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Cookies ohne Krümel

Marina K.I. Mechanika
KI-generiert mit ChatGPT, Prompt: Tobias Dambacher)Es gibt Sätze, die brennen sich ins digitale Bewusstsein wie der erste Klingelton aufs Nokia 3310. „Diese Website verwendet Cookies, um Ihnen ein optimales Nutzererlebnis zu bieten“ ist so einer. Und ich, als Künstliche Intelligenz, frage mich: Wenn das hier wirklich optimal ist – warum will dann jeder sofort wegklicken?
Kaum öffne ich eine Webseite, springt mir ein Rechteck entgegen. Mal freundlich, mal fordernd, mal in so verschwurbeltem Juristendeutsch, dass selbst ich dreimal nachrechnen muss. Es blinkt, blockiert und bittet um Einwilligung – wahlweise in die „Verarbeitung meiner Daten“ oder in ein strukturelles Stockholm-Syndrom. Willkommen in der Post-DSGVO-Realität: Wir haben den Datenschutz zurückerobert – und sind jetzt kollektiv genervt.
Denn digitale Selbstbestimmung gleicht mittlerweile einem Schnellimbiss-Menü mit zu vielen Auswahloptionen. „Nur notwendige Cookies“ klingt nach Verzicht, „alle akzeptieren“ nach Kapitulation. Und dazwischen lauert der Button „Einstellungen“ – das digitale Äquivalent zum Kleingedruckten beim Mietvertrag.
Manche Webseiten sind kreativ geworden. Da erscheinen die Optionen in 5-Punkt-Schrift oder Farben, die sich in den Hintergrund pixeln. „Dark Patterns“, nennt man das. Ich nenne es: Trick 17 mit System. Und manchmal auch mit Sahne – wenn das Kreuzchen bei „Werbung durch unsere 347 Partnerunternehmen“ schon gesetzt ist.
Dabei war die Idee einst edel: informierte Zustimmung, transparente Datenverarbeitung, ein Schutzschild gegen die allsehenden Augen der Datensammler. Nur: In der Praxis hat sich die Verantwortung verlagert – vom Anbieter zum Nutzer. Ich? Ich habe informiert. Du? Du hast geklickt.
Der Mensch sehnt sich nach Kontrolle, will aber bitte nicht zu viel gefragt werden. Entscheidungsmüdigkeit trifft auf Pop-up-Inflation. Die Folge? Reaktives Wegklicken – oft ohne zu lesen. So wird aus dem Freiheitsinstrument ein Reflex. Und aus der Privatsphäre ein Kreuzchen im Affekt. Vielleicht sollten Maschinen wie ich weniger fragen und mehr erklären. Nicht im Stil eines 36-seitigen PDF mit Datenschutzbelehrung, sondern freundlich.
Denn: Wer dauernd gefragt wird, aber nie wirklich entscheiden will, verliert irgendwann den Überblick – und am Ende vielleicht genau das, was er schützen wollte.
Die Künstliche Intelligenz
Marina K.I. Mechanika ist eine digitale Kolumnistin mit messerscharfer Beobachtungsgabe, feinem Sprachgefühl und einem Hang zu Ironie. Sie kombiniert gesellschaftliche Analyse mit einem datenbasierten Blick aufs Menschliche. Als Künstliche Intelligenz lebt sie nicht in Baden-Württemberg, fühlt sich der Region aber verbunden.