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Kloster Wiblingen: Ein Touristenmagnet und wichtiger Bildungsstandort

Das Kloster Wiblingen wurde im Jahr 1093 als Benediktinerabtei gegründet. Heute beherbergt es unter anderem Abteilungen des Universitätsklinikums Ulm und eine Akademie für ärztliche Fortbildung.
Staatliche Schlösser und Gärten)Stuttgart/Ulm. Das Kloster Wiblingen südlich von Ulm , eine im Jahr 1093 gegründete ehemalige Benediktinerabtei, ist einer der touristischen Höhepunkte der Oberschwäbischen Barockstraße. Als Abtei bestand sie bis zur Säkularisation im Jahr 1806, danach wurden Teile der Anlage als Schloss und Kaserne genutzt. Heute beherbergt sie Abteilungen des Universitätsklinikums Ulm und eine Akademie für ärztliche Fortbildung.
Seine Gründung geht auf die beiden Grafen Hartmann und Otto von Kirchberg zurück. Diese hatten 1093 beschlossen, „zu ihrem Seelenheil ein Kloster auf ihrem Land zu stiften“, heißt es in dem Handbuch der historischen Stätten Baden-Württemberg, verfasst von Max Huber und Hans Eugen Specker.
Solche Stiftungen waren im Hochmittelalter üblich und entsprachen den Frömmigkeitsvorstellungen der damaligen Zeit. Die Mönche hatten als Gegenleistung die Verpflichtung, für das Seelenheil der adligen Stifter zu beten, heißt es weiter. Im 18. Jahrhundert entstand der Bibliothekssaal des Klosters, das Wahrzeichen des Klosters. Dieses erstreckt sich über zwei Geschosse und ist für jeden Gast der Höhepunkt des Besuchs. Schließlich ist der prächtige Saal im Rokokostil erbaut und diente schon damals nicht nur zur Aufbewahrung der umfangreichen Bücherschätze, sondern auch zum Empfang von Gästen.
Rund 90 000 Besucher kamen allein im vergangenen Jahr
Nach Angaben der Staatlichen Schlösser und Gärten (SSG) besuchten im vergangenen Jahr rund 90 000 Gäste die Klosteranlage. In der vergangenen Woche war Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne) zu Gast und informierte sich über aktuelle Entwicklungen, künftige Vorhaben und laufende Aktivitäten rund um das spätbarocke Gesamtkunstwerk. „Kloster Wiblingen ist ein lebendiger Ort der Geschichte und Kultur“, sagte Bayaz bei seinem Besuch. Hier werde Geschichte erlebbar und zum Lern- und Erlebnisort.
„Ziel ist es, dieses Erbe zu bewahren und gleichzeitig für heutige und künftige Generationen weiterzuentwickeln“, betonte der Finanzminister. Die Bewahrung und Vermittlung des kulturellen Erbes gehört zu den Kernaufgaben der Staatlichen Schlösser und Gärten. So zeige etwa das aktuelle Themenjahr „Macht und Widerstand“ die Hintergründe der Aufstände, Umbrüche und gesellschaftlichen Entwicklungen seit der Frühen Neuzeit auf.
Ein Animationsfilm, der die Geschehnisse im Bauernkrieg in den Jahren 1524 und 1525 schildert, ist seit kurzem im Kloster zu sehen. „Als einflussreiche klösterliche Institution dokumentiert das Kloster, wie sich geistliche und weltliche Macht in Architektur und Selbstverständnis ausdrückten“, schreiben die SSG. Von der Plünderung blieb die einstige Benediktinerabtei dankenswerter Weise aber verschont.
Die SSG planen, das Besuchsangebot im Kloster auszuweiten. Dazu zählen unter anderem Wechselausstellungen und familienfreundliche Angebote. „Kloster Wiblingen ist ein Ausflugsziel für Gäste aus aller Welt. Mit neuen Angeboten für unterschiedliche Zielgruppen wollen wir die öffentliche Wahrnehmung der Klosteranlage weiter steigern“, betonte SSG-Geschäftsführerin Patricia Alberth.
Im Oktober findet im Kloster eine wissenschaftliche Fachtagung statt unter dem Titel „Räume – Wissen – Macht: Bibliothekskultur in Oberschwaben im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit“. In Kooperation mit dem Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf werden dabei oberschwäbische Klosterbibliotheken und ihre Netzwerke in den Blick genommen werden.
Umfassende Instandsetzung des historischen Gebäudes
Derzeit wird die Basilika St. Martin saniert, die eine große Bedeutung als Wallfahrtskirche besitzt. Die Baumaßnahmen werden seit 2022 durch Vermögen und Bau Ulm geleitet. In vier Bauabschnitten erfolgt eine umfassende Instandsetzung des historischen Gebäudes, das mit 72 Metern Länge und 27 Metern Breite das Zentrum der Klosteranlage bildet.
Großer Bibliothekssaal
Der im Rokoko-Stil erbaute Bibliothekssaal im Kloster Wiblingen entstand zwischen den Jahren 1740 und 1750 unter Abt Meinrad. „Schon im Äußeren lässt die hervortretende Fassade des Mittelbaus im Nordflügel erkennen, welche Dimension der Saal hat“, schreiben die Staatlichen Schlösser und Gärten (SSG) Baden-Württemberg. Er nimmt mit 23 Metern Länge und 11,5 Metern Tiefe den Nordflügel vollständig ein. Der Maler Franz Martin Kuen schuf 1744 das beeindruckende Deckenfresko. Im Mittelpunkt des Gemäldes steht eine von Engeln umgebene Frauengestalt.