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Der Batteriezug elektrisiert nicht alle im Kinzigtal

Schon Ende der 60er Jahre, als auf der Kinzigtalstrecke noch Dampfloks unterwegs waren, gab es Überlegungen, die Strecke nach Freudenstadt weniger zu bedienen. Geschichte wiederholt sich, dürften sich Fahrgäste nicht nur in Schenkenzell denken.
dpa)„Emissionsfrei“, „echter Gewinn“, alle profitieren“ – die überwiegend landeseigene Betreibergesellschaft SWEG kam ins Schwärmen: Auf der Bahnstrecke zwischen Offenburg und Freudenstadt verkehren seit Dezember 2024 Hybrid-Züge, die ihre Energie über die klassischen Stromabnehmer beziehen oder über die eingebaute Batterie. Das ist für die Strecke zwischen Hausach und Freudenstadt wichtig, weil ihr die Elektrifizierung fehlt. Nun bewältigt der Batteriezug die anspruchsvolle Strecke ohne Ladestopp hin und zurück. Doch ganz so elektrisiert sind nicht alle davon.
Die neuen Züge brauchen mehr Zeit, um Türen zu öffnen und Trittstufen auszufahren, das sei der Barrierefreiheit geschuldet, so der Betreiber. Die Zeit ließe sich in Freudenstadt locker aufholen, gäbe es dort eine Weiche. Diese werde aber erst Ende 2026 in Betrieb gehen. Damit passen die E-Wagen aber nicht ins Korsett des Fahrplans, weshalb die SWEG zu drastischen Mitteln greift.
Kein Halt mehr an zwei Haltestellen
Sie streicht Bahnhalte: Loßburg-Rodt und Schenkenzell im Kreis Rottweil seien am wenigsten frequentiert, so die SWEG und lassen sich bahntechnisch fast nur noch mit dem Schienenersatzverkehr erreichen. Das erbost Schenkenzells parteilosen Bürgermeister Bernd Heinzelmann, der medial auf die Pauke haut. Auf diesen Zug springen FDP- und SPD-Landtagsabgeordnete auf. Sie hängen das Thema dem grünen Landesverkehrsminister Hermann um, für dessen E-Zug-Versuch auf der Nebenstrecke Diesel-Ersatzbusse fahren müssten: Der Fahrplan gehört geändert, die beiden ausgelassenen Orte müssen angefahren werden!
Ähnliches erlebten im Frühjahr übrigens Fahrgäste, deren Fernzug nicht im Stuttgarter Hauptbahnhof, sondern regelmäßig im nahen Esslingen losfuhr – Folge der S-21-Baustelle. Damit hebt das baufällige Schienennetz im Land Schenkenzell und Loßburg auf Landeshauptstadtniveau. Ob das aber der Trost ist, den sich die Schwarzwaldkommunen wünschen?