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Sprachschnipsel

„A Schdiag“: Wo’s bei Oma immer was z’holen gab

Die „Schdiag“ gehört zu den schwäbischen Wörtern, die mehr erzählen, als sie benennen: ein Stück Alltag, das nach Holz, Heimat und Kindheit klingt.

"A Schdiag" bezeichnet eine alte Treppe, meistens aus Holz.

IMAGO/imageBROKER/Daniel Kühne)

Stuttgart. „Gang amol d‘ Schdiag nuff und hol mr des Körble!“ So klang es früher in vielen schwäbischen Häusern, wenn die Oma vom Küchentisch aus Kommandos verteilte. Die Schdiag ist die, meist hölzerne, Verbindung zwischen oben und unten: Die Treppe. Im Hochdeutschen ein nüchternes Wort. Im Schwäbischen bekommt es Charakter: Schdiag, das st- wird zum vertrauten schd- und das i dehnt sich wohlig aus. Und schon hört man förmlich, wie die alten Holzstufen in Omas Haus knarzen.

Aber wer als Kind die „Schdiag nuff“ musste, tat das selten freiwillig. Oben warteten Spinnweben, Dämmerlicht und eben das besagte Körble. Meistens gefüllt mit Äpfeln oder Walnüssen. Hauptsache, man kam nicht mit dem Falschen zurück. Dann wurde man nur ganz trocken ein zweites Mal die Schdiag hochgeschickt. Sie war also sozusagen der Schreck der schwäbischen Kindheit.

Heute, wo glatte Betontreppen in Neubauten wohl kaum noch knarren, klingt das Wort schon fast nach Heimatmuseum. Aber wenn irgendjemand im Land mal wieder ruft: „Gang amol d‘ Schdiag nuff!“, dann weiß man: Hier lebt der Dialekt und mit ihm ein Stück schwäbische Seele aus Holz.

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