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Justiert

Catcalling sollte nicht strafrechtlich geklärt werden

Catcalling ist nicht akzeptabel, jedoch sollte die Debatte darüber eher gesellschaftlich geführt werden und nicht juristisch. 
Richterhammer auf Holzuntergrund, Text "Catcalling" auf Papier.

Das Phänomen "Catcalling" soll nach Willen der SPD-Bundestagsfraktion künftig unter Strafe stehen.

IMAGO/Sascha Steinach)

Der Begriff „Catcalling“ klingt harmloser als er ist: Es geht um anzügliche Sprüche, Gesten und Pfiffe, allen voran von Männern an Frauen gerichtet. Dieses Phänomen soll nach Willen der SPD-Bundestagsfraktion künftig unter Strafe stehen. Die Vize-Fraktionsvorsitzende Sonja Eichwede spricht von einer Gesetzeslücke, die geschlossen werden müsse. Schon jetzt strafbar sind Äußerungen oberhalb der Schwelle zur Beleidigung.

In der Tat ist Catcalling ein Problem, unter dem Betroffene, in der Regel Frauen, leiden. Wie stark, ist individuell. Für die einen ist es einfach nervig, für die anderen dagegen ein Trauma. Fakt ist, es ist nicht akzeptabel. Fraglich ist, ob es dafür einen Straftatbestand geben muss und soll. Sicherlich würde es Fälle geben, die klar unter den neuen Paragrafen fallen. Vor Gericht dürfte es aber nicht immer einfach sein, ein vermeintliches Kompliment vom strafbaren „Catcalling“ abzugrenzen.

Das Strafrecht ist das schärfste Schwert des Rechtsstaats

Die Debatte sollte auch eher gesellschaftlich geführt werden als juristisch. Die, die meinen, die Grenzen von anderen verbal überschreiten zu können, müssen sensibilisiert werden, dass dies nicht geht. Immer und immer wieder. Das Strafrecht ist das schärfste Schwert des Rechtsstaats, das sollte es bleiben. Er kann nicht alles für uns regeln, dafür fehlt den Strafverfolgungsbehörden außerdem auch schlicht das Personal.

Die CDU im Bund spricht von Symbolgesetzgebung, das sei in der Praxis nicht umsetzbar und helfe Betroffenen nicht. Sollte das Bundesjustizministerium einen Vorschlag vorstellen, wolle man den prüfen. In anderen Ländern steht das Catcalling bereits unter Strafe. Sicherlich wäre es sinnvoll, zunächst zu schauen, was es in diesen Ländern gebracht hat.

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