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F13 ist da, doch Städte haben eigene KI-Lösungen

Texte schreiben, zusammenfassen und Fragen beantworten: All das müssen KI-Tools in Stadtverwaltungen können.
KI erstellt Adoebe Firefly/Ho)Stuttgart. Ende Juli veröffentlichte das Land den Quellcode von F13. Es war eine Einladung zum Mitmachen: „Kommunen, Behörden und Unternehmen können den Werkzeugkasten weiterentwickeln“, hieß es damals. Doch in den Rathäusern überwiegt noch die Zurückhaltung. Keine der neun größten Städte in Baden-Württemberg nutzt derzeit das KI-Tool, wie eine Abfrage des Staatsanzeigers ergab.
Mit F13 verbindet die Landesregierung große Pläne: Die Software soll eine datenschutzkonforme KI bieten und Verwaltungen bei Recherchen und Textarbeit unterstützen.
Der Ulmer IT-Leiter Jan Tschemernjak hält den Open-Source-Ansatz für unrealistisch. „Ich glaube nicht, dass allein dadurch ein gutes Produkt entsteht. Es ist ein Irrtum, dass Städte hier nennenswert beitragen können“, sagt er auf Anfrage. Was spezialisierte Unternehmen leisten, könnten kommunale IT-Abteilungen kaum stemmen. Zudem sei fraglich, ob F13 in der Fläche für zigtausend Nutzer geeignet sei und in Fachverfahren eingebettet werden kann.
Städte- und Gemeindetag: Es fehlt es an einer Infrastruktur
Laut Städte- und Gemeindetag fehle es noch an einer leistungsfähigen Infrastruktur für die Nutzung von F13 für Kommunen. „Mit der Open-Source-Stellung des Quellcodes allein ist es nicht getan. Die Anwendung muss auch für die Kommunen tatsächlich nutzbar gemacht werden“, so der Städtetag. Viele Städte, gerade kleinere, haben gar nicht das Know-how, um F13 selbstständig zu implementieren. Größere Städte hingegen haben zum Teil bereits anderweitige Lösungen im Einsatz.
Teure Investitionen in eigene Server für Tools wie F13 hält Tschemernjak für unvernünftig. Für grundsätzlich problematisch hält Ulms IT-Leiter, dass die öffentliche Hand mit Steuergeldern Konkurrenz zu anderen Anbietern im deutschen Markt aufbaut. In Ulm etwa hat die Stadt gemeinsam mit einem Start-up Chatbots entwickelt: den „Ulmer Spatz“ für Bürger, „Albert“ für Stadträte und einen internen Bot für Verwaltungsmitarbeitende. F13 wolle Tschemernjak nicht einsetzen – die eigenen Systeme seien leistungsfähiger und hätten deutlich mehr Funktionen.
Negativ fällt zu F13 das Urteil aus Stuttgart aus. Die Landeshauptstadt hat vor zwei Jahren an einer Testphase teilgenommen, in der F13 nicht überzeugen konnte. Die Funktionen würden nicht immer der geforderten Qualität entsprechen. Problematisch sei, dass der F13-Open-Source-Code erst sehr spät veröffentlicht wurde. Die Landeshauptstadt hat zwischenzeitlich mit „CHATSTR“ ein eigenes KI-System entwickelt. Die „umfassende Amts-KI“ wird nur mit internen Informationen und Daten trainiert. Nach erfolgreicher Einführung soll es anderen Kommunen zur Verfügung stehen.
Während F13 überwiegend vom Land ohne Beteiligung der Kommunen entwickelt worden sei, setzt auch Heilbronn auf eigene KI-Lösungen. So wurden etwa die Inhalte der Stadtbibliothek in den digitalen Bürgerassistenten „Kilian“ integriert. Von Heilbronns wachsendem, technologieoffenen Netzwerk profitieren auch andere Städte, betont eine Sprecherin.
