Themen des Artikels
Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen
Viele Jüngere denken über einen Jobwechsel nach

Fast die Hälfte der 18-29-jährigen Beschäftigten denkt einer Studie zufolge über einen Jobwechsel nach.
IMAGO/Depositphotos)Stuttgart/Köln. Wie zufrieden sind deutsche Arbeitnehmende? Wie groß ist ihr Interesse an einem Jobwechsel? Welche Gründe sprechen dafür oder dagegen? Diese Fragen stellten die Studienmacher in der Zeit vom 18. Dezember 2024 bis zum 8. Januar 2025 insgesamt 3413 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Deutschland.
Mit 36 Prozent stehen dieses Jahr mehr als ein Drittel der befragten Beschäftigten einem Wechsel des Arbeitgebers zumindest offen gegenüber. Sieben Prozent planen demnach konkret einen Wechsel noch in diesem Jahr, 29 Prozent sind offen dafür, haben aber noch keine konkreten Schritte unternommen. 61 Prozent wollen langfristig beim aktuellen Arbeitgeber bleiben.
„In den vergangenen drei Jahren lag der Anteil jener Befragten, die einem Wechsel des Arbeitgebers zumindest offen gegenüberstanden beziehungsweise dies beabsichtigten, unverändert bei 37 Prozent“, heißt es weiter. Damit handelte es sich um den zweithöchsten Wert seit Beginn der Erhebung im Jahr 2012.
Höhere Wechselbereitschaft unter den jüngeren Befragten
Mit 48 Prozent grundsätzlicher Wechselbereitschaft ist ähnlich wie schon im vergangenen Jahr fast die Hälfte der 18-29-Jährigen offen für einen neuen Job, zehn Prozent planen schon konkret ihren Ausstieg. Doch wie lässt sich die fast unverändert hohe Wechselbereitschaft erklären? „Die Identifikation mit einem Unternehmen und damit langfristige Bindung an einen Arbeitgeber spielt für viele Angestellte heute keine große Rolle mehr“, sagt der Kölner Business-Coach Bernd Slaghuis, der seit 2011 mehr als 2000 Angestellte und Führungskräfte bei ihrer beruflichen Entwicklung begleitet hat.
Beeinflusst durch die Corona-Krise hätten viele für sich erkannt, was für sie im Leben wirklich zählt. „Sie sind nicht mehr bereit, unpassende Rahmenbedingungen, schlechte Führungskräfte oder fehlende Entwicklung auszuhalten“, sagt Slaghuis. In der Karriereberatung sieht er laut Forsa in den letzten Jahren immer deutlicher, dass Arbeitnehmer auch nach langer Zeit bei einem Arbeitgeber oder mit über 50 Jahren Lust auf Neues haben, mehr Sinn oder Selbstverwirklichung suchen und ihr Projekt ‚Jobwechsel‘ aktiv angehen.
Besonders auffällig sei dies bei jüngeren Generationen. „Passt etwas nicht, dann wird nicht mehr an Konflikten gearbeitet, sondern schneller gewechselt“, betont Slaghuis. Anhand von elf Antwortvorgaben hat forsa ermittelt, aus welchen Gründen ein Jobwechsel in Betracht gezogen wird. Mit 38 Prozent steht ein „zu niedriges Gehalt“ für die Wechselwilligen an oberster Stelle. Fast ebenso häufig spricht ein hohes Stresslevel oder Unzufriedenheit mit der direkten Führungskraft dafür, den Arbeitgeber zu wechseln. Für 30 Prozent der Wechselwilligen sind fehlende oder wenig Aufstiegschancen ein Grund für den möglichen Jobwechsel.
Knapp dahinter folgen Unzufriedenheit mit den aktuellen Arbeitsaufgaben, Unzufriedenheit mit der strategischen Ausrichtung des Unternehmens sowie eine generelle Lust auf Abwechslung. Deutlich seltener Gründe wären dagegen zu viele Überstunden, ein Wohnortwechsel, Angst vor Stellenabbau oder ein schlechtes Verhältnis zu den Kollegen.
Laut der Studie sind die Unzufriedenheit mit der direkten Führungskraft sowie ein hohes Stresslevel vor allem für Frauen der Grund für einen möglichen Jobwechsel. Männer würden dagegen eher als Frauen den Job wechseln, wenn es beim jetzigen Arbeitgeber zu wenig Aufstiegschancen gäbe oder sie generell Lust auf Abwechslung hätten.
Die Rahmenbedingungen müssen verbessert werden
„Es sind häufiger die Rahmenbedingungen in einer Organisation als die Aufgaben und Tätigkeiten, die Arbeitnehmer zu einem Wechsel bewegen“, betont Slaghuis. Aus seiner Sicht mache es deshalb auch nur wenig Sinn, Mitarbeitende allein mit Geld zu binden. „Es ist entscheidend, ihre persönlichen Werte und Ziele im Beruf zu erkennen und gemeinsam daran zu arbeiten, dass diese wieder stärker erfüllt sind“, betont der Karriereberater.
Was bedeutet das nun für Arbeitgeber? „Es wird zunehmend klar, dass eine positive Arbeitsumgebung und eine angemessene Entlohnung nicht nur die Zufriedenheit der Mitarbeitenden fördern, sondern auch ein entscheidendes Kriterium bei der Arbeitgeberwahl darstellen“, bilanzieren die Studienmacher weiter.
Forsa-Studie 2025 zum Thema Wechselwilligkeit
Seit 2012 führt das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von Xing regelmäßig Umfragen unter Berufstätigen aus Deutschland, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz durch. Dabei werden Themen wie Jobzufriedenheit, Wechselbereitschaft und Perspektiven für zukünftige Arbeitgeber beleuchtet. Xing ist ein soziales Netzwerk, in dem die Mitglieder vorrangig ihre beruflichen Kontakte verwalten sowie Zugriff auf Stellenausschreibungen haben.