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Karl Hofstätter: Schon von Kindheit an auf Seefahrt eingestellt

Karl Hofstätter, Kapitän und Geschäftsführer der „Weisse Flotte Heidelberg“, steht vor dem Fahrgastschiff „Königin Silvia“. Vor 200 Jahren wurde die Großherzoglich Badische Rhein Dampfschifffahrtsgesellschaft gegründet. Als erste Firma wollte sie Personen und Fracht zwischen Mannheim und Basel befördern.
dpa/Uwe Anspach)Als er das erste Mal an einem Steuerrad stand, war Karl Hofstätter neun Jahre alt. „Da konnte ich gar nicht drübergucken“, erinnert sich der Kapitän fast 60 Jahre später. Kurzerhand habe man ihm eine umgedrehte Bierkiste als kleines Podest hingestellt. „Das war für so einen Dreikäsehoch natürlich ein tolles Gefühl.“
Heutzutage sitzt Hofstätter entspannt auf einem Ledersessel und manövriert die „Königin Silvia“ mit der Hand an der Hauptsteuerung. Statt eines großen Rads braucht er nur noch einen kleinen Hebel. Als Kapitän und Geschäftsführer der Weißen Flotte Heidelberg ist er im Dreiländereck Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen unterwegs.
Als Junge bekam er am Neckar Fernweh
Hofstätter ist in Neckargemünd aufgewachsen. „Wenn ich Schiffe gesehen habe, habe ich Fernweh gekriegt“, erzählt er. Von der Schule in Heidelberg sei er lieber mit dem Schiff als dem Bus heimgefahren. „Die Eltern haben gemotzt, weil das viel länger gedauert hat.“ Und die Fernsehserie „MS Franziska“ habe seinen Wunsch bekräftigt, Binnenschiffer zu werden. In der Schule ging es etwa um Elektronik und Steuerung. „Und man lernt kochen“, sagt Hofstätter. Zu Hause koche aber seine Frau. „Sie kann das viel besser.“
Rund 800 Kapitäne und Schiffsoffiziere gibt es laut ihrem Verband derzeit in Deutschland – ohne Hochsee- und Küstenfischerei. Hofstätter hat nach sieben Jahren das Schifffahrtspatent – das Schiffsführerzeugnis – gemacht. „Schifffahrt lernt man nicht aus einem Buch“, ist er überzeugt.
„Heute ist schönes Wetter, alles easy Ententeich“, sagt er beim Blick voraus. Doch Flüsse hätten Untiefen. Bei Hochwasser mit Strömungen anlegen, mit Windböen umgehen, die verzögerte Reaktion eines Schiffs bedenken – dafür brauche man Erfahrung. „Und jedes Schiff ist anders.“ Oft gibt es Kanuten, Stand-up-Paddler und Tretboote mitten auf dem Neckar . „Da bleibt mir nur zu hupen“, sagt er – und tut’s.
Kapitän Hofstätter war 26 Jahre lang mit einem Flusskreuzfahrtschiff, der „Liberté“, unterwegs: „Von der Nordsee bis zum Mittelmeer, und nach der Wende bis nach Budapest und Polen.“ Erlebt hat Hofstätter so einiges. „Man lernt die Menschen kennen, wie sie ticken.“ So seien deutsche Gäste oft anfangs kritisch und später engste Freunde. Bei Schweizern sei es eher mal umgekehrt.
Dabei gaben er und seine Frau alles, so Hofstätter. Um den steigenden Ansprüchen der Kunden gerecht zu werden, bauten sie ihr Schiff weiter aus. Die Zimmer wurden komfortabler. „Wir hatten Whirlpool und Sauna an Deck.“
Hofstätter ist 67 Jahre alt, denkt aber nicht ans Aufhören
Ein Schiff wie die „Liberté“bedeutete eine Sieben-Tage-Woche. 2008 stieg Hofstätter daher in die Rhein-Neckar-Fahrgastschifffahrt ein und befördert seither Touristen – und seit Corona vermehrt wieder Einheimische. Mit seiner Frau habe er die Gastronomie ausgebaut und Angebote im Winter geschaffen.
Als Flaggschiff der Weißen Flotte kam 2016 die „Königin Silvia“ dazu, die die gleichnamige Königin aus Schweden schon mehrfach besuchte. An Begegnungen mit der gebürtigen Heidelbergerin erinnert sich Hofstätter gut: Einmal sei die Königin extra auf die Knie gegangen, um seine kleine Tochter zu begrüßen. „Beim nächsten Mal hat sie sogar nachgefragt, wie es ihr geht.“
2024 habe er die Geschäftsführung dem Sohn übertragen. Als Kapitän helfe er gerne aus. „Aber auf das Alltagsgeschäft habe ich keine Lust mehr.“ Wann plant er mit 67 seine letzte offizielle Fahrt? Hofstätter reagiert fast empört: „Letzte Fahrt?!“