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Bachelorarbeiten aus den Verwaltungshochschulen

Das macht Coaching für Führungskräfte in der öffentlichen Verwaltung erfolgreich

An Punkten, an denen allgemeine Fortbildungsangebote an ihre Grenzen stoßen, kann Coaching ansetzen und weiterhelfen - das gilt auch für Führungskräfte. Autorin Katja Lieberherr erklärt, welche Kriterien erfüllt werden müssen, damit ein Führungskräfte-Coaching erfolgreich wird.

Bei einem Coaching braucht es ein gutes Verhältnis zwischen Coach und Klient.

dpa/Zoonar | Robert Kneschke)

KEHL. Coaching hebt sich aufgrund des sehr individuellen Prozesses stark von anderen Weiterbildungsangeboten ab. Genau aus diesem Grund kann die Coaching-Methode sehr wertvoll sein. Die Stadt Konstanz hat vor fünf Jahren einen Coach-Pool eingeführt, aus welchem sich Führungskräfte bei Bedarf einen Coach für ein individuelles Coaching aussuchen können. Anhand dieses praktischen Beispiels wurden Führungskräfte-Coachings in der öffentlichen Verwaltung analysiert. Dabei stellte sich vor allem die Frage, was Coaching zu erfolgreichem Coaching macht und wie dieser Erfolg erreicht werden kann.

Anhand von Literatur, Studien und Interviews mit gecoachten Führungskräften und Coaches der Stadt Konstanz wurde versucht, diese Fragen zu beantworten. Die Arbeit steigt mit einer Erläuterung der theoretischen Grundlagen ein und beschäftigt sich dabei unter anderem mit der Definition von Coaching, den Gründen, weshalb Führungskräfte Coaching in Anspruch nehmen und mit dem Ablauf eines Coaching-Prozesses. Des Weiteren werden Erfolgskriterien für Coaching verschiedener Autoren und Studien aufgeführt, um ein umfassendes Bild über den Coaching-Erfolg zu erhalten. Am Beispiel der Stadt Konstanz sollen die zuvor theoretisch erarbeiteten Grundlagen in der Praxis überprüft werden. Dazu werden die Personalentwicklung, gecoachte Führungskräfte, sowie Coaches der Stadt Konstanz interviewt.

Was ist Coaching überhaupt?

Der Begriff des Coachings wird in verschiedenen Bereichen benutzt und teilweise auch unterschiedlich definiert. Der Bachelorarbeit wurde folgende Definition zugrunde gelegt: Führungskräfte-Coaching beschreibt die individuelle Unterstützung einer Führungskraft, selbst Lösungen zu finden, die Eröffnung neuer Sichtweisen sowie die professionelle Beratung in, meist beruflichen, Angelegenheiten durch einen Coach.

Gute Beziehung zwischen Coach und Klient

Als am entscheidendsten für den Erfolg hat sich die Beziehung zwischen Coach und Klient herausgestellt. Coaching ist ein sehr individueller und persönlicher Prozess, in welchem teilweise auch Gefühle und unangenehme Dinge besprochen werden. Damit sich ein Klient auf solch einen Prozess einlassen kann, ist es wichtig, dass zwischen ihm und dem Coach eine gewisse Sympathie besteht und sie eine Verbindung zueinander aufbauen können. Dafür ist von beiden Seiten Vertrauen, Ehrlichkeit und Offenheit gefordert.

Lesen Sie weitere Ergebnisse von Bachelorarbeiten in unserer Übersicht „Bachelorarbeiten aus den Verwaltungshochschulen“.

Diesbezüglich kann als Erfolgskriterium auf Seiten des Coaches auch dessen Persönlichkeit angeführt werden. Welche Eigenschaften und Persönlichkeitsmerkmale der Coach aufweisen sollte, hängt dabei jedoch stets vom Klienten und dessen Bedürfnissen ab. Da die Beziehung zwischen Coach und Klient erfolgsentscheidend für Coaching ist, ist es von hoher Bedeutung, auf eine hohe Passung zwischen Coach und Klient zu achten. Falls diese Aufgabe der Organisation zukommt, sollte diese entsprechende Maßnahmen treffen, die es Coach und Klient ermöglichen, sich ohne Druck kennenlernen zu können.

Des Weiteren ist auch die Professionalität des Coaches ein wichtiges Kriterium für den Erfolg von Coaching. Er sollte zunächst über eine, beziehungsweise mehrere qualitativ hochwertige Ausbildungen verfügen und sich darauf aufbauend ständig weiterbilden. Ebenso sind die Erfahrung und Kompetenz im Coaching-Bereich von hoher Bedeutung. Darüber hinaus ist die regelmäßige Inanspruchnahme von Coaching, beziehungsweise Supervision durch den Coach selbst zu empfehlen.

