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Mehr Urlaubsgeld bei Unternehmen mit Tarifen

Im öffentlichen Dienst wird seit der Tarifreform 2005 das Urlaubsgeld zusammen mit dem Weihnachtsgeld als Jahressonderzahlung im November ausbezahlt.
AdobeStock/Siasart)Düsseldorf. Wer im öffentlichen Dienst arbeitet hat viele Vorteile. Auch beim Urlaubsgeld: Zwar wird dort kein gesondertes Urlaubsgeld mehr ausgezahlt seit der Tarifreform des Jahres 2005. Damals wurde aber beschlossen, dass das Urlaubsgeld zusammen mit dem Weihnachtsgeld als einheitliche Jahressonderzahlung im November ausgezahlt wird.
Ob Beschäftigte Urlaubsgeld erhalten oder nicht, hängt von mehreren Faktoren ab. Der mit Abstand wichtigste ist, ob im Betrieb ein Tarifvertrag gilt. In tarifgebundenen Betrieben erhalten 72 Prozent der Befragten Urlaubsgeld, verglichen mit 34 Prozent in Betrieben ohne Tarifvertrag, wie die Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf nach einer Online-Befragung mitteilt.
„Wer in einem Betrieb mit Tarifvertrag arbeitet, hat also deutlich bessere Aussichten auf Urlaubsgeld. Zugleich ist in tarifgebundenen Betrieben in der Regel auch das Grundgehalt höher als ohne Tarifvertrag“, sagt Malte Lübker, Lohnexperte beim Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der Böckler-Stiftung. „Tarifverträge lohnen sich also für die Beschäftigten nicht nur zur Urlaubszeit, sondern das ganze Jahr über“, ergänzt Lübker.
Ein wichtiges Merkmal ist die Betriebsgröße
Neben der Tarifbindung gibt es eine Reihe weiterer Strukturmerkmale, die die Zahlung von Urlaubsgeld beeinflussen. Ein wichtiges Merkmal ist beispielsweise die Betriebsgröße. Demnach erhalten 59 Prozent der Arbeitnehmer in Großunternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten Urlaubsgeld gegenüber lediglich 36 Prozent in kleineren Betrieben mit weniger als 100 Beschäftigten.
Auch der regionale Standort der Unternehmen spielt eine wichtige Rolle: So ist die Wahrscheinlichkeit, in Westdeutschland Urlaubsgeld zu erhalten, mit 46 Prozent der Beschäftigten deutlich höher als in Ostdeutschland mit 33 Prozent.
Sowohl bei der Betriebsgröße als auch bei dem regionalen Standort spielt laut Böckler-Stiftung wiederum auch die Tarifbindung eine wichtige Rolle, da größere Unternehmen wesentlich häufiger tarifgebunden sind und die Tarifbindung in Ostdeutschland immer noch unter dem westdeutschen Niveau liegt.
Schließlich haben Frauen mit 39 Prozent seltener Aussicht auf Urlaubsgeld als Männer mit 48 Prozent. Dies lässt sich auf eine für Frauen ungünstige Verteilung der Beschäftigtenzahlen nach Betriebsgrößen und Berufsgruppen zurückführen. „Die Zahlen machen deutlich, dass eine höhere Tarifbindung ein wichtiger Faktor ist, um die Ungleichheit am Arbeitsmarkt zu reduzieren“, sagt Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.
Regelungen in den Tarifverträgen unterscheiden sich erheblich
Wie hoch das tarifliche Urlaubsgeld ausfällt, hängt von den Regelungen in den Tarifverträgen ab. Diese unterscheiden sich zum Teil erheblich. „Überall dort, wo vergleichsweise hohe Tariflöhne gezahlt werden, fällt auch das Urlaubsgeld deutlich üppiger aus“, sagt der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Thorsten Schulten. Zu den Branchen mit niedrigem Urlaubsgeld gehört neben der Landwirtschaft auch das Hotel- und Gaststättengewerbe. In Bayern erhalten Tarifbeschäftigte 240 Euro extra, in Sachsen sind es 195 Euro.
Mit Beträgen zwischen 1000 und 2500 Euro sind die Sonderzahlungen demgegenüber zum Beispiel in der Papier verarbeitenden Industrie, in der Metallindustrie, in der Druckindustrie, im Kfz-Gewerbe, im Versicherungsgewerbe, im Bauhauptgewerbe und in der Chemischen Industrie erheblich höher. Im Bankgewerbe und in einigen Branchentarifverträgen der Energiewirtschaft gibt es kein tarifliches Urlaubsgeld.
Online-Befragung
Wer überhaupt und wenn ja wieviel Urlaubsgeld bekommt, wollte die Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf herausfinden. Das Ergebnis kam durch eine aktuelle Online-Befragung des Internet-Portals Lohnspiegel.de zustande, das vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Böckler-Stiftung betreut wird. Für die Analyse wurden die Angaben von mehr als 67 000 Beschäftigten aus dem Zeitraum von Anfang Mai 2024 bis Ende April 2025 ausgewertet.