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Bei der Führung braucht es noch mehr Empathie

Bei den Miarbeitern im öffentlichen Dienst wächst der Wunsch nach klarer Kommunikation, Wertschätzung und Beteiligung.
Illustration: Wortwolken.com/Ho)Bonn. Der öffentliche Dienst steht vor großen Veränderungen. Fachkräftemangel, Generationswechsel und Digitalisierung verändern die Erwartungen an Führung. Gleichzeitig wächst der Wunsch nach klarer Kommunikation, Wertschätzung und Beteiligung. Fach- und Führungskräfte sind engagiert und offen für Neues – doch sie brauchen Rahmenbedingungen, die ihr Potenzial fördern.
Mehr als 2800 Beschäftigte haben an der bundesweiten Befragung teilgenommen. Die Ergebnisse zeigen eine hohe Identifikation mit der gesellschaftlichen Aufgabe des öffentlichen Dienstes, aber auch Bereiche mit Optimierungsbedarf.
So liegt der Net-Promoter-Score (NPS) zur erfahrenen Wertschätzung durch Vorgesetzte bei den befragten Fachkräften bei –49 – ein deutlicher Hinweis darauf, dass Anerkennung und Kommunikation in vielen Organisationen ausgebaut werden können. Gleichzeitig liegt der Wert zur Veränderungsbereitschaft mit +37 deutlich im positiven Bereich – ein starkes Signal für Engagement und Zukunftsorientierung.
Führung mit Empathie ist mehr als eine persönliche Eigenschaft – sie ist Ausdruck einer Organisationskultur, die Fürsorge, Wertschätzung und Transparenz in den Mittelpunkt stellt.
Durch empathische Führung entsteht eine Fürsorgekultur
Sie positioniert sich in einer engen Dreiecksbeziehung zwischen Organisation, Führungskraft und Mitarbeitenden. So entsteht eine Fürsorgekultur, die Leistung und Menschlichkeit miteinander verbindet. Sie stärkt psychologische Sicherheit, Motivation und Gesundheit – die Grundlage nachhaltiger Leistungsfähigkeit und Bindung.
Der öffentliche Dienst verfügt über engagierte, veränderungsbereite Menschen. Empathische Führung schafft eine Organisationskultur, die Vertrauen stärkt und Handlungsspielräume eröffnet. Sie bedeutet nicht, Leistung zu vernachlässigen, sondern eine Balance zwischen Ergebnisorientierung und Menschlichkeit zu schaffen – mit Verständnis für die Situation anderer und der Fähigkeit, daraus konstruktiv zu handeln.
Sie fördert Transparenz, stärkt den Dialog und schafft ein Klima, in dem Ideen und Kritik ihren Platz haben. Gerade in einer von Verfahren und Regelwerken geprägten Verwaltung ist sie der Schlüssel zu Wirksamkeit und Zusammenhalt.
Weiterbildung spielt dabei eine zentrale Rolle. Mit einem NPS von +54 betrachten viele Fach- und Führungskräfte sie als zentralen Schlüssel zur Weiterentwicklung. Besonders gefragt sind Themen wie Kommunikation, Führung, Resilienz und Digitalisierung – genau die Kompetenzen, die eine empathische und zukunftsorientierte Verwaltung braucht.
Damit Weiterbildung ihre Wirkung entfalten kann, muss sie strategisch in die Organisationsentwicklung eingebettet werden. Sie befähigt Führungskräfte und Teams, Empathie, Dialog und Transparenz gezielt zu gestalten – und damit Kulturwandel praktisch umzusetzen.
Führung ist die Voraussetzung für Motivation und Bindung
Führung mit Empathie ist kein weicher Faktor, sondern eine Voraussetzung für Motivation, Bindung und Wirksamkeit. Sie macht den Unterschied zwischen Verwaltung als System und Verwaltung als Gemeinschaft. Eine Organisation, die Fürsorge, Kommunikation und Beteiligung in ihrer Kultur verankert, stärkt nicht nur ihre Beschäftigten, sondern auch ihre Zukunftsfähigkeit.
Denn eine zukunftsfähige Verwaltung beginnt dort, wo Führung Vertrauen schafft – und Empathie Teil der Organisationskultur wird.
Zur Person und Akademie
Oliver Schieck ist Geschäftsführer der Akademie des Deutschen Beamtenbunds (dbb) und seit über zehn Jahren in der Erwachsenenbildung und im Seminar- und Weiterbildungsgeschäft tätig. Er ist studierter Arbeits- und Organisationspsychologe sowie ausgebildeter Trainer und Business Coach. Die Akademie gehört zur Gruppe „beamtenbund und tarifunion“, der Spitzenorganisation der Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes und des privaten Dienstleistungssektors.