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OB-Wahl 

Die Wirtschaft bereitet den Kandidaten in Bühl Sorgen

Am Sonntag wählen die Bühler einen neuen Oberbürgermeister. Fünf Männer wollen Hubert Schnurr beerben, der in den Ruhestand geht. Im Wahlkampf ist auch das benachbarte Baden-Baden ein Thema.

Matthias Bauernfeind (von links), Thomas Senski, Sven Burkart und Milutin Stanisavljevic wollen ins Bühler Rathaus (rechts) einziehen. Von Bewerber Frank Tschany lag kein Foto vor.

IMAGO/Arnulf Hettrich/ privat | Montage: Herrgoß)

Bühl. Ein Bürgermeister einer Schwarzwald-Gemeinde, ein Dauerkandidat, ein Ex-Rennradprofi und Lehrer, dazu ein junger Objektmanager und ein Philosoph aus Stuttgart. Das ist – etwas heruntergebrochen – das Bewerberfeld in der Großen Kreisstadt Bühl für die OB-Wahl.

Trotz aller Unterschiede der Kandidaten, ein Thema sprechen alle an: die wirtschaftliche Lage der rund 30.000-Einwohner-Kommune im Kreis Rastatt. Manch einer erinnert mahnend an die Situation der Nachbarstadt: Baden-Baden steht landesweit aufgrund der finanziellen Schieflage in der Öffentlichkeit.

Bauernfeind: „Nicht hektisch und nicht überambitioniert“

Wie so viele Kommunen durchlebt auch die Zwetschgenstadt anspruchsvolle Zeiten. Kürzlich hatten die Bühler den Weggang der Produktion des UHU-Werks zu verkraften. Der bekannte gelbe Kleber kommt künftig aus Rheinmünster.

Kandidat Matthias Bauernfeind (CDU) will deshalb die Wirtschaftsförderung zu seiner Chefsache machen und für ein klares Profil im Tourismus sorgen. Der 40-Jährige hat als einziger der Kandidaten Verwaltungserfahrung im Rathaus, er war der erste Bewerber und ist seit Monaten in der Kernstadt und den neun Stadtteilen präsent. Bauernfeind ist seit 2015 Bürgermeister der 2600-Einwohner-Gemeinde Oberwolfach (Ortenaukreis) und in vielen kommunalpolitischen Gremien aktiv. Er will Bühl mit den Bürgern gestalten. „Nicht hektisch und nicht überambitioniert, aber mit einem klaren Blick, wo wir besser werden müssen“, sagte er bei der offiziellen Kandidatenvorstellung. Bezahlbarer Wohnraum ist ihm wichtig, ebenso allen anderen Bewerbern – es ist ein weiteres großes Thema in den Wahlprogrammen. Ebenso brauche die Innenstadt wieder Schwung.

Einladung zur Hochzeit brachte viel Applaus

Bewerber Frank Tschany (parteilos) ist schon bei vielen Bürgermeisterwahlen angetreten. In Bühl hat er ein Heimspiel. Hier lebt er und ist im Hausmeister- und Reinigungsbereich tätig. Er setzt sich für mehr Sicherheit und eine Notaufnahme im Krankenhaus ein. Bei seiner Bewerberrede lud er die Zuschauer zu seiner kirchlichen Trauung ein, inklusive Essen und Getränke, was ihm viel Applaus einbrachte.

Der jüngste Kandidat ist Sven Burkart (parteilos). Der Objektmanager bei einem Zulieferer für Bauteile ist 34 Jahre alt und Ortschaftsrat im Ortsteil Vimbuch. Mit seinem beruflichen Hintergrund verspricht der gelernte Industriekaufmann einen Perspektivwechsel im Rathaus. Er will die Lage Bühls am Schwarzwald touristisch nutzen. Zudem will der Familienvater den Haushalt konsolidieren und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglichen.

„Verbindlich und klar“ ist der Wahlkampfslogan von Thomas Senski. Der 52-jährige Lehrer für Biologie und Sport am Bühler Windeck-Gymnasium, sprach als einziger Bewerber vor dem Rednerpult und trug seine Rede frei vor.

Stanisavljevic zog es auch wegen der Zwetschgen nach Bühl

Als ehemals aktiver Radrennfahrer werde er getroffene Vereinbarungen zeitnah umsetzen, warb er für sich. Für neue Arbeitsplätze will er das Innovationszentrum weiter fördern. Verwaltung müsse bürgernah, transparent und lösungsorientiert sein. Das funktioniere nur mit zufriedenen Mitarbeitern. Zudem ging Senski auf das Problem schwindender Rebflächen ein. Angesprochen auf fehlende Verwaltungserfahrung verwies er auf den langjährigen ehemaligen OB von Bühl, Hans Striebel, der ebenfalls zuvor Lehrer gewesen war.

Als letzter Kandidat hatte Milutin Stanisavljevic (FDP) aus Stuttgart seine Bewerbung in den Rathausbriefkasten geworfen. Er ist 39 Jahre alt, Kosmopolit, Christ, vierfacher Vater, Philosoph und Politikwissenschaftler, wie er auf seiner Homepage schreibt. Bis 2024 leitete der gebürtige Serbe die Bundesgeschäftsstelle der Deutschen Gesellschaft für analytische Psychologie, er ist Gründer und Geschäftsführer von zwei kleinen Unternehmen in den Bereichen Digitale Transformation und Datenschutz.

Stanisavljevic tritt für eine wertebasierte Politik an und möchte die Verwaltung, die Wirtschaft und Familien stärken. Nach Bühl zog es ihn auch wegen der Zwetschgen, die ihn an sein Herkunftsland erinnern. Deshalb setzt er sich für eine Annahmestelle für Obstbauern ein – eine solche gibt für die Frühzwetschge nicht mehr.

Industrie und Zwetschgen

Das Mittelzentrum im Landkreis Rastatt ist ein Industriestandort. Mit Bosch und Schaeffler sind in der Großen Kreisstadt große Autozulieferer ansässig. Bühl ist auch bekannt durch die „Bühler Zwetschgen“, die im Umland angebaut werden. In der Innenstadt findet jährlich das Zwetschgenfest statt. Seit 2022 darf sich die Kommune offiziell „Zwetschgenstadt“ nennen. In den neun Ortsteilen leben über die Hälfte der rund 30.000 Einwohner.

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