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Weimarer Republik

Im Einsatz zum Schutz der Republik und Demokratie

Vor 100 Jahren wurde das „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ zum Schutz der Republik gegründet, 1933 dann von den Nazis verboten und 1953 wiederbelebt. Dass es sich dabei nicht um eine paramilitärische Einheit, sondern um ein Bündnis zur Wahrung von Demokratie handelt, ist heutzutage nicht mehr so geläufig.

Die Farben der Deutschlandflagge Schwarz-Rot-Gold stehen für Demokratie in Deutschland.

IMAGO/Viktoria Kuehne (Kühne))

Stuttgart. Marcel Böhles wurde 1984 in Ludwigshafen geboren und arbeitet heute im Haus der Republik in Weimar. Als sich der Historiker vor rund zehn Jahren mit dem Thema Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold erstmals beschäftigte, war ihm dies bis dato unbekannt. Und auch er dachte zunächst an eine verteidigende bewaffnete Einheit.

Umso mehr trieb es Böhles an, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, es entstand eine Dissertation unter dem Thema „Im Gleichschritt für die Republik. Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold im Südwesten von 1924 bis 1933“. Schließlich handelt es sich bei dieser Organisation um eine überparteiliche Sammlungsbewegung von den drei Parteien der Weimarer Koalition, vor allem waren es Mitglieder der SPD zusammen mit dem Zentrum und der DDP.

Bündnis zum Schutz der Republik

„Gegründet wurde dieses Bündnis zum Schutz der durch Rechts- und Linksextremisten bedrohten Republik“, sagte Böhles am vergangenen Samstag bei einem Festakt im Hospitalhof in Stuttgart. Vermutlich rund eine Million Mitglieder hatte der Verband. „Die Hauptaufgaben bestanden damals aus Propaganda, Saalschutz bei Veranstaltungen, Wahlkampf und Bildungsarbeit“, sagt Böhles.

Gegründet wurde das Bündnis Ende Februar 1924 in Magdeburg und breitete sich danach in allen Landesteilen aus. Im Südwesten war der SPD-Politiker Kurt Schumacher Vorsitzender der Ortsgruppe Stuttgart, zu den Gründungsmitgliedern des Gaues Württemberg zählten unter anderem der Jurist Fritz Bauer und der Liberale Theodor Heuss.

Die Weimarer Republik stand von Beginn an auf wackligen Beinen. Links- und rechtsextremistische Putschversuche kennzeichneten die Anfangsjahre. Dem wollten Demokraten mit dem Reichsbanner etwas entgegensetzen. Das Bündnis setzte sich deshalb für den Schutz der parlamentarischen Demokratie ein, stellte sich aber nicht als bewaffnete Miliz auf wie etwa andere Wehrverbände in diesen Jahren.

Das Reichsbanner habe sich für den Schutz der Republik und ihrer Verfassung eingesetzt, schreibt auch das Deutsche Historische Museum. Und es sei die größte politische Massenorganisation der Weimarer Republik. gewesen, heißt es dort weiter. Hauptgegner war in den 1920er-Jahren der deutschnationale Stahlhelm.

Anfang der 1930er-Jahre gerieten Reichsbannermitglieder in mitunter tödliche Auseinandersetzungen mit der nationalsozialistischen Sturmabteilung (SA), 1933 wurde das Reichsbanner von den Nazis verboten und 1953 wiederbelebt. Inzwischen ist es vor allem ein sozialdemokratisch geprägtes Bündnis, das sich in der Bildungsarbeit engagiert und zählt bundesweit noch etwa 800 Mitglieder.

Der Name Reichsbanner – wie auch Schwarz-Rot-Gold – löse bei vielen ein „Störgefühl“ aus, sagte der Bundesvorsitzende Fritz Felgentreu vor kurzem, der nach langen Jahren im Bundestag nun Lehrer im Berliner Schuldienst ist. „Damit assoziieren viele, wenn sie das zum ersten Mal hören, eine rechte Bewegung. Damit assoziieren sie Reichsbürger und dergleichen mehr. Dieses Störgefühl ist etwas, was wir produktiv nutzen wollen, um genau über die Dinge, die uns wichtig sind, ins Gespräch zu kommen“, betonte Felgentreu.

Martin Schulz: Farben der Demokratie wieder mehr pflegen

Die Demokratie müsse auch heute wieder geschützt werden, sagte Martin Schulz, ehemaliger EU-Präsident, SPD-Kanzlerkandidat und aktuell Vorsitzender der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung. Er forderte deshalb beim Festakt in Stuttgart, dass man die Farben Schwarz-Rot-Gold, die für die Revolution 1848/49 und später für die Bundesrepublik und die Demokratie stehen, wieder mehr pflegen sollten. „Wir können stolz sein auf Schwarz-Rot-Gold“, betonte Schulz.

Wanderausstellung mit Themen- und Biografiebannern

„Für Freiheit und Republik! Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold im Kampf für die Demokratie 1924 bis 1933“ lautet der Titel einer Wanderausstellung der Gedenkstätte Deutscher Widerstand. Diese zeigt auf 19 Themen- und 12 Biografiebannern den umfassenden Einsatz des damaligen Bündnisses dreier Parteien und deren Mitglieder für die demokratische Republik in Weimar. Diese kann kostenfrei entliehen werden.

Die Postkarte von 1928 erinnert an das Vorparlament und die Nationalversammlung der Revolution 1848 in der Frankfurter Paulskirche.
Das Reichsbanner-Bündnis kämpfte gegen Rechts- und Linksextremismus. Das Plakat entstand 1929 anlässlich der Bundesverfassungsfeier in Berlin.
Ralf Schick

Redakteur Landeskundliche Momente und Beruf und Karriere

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