Städte arbeiten mit öffentlich zugänglichen KI-Tools
Ähnlich klingt es in anderen Großstädten. Hier wird längst mit öffentlich zugänglichen KI-Tools gearbeitet, abseits von F13, aber stets datenschutz- und rechtskonform.
Die Stadt Mannheim nutzt für Recherchezwecke Copilot, ChatGPT, Claude und Perplexity. Ein Einsatz von F13 hänge von der Höhe der Kosten, der Funktionalität, der Integration in Verwaltungsprozesse sowie vom Datenschutz ab.
Karlsruhe begründet den Verzicht auf F13 mit Erfahrungen anderer Kommunen, die „eher mäßige Bewertungen“ hinsichtlich Halluzinationen und Korrektheit ergeben hätten. Eine künftige Nutzung von F13 sei aber nicht ausgeschlossen. Derzeit arbeite die Verwaltung mit ChatGPT. Auch Reutlingen nutzt intern das Produkt des US-Unternehmens OpenAI. Wie andernorts kam die Open-Source-Lösung für F13 zu spät: Mittlerweile hat sich die Stadt für ein KI-Tool entschieden, das den Mitarbeitenden einen niederschwelligen Einstieg in die KI-Welt ermöglicht. Grundsätzlich sei man für andere KI-Tools, auch F13, offen.
In Pforzheim wird das Programm evaluiert. Für eine Anwendung fehlen F13 allerdings noch mehrere Voraussetzungen. Heidelberg und Freiburg nutzen F13 ebenfalls nicht.
In der kleinsten Gemeinde hat man von F13 noch nichts gehört
In kleineren Kommunen spielt das Landesprojekt bisher keine Rolle. Eine klare Absage erteilt die Große Kreisstadt Schorndorf (Rems-Murr-Kreis). In der Performanz seien ChatGPT, Gemini oder Mistral der Landes-KI schlichtweg überlegen. Um F13 zu nutzen, müsste es über das kommunale Verwaltungsnetz kostenlos zur Verfügung gestellt werden, so die Stadt Schorndorf.
Der Einsatz von KI ist auch in der kleinsten Gemeinde ein Thema. In Böllen (Kreis Lörrach) hat man jedoch von F13 noch nichts gehört. Derzeit evaluiere man verschiedene Tools und werde den Landesdienst künftig dabei berücksichtigen.
Der Landkreis Calw setzt auf eine mit der Komm.One entwickelte Lösung für das Dokumentenmanagementsystem. Es soll bald anderen Landratsämtern zur Verfügung stehen. Die Komm.One setzt für die Lösung das Sprachmodell Mistral AI ein. Eine Einführung von F13 sei auch perspektivisch nicht vorgesehen.
Das Staatsministerium will im KI-Rennen mit Updates punkten. Die IT-Architektur von F13 wird bis zum Jahresende weiterentwickelt, so dass ein großflächiger Betrieb möglich ist. Zudem soll F13 personalisierbar werden und Bilder sowie Sprache-zu-Text verarbeiten können.
Den Fahrplan für die geplanten Updates von F13 finden Sie hier ,
Gemeindetag: Kommunen sind an F13 interessiert
Die Kommunen sind an F13 interessiert, heißt es vom Gemeindetag. Nach wie vor sei das Interesse an dem Angebot des Landes sehr groß, denn es sei eine datenschutzkonforme und für Kommunen entsprechend attraktive Alternative. Allerdings fehle es an Software und Technikinfrastruktur, damit die Landes-KI flächendeckend für Kommunen nutzbar wird. Auf diesen Punkt verweist auch der Städtetag. Für eine finale Bewertung von F13 sei es aktuell noch zu früh, so der Verband. Die BITBW baut derzeit eine Test- und Entwicklungsumgebung für F13 auf. Der kommunale IT-Dienstleister Komm.One befindet sich darüber im Gespräch mit BITBW, wie die Kommunen unterstützt werden können.