Themen des Artikels
Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen
Museum zeigt Historie der Harmonika

Ein Granatensplitter schlug dort ein und blieb in der Mundharmonika stecken. Das Instrument rettete ihm wohl das Leben.
epd/Judith Kubitscheck)Trossingen. Mundharmonika ist immer noch in. Und feierte im Rock- und Popbereich ein Comeback: So spielten Bob Dylan ebenso wie die Popsängerin Shakira und Bono von der irischen Rockband „U2“ schon auf dem handlichen Instrument.
Eine Tango-Mundharmonika, Wildwest-Modelle ebenso wie eine „Uncle Sam Harp“ für die USA und Zeppelinmodelle in Mundharmonika-Form lassen im Deutschen Harmonikamuseum in Trossingen (Landkreis Tuttlingen) erahnen, wie die Harmonikaindustrie in Deutschland damals den internationalen Markt beherrschte.
Fast alle hergestellten Instrumente gingen früher in die USA
„Allein die Firma Hohner produzierte bereits im Jahr 1887 über eine Million Mundharmonikas“, erklärt Museumsdirektor Salvatore Martinelli und zeigt auf das erste Werbeplakat der Firma, das nicht auf Deutsch, sondern auf Englisch die handlichen Instrumente anpreist: „98 Prozent der Produktion ging damals in die USA.“
Instrumentespielen sei um 1870 in Amerika eine Angelegenheit für wohlhabende Leute gewesen. Das „Taschenklavier“ habe dies geändert. Auch für Soldaten wurde die Mundharmonika zum „musikalischen Seelentröster“ – oder sogar zum Lebensretter: „Belegt ist, dass mindestens 14 Soldaten überlebt haben, weil sie eine Mundharmonika in ihrer Brusttasche trugen“, sagt Martinelli.
Ein Exponat ist eine zerschossene Mundharmonika eines Soldaten, der im Ersten Weltkrieg an der Westfront kämpfte. Ein Granatsplitter schlug in seiner Brusttasche ein und blieb im Korpus der „Mundharfe“ stecken.
Auf einem Podest werden Werkzeuge für die Mundharmonikafertigung gezeigt. 1903 fabrizieren die Trossinger Firmen Hohner und Koch zusätzlich Handharmonikas.
Zu sehen ist in der Dauerausstellung unter anderem das größte spielbare Knopfgriffakkordeon der Welt. Es wurde 1953 gefertigt, ist 1,23 Meter hoch und 22 Kilogramm schwer und muss von drei Personen gleichzeitig gespielt werden.
Ebenso wird die kleinste Mundharmonika der Welt, die „Little Lady“ mit 3,7 Zentimetern, gezeigt. Diese wurde von Kapitän Walter Schirra an Bord des Raumschiffes Gemini VI geschmuggelt und erklang als erstes Instrument im Weltall. Der Kapitän spielte im Jahr 1965 darauf als Scherz das Weihnachtslied „Jingle Bells“ und ließ das Lied per Funkverkehr zur Bodenstation nach Houston übertragen, nachdem er ein „fremdes Objekt“ gemeldet hatte.
Die Firma Hohner dominierte eine Zeit lang den Weltmarkt
Das Deutsche Harmonikamuseum liegt mitten im historischen Hohnerareal. Ab 1929 dominierte die Matthias Hohner AG den Weltmarkt, nachdem sie die größten Konkurrenten aufgekauft hatte.
Im Jahr 1923 wurden weltweit insgesamt rund 50 Millionen Mundharmonikas produziert, die Hälfte davon in Trossingen. (epd)