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Sebastian Lotzer: Laientheologe und Verfasser der berühmten Memminger zwölf Artikel

Sebastian Lotzer verfasste die Memminger zwöf Artikel beim Bauernaufstand vor 500 Jahren.
wikimedia)Horb. Sebastian Lotzer wird 1490 in Horb geboren. Nach kurzem Studium in Tübingen begibt er sich als Kürschner auf Wanderschaft. 1515 heiratet er Margret Weigelin in Memmingen, wo er 1523 zum reformatorisch gesonnenen Kreis um Stadtpfarrer Christoph Schappeler gehört.
Im gleichen Jahr unterstützt er die reformatorische Bewegung in Horb. In zwei Schriften forderte er zum Kauf und zur Lektüre des Neuen Testamentes auf. Außerdem führt er die gängigen Argumente zur Verteidigung der Lehre Luthers an, genauso wie er Missstände in der katholischen Kirche kritisiert und sich gegen Ablässe, Wallfahrten und die Verehrung von Heiligen ausspricht.
Er artikulierte die Anliegen der bäuerlichen Bevölkerung
In drei weiteren Schriften macht er sich für die Durchsetzung der Reformation in Memmingen stark. Im Februar 1525 artikuliert er die Anliegen der bäuerlichen Bevölkerung unter der Landesherrschaft der Reichsstadt Memmingen. Als Feldschreiber des Baltringer Haufens formuliert er im März 1525 auf mehreren Zusammenkünften von Bauernvertretern aus Oberschwaben, vom Bodensee und dem Allgäu deren Forderungen.
Dabei betont er in der Einleitung, dass die Bauern entsprechend den Äußerungen Jesu Liebe, Friede, Geduld und Einigkeit erstrebten, während er sich gegen den Vorwurf verwahrt, die Bauern wollten sich gegen ihre Obrigkeit erheben. Vielmehr sei das göttliche Recht und Gesetz Ausgangspunkt und Grenze des Wollens der Bauern. Deshalb verlangt er, dass jegliches menschliche Recht sich am göttlichen Recht zu orientieren habe, ein anderes Recht wollen die Bauern nicht mehr anerkennen.
In den zwölf Artikeln wird auch die Abschaffung der Leibeigenschaft gefordert, wobei sich Lotzer darauf beruft, dass alle Menschen von Gott gleich geschaffen seien und Christus sein Blut für alle Menschen vergossen habe. Hinzu tritt das Gebot der christlichen Nächstenliebe als Begründung für die Abschaffung.
Die Pfarrer sollen von der Gemeinde gewählt werden
Weitere Anliegen der Bauern bilden die Wahl der Pfarrer durch die Gemeinde, die Aufhebung von Zehnten und Abgaben, die Wiederherstellung der Rechte dörflicher Gemeinschaften bei der Jagd und Fischerei, des Rechts zum Sammeln von Bau- und Brennholz und der Nutzung der Allmende durch die Bauern.
Zusammen mit der von ihm inspirierten Bundesordnung der „Christlichen Vereinigung“ der drei in Memmingen zusammengekommenen Bauernhaufen wird ein Herrschaftsentwurf entwickelt, der der Zeit vorausgreift. Nach der Niederschlagung des Aufstandes lässt sich dieser Entwurf nicht verwirklichen. Zugleich verliert sich seine Spur nach seiner Flucht in die Schweiz.
