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175 Jahre Staatsanzeiger

Der Staatsanzeiger seit 1947: Neuanfang mit Diskussionen und Veränderungen

Von 1935 bis 1947 gab es keinen Staatsanzeiger, nachdem das NS-Regime in Stuttgart die Zeitung liquidierte. Herausgeber der neuen Zeitung nach dem Krieg war das Staatsministerium, wie der damalige Ministerpräsident Reinhold Maier bekanntgab.
Sechs Männer in Anzügen, einer wirft einen Umschlag in eine Wahlurne.

Unter Ministerpräsident Reinhold Maier erschien 1947 der Staatsanzeiger nach zwölfjähriger Zwangspause.

dpa)

Stuttgart. Am 14. Juni 1947 erschien erste Ausgabe des „Staatsanzeigers für Württemberg-Baden“. Zusätzlich gab es noch einen „Staatsanzeiger für Württemberg-Hohenzollern“, der ab 1950 erschien. Beide Ausgaben wurden Ende April 1952 für einen Monat unter dem Titel „Staatsanzeiger für das südwestdeutsche Bundesland“ publiziert. Seit dem 21. Mai 1952 erscheint die Zeitung mit dem heute bekannten Titel „Staatsanzeiger für Baden-Württemberg“.

Doch nach Kriegsende gab es jede Menge Diskussionen darüber, wie der neue „Staatsanzeiger für Württemberg-Baden“ erscheinen soll und wer mitbestimmen darf. Denn auch die Militärregierung in der US-Besatzungszone wollte zumindest genau darüber informiert sein, was künftig in dem Blatt erscheinen soll und darf. In der ersten Ausgabe 1947 schrieb der damalige Ministerpräsident Reinhold Maier, dass das Staatsministerium nun der Herausgeber sei.

In einer Pressekonferenz mit dem damaligen Ministerialrat im Staatsministerium und Leiter der Abwicklungsstelle, Karl Ströle, bekundeten Vertreter anderer Zeitungen, dass der Staatsanzeiger mit seiner politischen Berichterstattung für sie keine lästige Konkurrenz sei. Vielmehr bekundeten sie ein eigenes Interesse an dem neuaufgelegten Organ, das zur Entlastung ihrer eigenen Berichterstattung beitrage, sagt der Historiker Frank Raberg aus Neresheim, der die Historie des Staatsanzeigers recherchiert hat.

Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg gab es auch eine Papierkrise, weshalb der neue Staatsanzeiger auch erst zwei Jahre nach dem Krieg herauskam. Darüber wurde laut Kabinettsprotokollen aus dieser Zeit schon am 13. Juni 1946 informiert, dass der Papiermangel ein schnelleres Erscheinen als 1947 nicht möglich macht. Zuvor, so Raberg, wurden die Bekanntmachungen im Regierungsblatt und in den Amtsblättern veröffentlicht.

Bekanntgabe amtlicher Verlautbarungen und Zentralblatt

Der neue Staatsanzeiger „dient der Bekanntgabe amtlicher Verlautbarungen von allgemeinerer Bedeutung“ und als „Zentralblatt für gerichtliche Bekanntmachungen“, hieß es in der ersten Ausgabe. Erscheinen sollten demnach auch die Verbreitung von öffentlichen Zustellungen, Aufgeboten, Aufrufen von Wertpapieren sowie Auszüge aus dem Handels- und Vereinsregister.

Der politische Aspekt der Zeitung wurde bei seiner Neuauflage im Jahr 1947 neu definiert: Als erste „wirklich gemeinsame Zeitung für die beiden Landesteile Baden und Württemberg“ sollte sie diese einander näherbringen und so beim „Aufbau einer gesunden Demokratie und einer verantwortungsbewussten staatsbürgerlichen Gesinnung“ helfen.

Die Erscheinungsweise wurde auf zweimal die Woche, jeweils mittwochs und samstags, umgestellt. Inhaltlich finden sich neben den amtlichen und nichtamtlichen Verlautbarungen im Laufe der Jahre mit zunehmendem Umfang Kurznachrichten zu diversen Themen der neuen Landesregierung. Mit der Zeit wurde der redaktionelle Teil immer weiter ausgebaut. Im Jahr 1980 umfasste der redaktionelle Teil zwischen vier und acht Seiten, seit den 90er-Jahren bis zu 18 Seiten.

Das Organ wird heute im Hauptstaatsarchiv in Stuttgart aufbewahrt und ist in der württembergischen Landesbibliothek als Mikrofilm zu sehen. Wer sich heutzutage die Mühe macht, die Zeitung zu lesen, erkennt schnell, wie regierungstreu das Organ war. „Das Blatt hatte sich weiterentwickelt, aber es war immer regierungstreu“, sagt Historiker Raberg.

Finanziert wurde das Organ, das später im Finanzministerium angesiedelt war, vom Land, außerdem erwirtschaftete es durch die Abonnements und Anzeigen selbst Geld. „Das war immer eine Mischungsfinanzierung mit dem größeren Anteil vom Land“, sagt der Historiker Raberg. 1991 wurde ein vom Staatsministerium unabhängiger Staatsanzeiger-Verlag gegründet, der als selbstständiges Wirtschaftsunternehmen für die Publikation „Staatsanzeiger für Baden-Württemberg“ zuständig ist. Eine Vereinbarung zwischen dem Land Baden-Württemberg und dem Verlag garantiert redaktionelle Unabhängigkeit. Somit kann der Staatsanzeiger seit diesem Zeitpunkt „unabhängig und überparteilich über Themen der Landespolitik und der Landesregierung“ berichten.

1991 entsteht auch die PR-Agentur, 1998 gründen der Staatsanzeiger und Partner eine bundesweite Vergabeplattform. Sie entwickelten die Idee eines Fax-on-Demand-Dienstes für aktuelle Ausschreibungen, die der Staatsanzeiger bereits auf Länderebene umsetzt. So entsteht der Internetdienst ausschreibungs-abc GmbH, heute: Vergabe24 GmbH.

Im Jahr 2005 wurde der Staatsanzeiger relauncht

Mit neuem Design und dem neuen Namen „bwWoche – Der Staatsanzeiger für Baden-Württemberg“ sollte im Jahr 2005 bei einem Relaunch die Unabhängigkeit der Zeitung auch visuell sichtbar gemacht werden. Gleichzeitig wurde das Nachrichtenportal www.bwHeute.de geschaffen.

Der Name setzte sich aber auf dem Markt nicht durch. Daher wurde 2008 die Marke Staatsanzeiger wieder ins Leben gerufen und damit die Zeitung an die langjährige Tradition angebunden. Seitdem lautet ihr Name schlicht „Staatsanzeiger“. Der Untertitel – Wochenzeitung für Wirtschaft, Politik und Verwaltung in Baden-Württemberg – macht den inhaltlichen Schwerpunkt deutlich.

Beilage zum 175-jährigen Bestehen unserer Zeitung

Die Ursprungsgeschichte des Staatsanzeigers reicht bis ins Jahr 1850 zurück, als erstmals der „Staatsanzeiger für Württemberg“ erschien, damals noch beherbergt in der Königstraße im Cottahaus. Im November 2025 erscheint zum Jubiläum eine ausführliche Beilage zur Geschichte und Entwicklung vom ursprünglichen Regierungsblatt hin zu einem unabhängigen Unternehmen. Dem Historiker Frank Raberg danken wir für seine vielen Rechercheinformationen.

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