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Serie: Starke Frauen

Lina Hähnle: Einsatz für Natur und soziale Fragen

Sie war eine engagierte Tierschützerin, setzte sich für Arbeiter und deren Kinder ein und hatte in der NS-Zeit eine problematische Rolle: Lina Hähnle, die am 3. Februar 1851 in Sulz am Neckar geboren wurde.
Frau in historischer Kleidung mit hochgestecktem Haar.

Lina Hähnle war Vogelschützerin und sie gründete eine Stiftung für Arbeiterkinder.

Wikipedia, Archiv Magda und Wilfried Knöringer)

Stuttgart. Über ihre Jugend in Rottweil, Schwäbisch Hall und Tübingen weiß man kaum etwas. „Mit 20 Jahren schließlich heiratet Lina ihren Cousin, den Fabrikanten Hans Hähnle. Dieser ist nicht nur ein erfolgreicher Geschäftsmann, sondern setzt sich zudem für soziale Belange ein“, schreibt der Landesfrauenrat Baden-Württemberg.

Kinderkrippe für Arbeiterkinder und Stiftung für Arbeitersiedler

Die liberal-progressive Gesinnung im Unternehmen ihres Mannes habe sich auch prägend auf Lina Hähnle ausgewirkt, heißt es dort weiter. Sie sei es gewesen, die die Einrichtung einer Kinderkrippe für Arbeiterkinder im ehemaligen hähnleschen Wohnhaus motiviert sowie die Gründung einer Stiftung für die Arbeitersiedler in Giengen.

1899 wurde dann in der Stuttgarter Liederhalle der Bund für Vogelschutz gegründet, an dem Hähnle maßgeblich beteiligt war. Sie übernahm den Vorsitz, und das fast vierzig Jahre lang bis 1938.

Laut dem Landesfrauenrat erwirkte die Verbandschefin eine Vielzahl politischer und gesellschaftlicher Schutzbestrebungen für Natur und besonders Vögel. So habe sie die noch heute im Naturschutzbund (NABU) übliche Strategie entwickelt, Naturlebensräume durch Landkauf zu bewahren.

Als „problematisch“ beschreibt der Landesfrauenrat Hähnles Rolle und Verhalten während des Dritten Reichs. Seit 1933 war sie Mitglied der NS-Frauenschaft „und trägt mit ihrem gleichgeschalteten Verband zur Systemstabilisierung bei“, heißt es dort. Auch wenn im Privaten keine Sympathie zum Regime zu erkennen gewesen sei, war es laut Landesfrauenrat ein „Arrangieren ohne Gegenwehr“. „Hähnle richtete den BfV nach 1899 überparteilich und staatstragend aus . 1933 erfolgte kein Bruch im staatstragenden Verständnis“, schreibt Hans-Werner Frohn, wissenschaftlicher Leiter der Stiftung Naturschutzgeschichte auf den NABU-Internetseiten.

Im November 1933 verankerte der BfV zwar das Führerprinzip in der Satzung. „Dem klassischen NS-Ideal eines – männlichen – Führers entsprach die bereits 82-jährige Greisin aber in keiner Weise“, betont Frohn. Lina Hähnle starb im Alter von fast 90 Jahren am 1. Februar 1941.

Sie war viel mehr als nur die bekannte „Vogelmutter“

Die geläufige Bezeichnung Lina Hähnles als „Vogelmutter“ werde ihr keineswegs gerecht, resümierte Frohn bei einer Tagung im Jahr 2016. „Zwar standen ihre Vogel- und Naturschutzaktivtäten unbestritten im Zentrum, doch darüber hinaus war sie zeitlebens auch sozial, ja sozialpolitisch engagiert“, so Frohn weiter.

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