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Internationaler Frauentag

Älteren Schauspielerinnen bleiben oft nur Rollen als frustrierte Ehefrau oder Oma

Darstellerinnen fordern bessere Drehbücher, die die Lebenswirklichkeit von Frauen abbilden.

Der Klassiker für „ältere“ Schauspielerinnen: „Der Besuch der alten Dame“, hier mit Christina Rubruck (vorne) in Heidelberg.

Reichhardt)

STUTTGART/LUDWIGSBURG. Im Märchen tauchen sie als Hexe oder böse Schwiegermutter auf, im Spielfilm als verhärmte Putzfrau, frustrierte Ehefrau oder umsorgende Oma. Das Rollenangebot für ältere Frauen ist eingeschränkt – und die Frage, ab wann eine Frau im Theater- und Filmgeschäft als älter oder alt gilt, nicht geklärt: 37? 45? 60?

Andere Lebenserfahrung und anderer Erfahrungshorizont

„Ältere Schauspielerinnen haben eine andere Lebenserfahrung, einen anderen Erfahrungshorizont, die Künstlerinnen können auf eine größere Nuanciertheit, Vielfalt und Vielschichtigkeit zurückgreifen“, sagt Ludger Engels, künstlerischer Geschäftsführer und Direktor der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg in Ludwigsburg.

Für seine eigene künstlerische und didaktische Arbeit macht er gerade die unterschiedlichen Perspektiven von Alt und Jung, die Begegnung unterschiedlicher Traditionen oder Kultursprachen fruchtbar. „Die Themen Diversität und Gendergerechtigkeit haben in der Ausbildung an der Akademie einen hohen Stellenwert“, so Engels.

Im Film- und Theateralltag ist es oft anders. Frauen werden aufgrund ihres Geschlechts und ihres Alters diskriminiert. An der Goethe-Universität Frankfurt wird das Phänomen „Aging out“ nun wissenschaftlich untersucht: Es betrifft vor allem Schauspielerinnen. Rollen werden mit jüngeren Frauen besetzt oder Drehbücher umgeschrieben, wenn die Protagonistin den Machern als zu alt erscheint.

Die Bevorzugung von jüngeren Schauspielern hat auch strukturelle Gründe. Die Gagen für jüngere Schauspieler sind niedriger und es gibt hauptsächlich Zeitverträge. Hier sind öffentliche Träger gefordert.
Im Rahmen der Berlinale haben Silke Burmeister vom Online-Magazin Palais F*luxx und die Schauspielerin Gesine Cukrowski auf die Diskriminierung in der Film- und Fernsehbranche aufmerksam gemacht und die Aktion „Let‘s Change the Picture“ gestartet. Sie plädieren für mehr Sichtbarkeit von Frauen ab 47 und deren Geschichten.

Klischeehaftes Frauenbild im Kino und Fernsehen

„Das Fernsehen und auch das Kino verbreiten ein klischeehaftes, vor allem aber völlig unzeitgemäßes Frauenaltersbild – es hat mit den 21 Millionen Frauen, die in Deutschland 47+ sind, wenig zu tun“, so Burmeister. Es brauche „gute Drehbücher. Erzählungen, in denen Menschen und insbesondere Frauen47+ in der interessanten Gestaltung ihres Lebens abgebildet werden. Und es brauche „Verantwortliche, Filmemacher*innen, die das verstehen“.

Beate Mehlin

Korrektorat und freie Mitarbeiterin beim Staatsanzeiger

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