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Gottesdienste

An Ostern mal den Tod auslachen

Lachen tut gut, auch in Krisenzeiten. Denn Lachen setzt Selbstheilungskräfte frei. In manchen Kirchengemeinden wird das Osterlachen noch praktiziert, auch wenn dieser Brauch in offiziellen kirchlichen Verlautbarungen nicht existiert. Ralf Schick

Auch viele bunte Eier können dazu beitragen, dass man an Ostern meistens nur strahlende und lachende Kindergesichter sieht.

IMAGO/Zoonar.com/Irina Pavlova)

Vor einigen Jahren in einer evangelischen Kirchengemeinde im Kreis Heilbronn. Der Pfarrer erzählte am Ostersonntag und Ostermontag am liebsten jiddische Witze und Anekdoten. Einer blieb mir in Erinnerung:

„Ein Rabbi im Restaurant. Er bestellt sich eine Suppe. Der Kellner bringt diese und stellt sie auf den Tisch. Er dreht sich um und will gehen, da spricht ihn der Rabbi an: „Probieren Sie mal die Suppe!“ Kellner: „Kein Problem, wenn die Suppe zu kalt ist, tausche ich sie aus.“ Rabbi: „Nejn, nejn, probieren Sie sie selber mal!“ Kellner: „Aber, mein Herr, ist gar kein Problem, ich bringe Ihnen eine neue, wunderbar frische und warme Suppe.“ Rabbi: „Probieren Sie!“ Kellner: „Also…“ Rabbi: „Probieren, hob ich gesagt!“. Der Kellner setzt sich: „Wo ist denn der Löffel?“ Rabbi: „Eben!“

Der Brauch des Osterlachens kam in der Kirchengemeinde bei den meisten gut an, nur wenige schüttelten den Kopf und dies vorwiegend in den hinteren Kirchenbankreihen.

Lustige Kritik an der kirchlichen und weltlichen Obrigkeit

Das Osterlachen war vor allem – wen wundert es – in Bayern jahrhundertelang ein fester Bestandteil des christlichen Brauchtums. Schließlich nutzte man diesen Brauch auch dazu, in lustiger Form Kritik an den Obrigkeiten zu üben, egal ob weltlicher oder kirchlicher Art.

Das Osterlachen kommt aber in keiner einzigen offiziellen kirchlichen Verlautbarung vor wie etwa in päpstlichen Bullen, oder Beschlüssen eines Konzils, wie der Theaterforscher und Philosoph Lenz Prütting in seinem Buch „Homo ridens. Eine phänomenologische Studie über Wesen, Formen und Funktionen des Lachens“ schreibt.

Egal ob kirchlich, offiziell oder nicht: Man sollte öfters lachen und die Auferstehung Jesu Christi an diesen Tagen ist Grund genug, den Tod auszulachen.

Lachen ist ein Gesundbrunnen

Zumal der Tuttlinger Lachforscher Michael Titze in einem seiner Bücher schreibt: „Lachen ist ein richtiger Gesundbrunnen. Es setzt Selbstheilungskräfte frei, die wir im normalen Alltagsleben viel zu wenig nutzen. Wer sich deshalb bewusst entscheidet, ausgiebig zu lachen, kann seine Gesundheit gezielt fördern.“

Laut Titze haben Lachforscher den physischen Akt des Lachens mit einer Befreiung in Zusammenhang gebracht, die Spannungen auflöst „und den Energiefluss im Körper fördert“. Der Mann muss es wissen, schließlich zählt Titze zu den Pionieren des therapeutischen Humors.

Erich Kästner: Der Mensch lacht über Kontraste

„Worüber lacht der Mensch? Er lacht, wenn man ihn kitzelt. Oder er lacht, wenn er andere lachen hört. Aber worüber lacht der Mensch, wenn sein Verstand und Herz bei der Sache sind? Das ist rasch gesagt: Er lacht über Kontraste!“

Dieser Satz stammt von dem berühmten Schriftsteller Erich Kästner. „Für aufschlussreich, und oft geradezu für entlarvend, hielte ich die genaue Erforschung des Lachens. Sogar den Namen für die hoffnungsvolle Methode habe ich bereits gefunden. Sie nennt sich , Lachkunde‘“, schrieb Kästner vor Jahrzehnten.

Lustige Gedichte wie „Kicherfritzen“ von Erich Kästner

„Habt ihr das schon mal gemacht: ohne jeden Grund gelacht? Na wie steht’s? Ich glaube sicher, daß ihr dieses Lachen kennt, das man allgemein Gekicher nennt. Wie entsteht so etwas bloß? Es entsteht nicht. Es geht los. Eben noch tat keiner mucksen. Fritz beginnt herumzudrucksen. Paul hat sich parterre gesetzt, denkt nichts Böses, hört sie juxen und bekichert sich zuletzt. Schließlich platzen sie vor Lachen. Und sie meckern wie die Ziegen, bis sie fast am Boden liegen. Und sie finden es zu dumm. Doch da läßt sich gar nichts machen, und sie meckern und sie lachen, und sie wissen nicht warum. Keiner sieht den andern an, denn sonst würde es noch schlimmer. Und das Kichern wird Gewimmer.“

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