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Serie: Rathäuser im Land

Gengenbach: Das Rathaus, das zum Adventskalender wird

Ob es ein Zufall war, dass das Rathaus in Gengenbach heute genau 22 Fenster und zwei Dachgauben hat? Ideal jedenfalls für einen Adventskalender in der Zeit vor Weihnachten mit überregionaler Bekanntheit. Im Innern des historischen Gebäudes aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts beginnt jetzt erst einmal eine Sanierung.

Das Rathaus Gegenbach ist ein Touristenmagnet, oder zumindest der Marktplatz davor.

Black Forest Production)

Gengenbach. Es herrscht Aufbruchstimmung an diesem gewöhnlichen Vormittag in Gengenbach (Ortenaukreis) – sowohl um das Rathaus herum im Zentrum der Stadt als auch im Rathaus selbst. Im Umfeld liegt das am Wochenmarkt, der gehörig Menschen anzieht, aber auch an den Tagestouristen, die die vielen kleinen Läden und Cafés, gegen Mittag dann die Restaurants bevölkern.

Die Aufbruchstimmung im Rathaus zeigt sich vor allem an vielen Umzugskartons und geschäftigem Treiben der Mitarbeitenden im Ratssaal, die Akten, Ordner und anderes verpacken. Der Grund: die Sanierung des historischen Rathausbaus aus dem Jahr 1784 steht an und die Arbeitsplätze in einem Teil des Rathauses müssen geräumt werden.

Sanierung und Modernisierung von Teilen des Baus stehen an

Im kleinen Foyer des Rathauses wird gezeigt, was alles saniert werden muss. Und das ist einiges: einzelne Trakte müssen grundlegend modernisiert werden und energetisch auf den neuesten Stand gebracht werden. Zudem soll das Dachgeschoss soll nutzbar gemacht werden.

Dort ist aktuell in Form eines Provisoriums ein Sozialraum für die Mitarbeitenden untergebracht. Auch einige Toiletten haben es nötig. Auch Zwischengeschosse sollen eingezogen werden, um mehr Räume zu gewinnen. Der Zuschnitt der Räume sei heute nicht optimal, erzählt Manuela Seiler aus dem Büro von Bürgermeister Thorsten Erny (CDU).

Oder der Rettungsweg: der besteht heute aus einer großen Holztreppe. „Das ist nicht gut“, so Seiler. Zusätzlich sollen Gauben eingebaut werden – für mehr Licht in den Räumen. Gauben, die in früheren Zeiten schon einmal vorhanden waren. Deshalb sei das auch für den Denkmalschutz ein gangbarer Weg gewesen, betont Seiler. Der Ratssaal und das Trauzimmer im ersten Stock sind aktuell nicht barrierefrei erreichbar. Ein Zwischenbau zwischen einem schon vorhandenen Anbau und dem Rathaus selbst mit Aufzug soll hier Abhilfe schaffen. Die Architekten haben ihre Planungen schon vorgelegt, demnächst werden die ersten Arbeiten vergeben. Ganz von vorne beginnen müssen die Sanierer im Übrigen nicht. Ein Trakt wurde vor acht Jahren schon saniert, jetzt folgt die Fortsetzung.

Charme hat das Rathaus trotz aller Defizite. Das macht sich unter anderem an Kleinigkeiten fest. Da wäre beispielsweise die Hintertür, die das Rathaus mit dem dahinter positionierten – und noch deutlich größeren – Klosterbau verbindet.

Sie ist besonders klein geraten und sollte wohl den Benediktinermönchen im Kloster signalisieren, wer im Ort das Sagen hat. Heute ist im Klosterbau die Außenstelle der Hochschule Offenburg untergebracht. Beheimatet ist hier unter anderem die Betriebswirtschaftslehre. „Die Studenten sind natürlich hier auch sichtbar, viele wohnen auch hier“, freut sich Manuela Seiler über das gemischte Bild, das sich vor allem in der Mittagspause rund um das Rathaus ergibt.

Tausende pilgern in der Adventszeit täglich zum Marktplatz

Überregional bekannt sind der Rathausbau und insbesondere die Fassade aber wegen des Adventskalenders in den Wochen vor Weihnachten. Jeden Tag wird dann ein neues Fenster mit einem Kunstwerk erleuchtet, das eigens für diesen Kalender von einem renommierten Künstler erschaffen wurde – passgenau für die 22 Fenster und zwei Dachgauben des Rathauses in Richtung Marktplatz.

Die Beleuchtung, die jeden Abend nach einem festgelegten Ritual um 18 Uhr stattfindet, ist – man kann es nicht anders sagen – ein regelrechtes Event. „Tausende von Menschen nehmen daran teil“, weiß Manuela Seiler. Und besuchen den Adventsmarkt auf dem Platz vor dem Rathaus.

Die Planungen für den kommenden Advent sind längst abgeschlossen. Der renommierte Künstler und Illustrator Olaf Hajek, der in der Kunstwelt als „Magier der Farben“ bezeichnet wird, ist mit der Gestaltung beauftragt worden. In der Vergangenheit war auch schon Tomi Ungerer mit von der Partie.

Die Installation der Kunstwerke, die nach außen hin strahlen, hat auch eine Rückseite – nämlich auf Seiten der Mitarbeitenden. In den Räumen sind nämlich die Holzkonstruktionen für die Kunstwerke samt LED-Beleuchtung angebracht. Das aber mache den Mitarbeitenden wenig aus, versichert Seiler.

Wissenswertes zu Gengenbach

Knapp zwölf Kilometer südöstlich von Offenburg liegt der Ort Gengenbach mit rund 11 000 Einwohnern. Der historische Ortskern mit Fachwerk und mehreren Stadttoren ist Ziel von rund 1,2 Millionen Touristen pro Jahr. Auf der heutigen Gemarkung wurden Spuren einer römischen Siedlung aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus entdeckt, erstmals belegt ist der Ort im Umfeld des Benediktinerklosters im Jahr 1231. Gengenbach ist eine Fasnetshochburg.

Quelle/Autor: Marcus Dischinger

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