Debatten im Landtag

Zeitmodelle für Ganztagsschulen geplant

Es gehe nicht darum, in kommunale Modelle einzugreifen, so Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne). Wichtig sei es aber, den Ganztag so auszugestalten, dass zu mehr Bildungsgerechtigkeit beigetragen und Basiskompetenzen entscheidend gestärkt wird.

Mehr Bildungsgerechtigkeit - das soll in den Ganztagsschulen erreicht werden, so Kultusministerin Theresa Schopper.

Julian Stratenschulte)

Stuttgart. Drei Zahlen des bildungspolitischen Sprechers der CDU-Fraktion Alexander Becker unterstreichen die Herausforderung: Gegenwärtig besuchen 23.500 Grundschulkinder flexible Betreuungsangebote, 45.000 eine offene und nur 10.000 Kinder eine gebundene Ganztagsschule mit dem rhythmisierten Wechsel von Unterricht und Betreuung. Es gehe nicht darum, in kommunale Modelle einzugreifen, so Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne). Wichtig sei es aber, den Ganztag so auszugestalten, dass zu mehr Bildungsgerechtigkeit beigetragen und Basiskompetenzen entscheidend gestärkt wird. Schopper unterstreicht die Bedeutung des Rechtsanspruchs auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und den Fachkräftemangel. Becker verlangt ebenfalls einen bestmöglichen Einsatz vorhandener Ressourcen, zugleich aber, dass „gemeinsam mit der kommunalen Familie auch eine Bedarfserhebung durchgeführt wird“.

Landesregierung legt umfangreiche Änderungen des Schulgesetzes vor

Die Landesregierung hat dem Landtag umfangreiche Änderungen des Schulgesetzes vorgelegt, die unter anderem zusätzliche Zeitmodelle an Ganztagsschulen verankern sollen. Ausgehend von der Anzahl der im Schuljahr 2022/2023 eingerichteten Gruppen sind nach den Berechnungen des Ministeriums beim bisherigen Angebot von sieben beziehungsweise acht Zeitstunden an drei oder vier Tagen rund 830 Deputate rechnerisch erforderlich, „bei Angebotserweiterung auf fünf Tage mit sieben beziehungsweise acht Stunden kann gegebenenfalls von einem Ressourcenbedarf von rund 960 Deputaten auszugehen sein“.

Eine Ausweitung der Zeitmodelle auf sieben beziehungsweise acht Wochenstunden an fünf Unterrichtstagen je Woche könne „gegebenenfalls zusätzlich etwa 117 Deputate mit einer Jahreswirkung von rund 9,3 Millionen Euro, zuzüglich etwa 14 Deputaten mit einer Jahreswirkung von rund 1,2 Millionen Euro im Jahr 2026 für die Grundstufen an Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren mit Förderschwerpunkt Lernen erfordern“.

Grüne wollen Chancengleichheit für alle Kinder erreichen

Für die Grünen-Fraktion unterstreicht Nadyne Saint-Cast in der Ersten Lesung des Gesetzes die Bedeutung des Ausbaus unter dem Gesichtspunkt der Chancengleichheit für alle Kinder: „Wir wollen mehr Qualität an die Grundschulen und mehr Bildungsgerechtigkeit ins Land bringen.“ Schopper spricht von der „Mammutaufgabe Ganztag“ und erklärt mit dem Nachholbedarf im Ländervergleich auch die künftige veränderte Stellung der Schulkonferenz: Wenn ein Antrag auf Ganztag gestellt ist, werde sie nurmehr ein Anhörungs-, aber kein Vetorecht mehr haben.

Kritik von FDP und AfD, Zustimmung von der SPD

Dennis Birnstock, der Sprecher für Ganztagsbetreuung der FDP-Fraktion kritisiert dagegen diese „Ignoranz“. Bei Einrichtung einer Ganztagsgrundschule solle die Schulgemeinschaft nicht mehr entscheidend sein, Wille und Expertise der Eltern, Schülerschaft und Lehrkräfte seien „nicht mehr so wichtig“.

Der Bildungsexperte der AfD-Fraktion Hans-Peter Hörner warnt vor „Gesetzen und Weichenstellungen, die gegen das Elternrecht laut Grundgesetz oder gegen unsere Landesverfassung gerichtet sind“.

Für die SPD-Fraktion unterstützt Katrin Steinhülb-Joos gerade wegen des Ausbaubedarfs dagegen die Änderung, verlangt aber für den Dissenzfall ein „partizipativen und strukturell gesichertes Verfahren“. Denn: „Für einen gelingenden Ganztag, muss die Schulgemeinde mitgenommen werden.“

Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer

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