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Insektenfreundliche Friedhöfe: Kommunen sparen Ressourcen und helfen dem Artenschutz

Im Kampf gegen das Insektensterben hat der BUND ein Modellprojekt ins Leben gerufen: insektenfreundliche Friedhöfe. Auf vier Modellfriedhöfen soll damit die Artenvielfalt erhöht werden.

Der Handschuhsheimer Friedhof in Heidelberg ist der kleinste teilnehmende Friedhof. Doch er verfügt über sonnige, zusammenhängende Freiflächen, die sich für eine ökologische Aufwertung sehr gut eignen. Der Friedhof grenzt direkt an ein Naturschutzgebiet.

Angela Koch/ BUND BW)

STUTTGART. Noch ist nicht viel zu sehen: Die Mustergräber des Hauptfriedhofs Stuttgart wurden erst frisch bepflanzt. Doch schon bald sollen sich dort unzählige Käfer, Schmetterlinge und Falter tummeln. Ziel dieser Gräber ist es, Besuchern Anregungen zu geben, wie sie ihre Stätten insektenfreundlicher gestalten können. Für Kommunen können sich insektenfreundliche Friedhöfe lohnen: Sie geben Insekten mehr Lebensraum und sparen gleichzeitig Ressourcen in der Friedhofsverwaltung.

Der Hauptfriedhof Stuttgart ist Teil eines Modellprojekts des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland Landesverband Baden-Württemberg (BUND BW) und einer von insgesamt vier teilnehmenden Friedhöfen. Mustergräber, Dauerbepflanzungen und insektenfreundliche Wiesen gibt es nun auch auf dem Friedhof Handschuhsheim in Heidelberg, auf dem Stadtfriedhof Biberach an der Riß und dem Waldfriedhof in Singen (Hohentwiel). Im Fokus des Artenschutzes stehen dabei vor allem Wildbienen wie Hummeln, Sand- und Mauerbienen und Schmetterlinge wie Tagpfauenauge, Schwalbenschwanz oder Kleiner Fuchs.

Das Projekt wird von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg aus zweckgebundenen Erträgen der Glücksspirale in Höhe von 145.000 Euro gefördert. Das Projekt läuft von April 2021 bis März 2024. Der Eigenanteil des BUND beträgt 97.891 Euro.

„Das ökologische Potenzial von Friedhöfen ist hoch, es bleibt aber oft ungenutzt. Häufig blühen auf den Gräbern Zierpflanzen und diese bieten Insekten nur selten Nahrung. Gepflegte, monotone Rasenflächen sind ebenfalls wertlos für die Tiere“, sagt Melanie Marquardt, Projekt-Koordinatorin. „Unser Anliegen ist, dass Gärtner und Friedhofsbesucher mittelfristig vermehrt heimische Pflanzen verwenden, wovon dann unsere Insektenwelt profitiert.“

Aktive des BUND unterstützen die Stadtgärtner bei den Pflanzungen und kontrollieren regelmäßig, ob die Maßnahmen Wirkung zeigen. Die Friedhofsverwaltung, die städtischen Friedhofsgärtner und der BUND dokumentieren die angepasste Pflege der Flächen. Anschließend entwickelt der BUND Pflegekonzepte und -pläne, die anderen Kommunen, Friedhofsträgern, Friedhofsgärtnern und Gärtnereien als Blaupause dienen können. Es werden mehrjährige insektenfreundliche Pflanzen angepflanzt, wie die Gewöhnliche Akelei oder die Rundblättrige Glockenblume. Dabei kommt ausschließlich heimisches Pflanzgut zum Einsatz. Neben den heimischen Blühpflanzen werden Lebensraum-Strukturen für die Wildbienen und Schmetterlinge geschaffen. Hierzu gehören Sandarien, Tot- oder Morschholz oder Steinhaufen.

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Die wissenschaftliche Begleitung des Projekts ist ein wichtiger Baustein des Projekts, unterstreicht Staatssekretär Andre Baumann. Denn nur wenn man den Erfolg auch mit Zahlen belegen könne, werde die Idee auch gut bei den Bürgern ankommen. „Das Modellprojekt zeigt, dass wir uns aktiv für die Artenvielfalt einsetzen. Dafür müssen wir jede Fläche mitnehmen. Friedhöfe sind dafür eine gute Kulisse und sie zeigen – sie können auch Orte des Lebendigen werden.“

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Friedhofspflege koste außerdem viel. Da es Insekten aber eher „wild“ mögen, so Baumann, würden Ressourcen geschont und gleichzeitig ein Mehrwert für die Artenvielfalt geschaffen. Ein langfristiges Ziel sei es, dass Friedhofsverwaltungen in ganz Baden-Württemberg vorhandene Flächen biologisch aufwerten, pflegen und dabei vermehrt heimische Pflanzen verwenden.

„Heute gibt es 75 Prozent weniger Fluginsekten als noch vor 30 Jahren. Eine Trendwende ist nicht in Sicht. Auch in ländlichen Gebieten wird es eng“, sagt Sylvia Pilarsky-Grosch, Vorsitzende des BUND in Baden-Württemberg. Die Gründe für den derzeitigen Artenrückgang: intensive Monokulturen und Pestizideinsatz, aber auch Flächenverbrauch für Siedlungen, Gewerbegebiete und Straßen. Tatsächlich zeigen Studien, dass in Städten mittlerweile mehr Insekten vorkommen als auf dem Land mit intensiver Landwirtschaft. „Das Insektensterben rast voran. Um dieses auszubremsen, genügt es nicht mehr, die Lebensräume von Schmetterlingen und Wildbienen in ländlichen Gebieten zu schützen. Gerade Grünflächen in Städten wie Parks, Gärten oder Grünstreifen können helfen, dieses Sterben aufzuhalten. Die Chancen gegen das Insektensterben, die uns Städte bieten, müssen wir nutzen“, so Pilarsky-Grosch.

Schon jetzt hohe Artenvielfalt auf Friedhöfen

Friedhöfe bieten gute Möglichkeiten für den Arten- und Biotopschutz. Denn mit oftmals altem Baumbestand, artenreichen Blumenwiesen, Stauden und Gehölzen sind sie ökologisch besonders wertvoll. Sie bieten vielen verschiedenen Tieren Nahrungs- und Brutmöglichkeiten und Rückzugsorte. So findet man schon jetzt eine hohe Artenvielfalt auf Friedhöfen. Auch sind Friedhöfe kaum Veränderungen unterworfen. Sie werden selten überbaut oder umgestaltet und so können sich Pflanzen und Tiere über lange Zeit anpassen und entwickeln. Die Nachfrage nach alternativen und flächensparenden Beisetzungsarten wie der Urnen-Bestattung steigt; viele Friedhofsflächen bleiben in Folge frei.

Pia Hemme

Online-Redaktion

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