehmungslücken schließen“, erklärt Kerstin Stier. Wenn Männer und Frauen ihre jeweiligen Positionen besser verstehen, können sie auch ein gutes Team sein.

Ministerin Hoffmeister-Kraut spricht sich für eine ausgeglichenere Teamarbeit aus. Im Beruf, wie auch im privaten Alltag. Foto: Achim Zweygarth
Achim Zweygarth)

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