Freiwilligkeit der Klienten ausschlaggebend

Im Hinblick auf den Klienten ist, über die im Zuge der Beziehung zum Coach genannten Merkmale hinaus, dessen Freiwilligkeit das entscheidende Kriterium für den Coaching-Erfolg. Lediglich, wenn der Klient freiwillig am Coaching teilnimmt und bereit dazu ist, sich auf den Coaching-Prozess einzulassen, kann Coaching erfolgreich sein. Dazu gehört auch die Offenheit des Klienten für neue Sichtweisen und Rückmeldungen von außen, sowie dessen Fähigkeit, sich selbst zu reflektieren. Außerdem sollte er sich aktiv ins Coaching einbringen und Veränderungsbereitschaft zeigen.

Unterstützung durch den Arbeitgeber

Neben der Sicherstellung der Passung zwischen Coach und Klient kommen dem Arbeitgeber, beziehungsweise der PE weitere organisatorische Aufgaben zu. So hat sie für eine schnelle und unkomplizierte Kontaktaufnahme und Inanspruchnahme des Coachings zu sorgen. Dabei hat die organisierende Einheit stets ein hohes Maß an Vertraulichkeit sicherzustellen.

Ein weiteres wichtiges Kriterium für den Erfolg ist die Unterstützung durch den Arbeitgeber. Dieser muss den Führungskräften, welche Coaching in Anspruch genommen haben, die Möglichkeit geben, das Gelernte auch umsetzen zu können. Dabei sind insbesondere auch die Unterstützung und Mitwirkungsbereitschaft der Vorgesetzten entscheidend.

Klient soll im Mittelpunkt stehen

Das wohl wichtigste Kriterium für den Coaching-Erfolg ergab sich erst durch die Breite an Ergebnissen der Interviews. So wurde deutlich, dass Coaching in höchstem Maße ein individueller Prozess ist und genau diese Individualität entscheidend für den Coaching-Erfolg ist. Für den Erfolg von Coaching ist stets maßgeblich, was der Klient benötigt. Aus diesem Grund sollte dieser immer im Mittelpunkt des Coachings stehen. Denn nur, wenn ihm das Coaching weiterhilft und er zufrieden damit ist, ist Coaching erfolgreich.

Empfehlung: Coaching anbieten

Die Literaturarbeit, aber insbesondere auch die Interviews mit den Führungskräften und Coaches der Stadt Konstanz haben gezeigt, wie hilfreich und sinnvoll Coaching sein kann. Coaching ist ein sehr individuelles und auf die Bedürfnisse des jeweiligen Klienten zugeschnittenes Instrument zur Personalentwicklung – und genau diese Individualität macht Coaching so wertvoll. Führungskräfte sowie Mitarbeitende, welche in den Kreis der Coachingnehmer eingeschlossen werden sollten, können dort gefördert werden, wo sie es benötigen und insbesondere auch auf die Art und Weise, wie sie es benötigen.

An Punkten, an denen allgemeine Fortbildungsangebote an ihre Grenzen stoßen, kann Coaching möglicherweise ansetzen und weiterhelfen. Aus diesem Grund empfehle ich jeder Verwaltung, ihren Mitarbeitenden und Führungskräften Coaching im Rahmen der Möglichkeiten anzubieten. Je nach Größe und Kapazität der Verwaltung können dazu entweder externe oder auch interne Coaches eingesetzt werden. Mit Hilfe von zielgerichteter Personalentwicklung können Sie meines Erachtens dazu beitragen, qualifizierte Mitarbeitende zu halten, weiterzuentwickeln, sowie die Arbeitszufriedenheit und -qualität zu steigern.

Über die Autorin

Katja Lieberherr wohnt im Landkreis Konstanz und absolvierte ihr Bachelorstudium an der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl.

„Bereits im Grundlagenstudium bereitete mir das Modul Personal und Organisation viel Freude, weshalb für mich schnell klar war, dass ich meine Bachelorarbeit in diesem Bereich schreiben möchte. Insbesondere die Personalgewinnung und -entwicklung stellten für mich spannende, wie gleichzeitig auch sehr wichtige Themen dar. Personalentwicklung ist meines Erachtens heutzutage wichtiger denn je“, sagt Lieberherr. Auch in der öffentlichen Verwaltung mache sich der Fachkräftemangel deutlich bemerkbar. Umso wichtiger sei es also, nicht nur gute Fachkräfte zu gewinnen, sondern diese auch zu halten und entsprechend weiter zu qualifizieren. Unternehmen in der freien Wirtschaft setzten dafür oftmals auf Coaching, erklärt die Sachgebietsleiterin im Ausländeramt Stadt Tuttlingen.

„Ich wollte mehr über diese spannende Methode erfahren und herausfinden, ob Coaching auch ein gutes Instrument für die Personalentwicklung in der öffentlichen Verwaltung darstellt. Aus diesem Grund habe ich mich dafür entschieden meine Bachelorarbeit über dieses Thema zu schreiben. Mit der Stadt Konstanz habe ich hierfür den richtigen Partner gefunden, da diese bereits seit fünf bzw. mittlerweile seit sechs Jahren Coaching für ihre Führungskräfte anbieten“, sagt sie abschließend.

Aufgrund der persönlichen Angaben der interviewten Personen ist die Bachelorarbeit mit einem Sperrvermerk versehen. Dieser Artikel ist eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse der Bachelorarbeit.

Quelle/Autor: Katja Lieberherr

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