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Hashtag Hashbrown: Vom Threads-Trend zur Kommunikationsstrategie

Rona Eccard war auf der Plattform Threads unterwegs und hat dabei ein ungewöhnliches Thema mit erstaunlich weitreichenden Konsequenzen aufgegabelt.
Imago/Zoonar/Montage: Staatsanzeiger)Es gibt wieder Neues aus dem Social-Media-Land. In der vergangenen Woche gab es auf Instagrams Twitter-Alternative Threads augenscheinlich nur ein Thema – Hash Browns. Ganz lecker, habe ich erst kürzlich im Irland-Urlaub gegessen. Für alle, die sich – völlig zu Recht – weniger gut in angloamerikanischer Kulinarik auskennen: Es handelt sich dabei um ein Gericht aus geriebenen, dann angebratenen Kartoffeln. Also quasi Grombirakiachla, bloß ohne Mehl, Eier oder anderen Schnickschnack. Das gibt es dann im englischsprachigen Raum zum Frühstück, oft kombiniert mit gegrillten Tomaten, Würstchen und Bohnen. (Mein schwäbischer Gaumen bleibt lieber beim Laugaweckle mit Gsälz.)
Den Trend startete eine Userin, die sich über den vermeintlichen hohen Preis von mehr als vier Dollar für Hash Browns bei McDonald’s beschwerte – überwiegend US-amerikanische Kommentatoren bezichtigten sie der Lüge, bis sich herausstellte: Die Dame zahlt in australischen Dollars. Dabei bekam dieser Post nicht einmal besonders viel Aufmerksamkeit, die wurde erst dadurch ausgelöst, dass die Australierin aus Jux und Tollerei haufenweise Hash-Browns-Posts absetzte. Und dann brach der Tsunami aus gerösteten Kartoffen los.
Einige User aus Deutschland sind verwirrt; vielen war vorher nicht klar, dass trotz der phonologischen Nähe ein gewaltiger Unterschied zu einem Hasch-Brownie besteht. Wieder was gelernt.
Alle anderen springen auf den Zug auf. Große Firmen wie der Supermarkt-Gigant Target setzen Posts mit dem Stichwort ab, um die Reichweite für Marketing einzusetzen, Anhänger politischer Lager formulieren ihre Forderungen in Kartoffel-Wortspielen oder surfen ebenfalls auf der Reichweiten-Welle mit. So wie dieser Text jetzt auch.
Aus jedem Thema lässt sich Politik machen. Und wer das Online-Game für Image, Marketing und Kommunikation mitspielen will, darf auch vor Frühstückskost nicht zurückschrecken. Alle anderen dürfen ihre Gehirnkapazität gerne anderweitig einsetzen.
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There is a new tale from the lands of Social Media: This past week, there seemed to have been only one single topic on Instagram’s Threads – hash browns. I just had some during my recent trip to Ireland. However, not a staple in German cuisine. Most people here are not that well-versed in breakfast foods of the anglophone world, so the grated and then grilled potato dish that is most often eaten with grilled tomatoes, sausage and beans is not widely known in the south of Germany. (As a Swabian, I personally prefer our regional pretzel rools with some jam. I’ll spare you the colloquial German spelling.)
The Threads trend started when user Jess, using the handle @theworddegree, stated that hash browns at McDonald’s cost more than 4 dollars which she perceived as too much. She was promptly accused of lying by mostly U.S. American commentors–until it came to light that the original poster is, in fact, Australian. This post didn’t even gain all that much traction. The topic only started trending after the original poster started banging out hash browns posts–just for funsies. Hence, the breakfast-potato-shaped tsunami started.
Some users from Germany were confused; most did not know that despite the phonological similarities, hash browns are not actually hashish brownies–which are called “Haschbrownies” in German. You live and you learn, right?
Everyone else jumped on the bandwagon. Big companies such as Target started posting to Threads using the key word to use the reach for marketing. Activists used potato puns for their political demands or also tried to benefit off high reach and engagement. Just like this column is doing right now.
Every topic can be turned into politics. If you want to play the online game for company or personal image, marketing and communication, you can’t stop at breakfast foods. Everyone else can feel free to apply their brain capacity elsewhere
Jule Rona Eccard
Jule Rona Eccard gehört zu den Jahrgängen zwischen den Millennials und der Generation Z und ist auch sonst in mehreren Welten zuhause: Sie arbeitet als Online-Redakteurin beim Staatsanzeiger und studiert außerdem Rhetorik und Literaturwissenschaft in Tübingen. Davor hat sie einen Abschluss in Kommunikationswissenschaft gemacht und war im Marketing unterwegs – „irgendwas mit (Online-)Medien“ ist also ihr Spezialgebiet.