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Multifunktionalität

Kann die Innenstadt (fast) allen Bedürfnissen dienen?

Eine Innenstadt muss viele Angebote machen, denn zum Einkaufen allein kommt niemand mehr in die City. Was es für lebendige Ortszentren braucht, diskutierten Experten beim Innenstadtkongress in Stuttgart.

Die Dominanz einer oder weniger Nutzungen in Innenstädten ist vorbei, heißt es in einem Gutachten der Imakomm-Akademie.

ILLUSTRATION: HOSS, ADOBE STOCK/SCUSI)

Stuttgart. Manchmal braucht es auch „Crazy Ideen“. Davon ist Jürgen Großmann überzeugt – gestützt auf seine jahrelange Erfahrung als Oberbürgermeister. In Nagold setzt er auf klare Regeln für die Möblierung, Begrünung und Lichtinstallationen, für ein harmonisches Stadtbild, das die Bürger in die Innenstadt lockt.

Der Rathauschef nannte beim Fachkongress „Innenstädte und Ortszentren neu denken“ in Stuttgart unterschiedliche Ansätze, mit denen er und seine Mitarbeiter die Altstadt aufgewertet haben.

Die Entwicklung der Innenstadt gleicht einem Puzzlespiel

Die Entwicklung zu einer lebendigen Innenstadt gleicht einem Puzzlespiel. Viele Akteure und Funktionen braucht es, damit ein Ortszentrum lebendig wird oder bleibt. Die Veranstaltung von Wirtschaftsministerium und dem Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen in Stuttgart zeigte auf, wie Kommunen für lebenswerte Zentren sorgen können: Mit einem langen Atem und vielen neuen Ideen.

Die Städte Nagold, Giengen an der Brenz und Ravensburg stellten am Montag ihre erfolgreichen Konzepte vor. Multifunktionalität war dabei das Stichwort: Einzelhandel, Gastronomie und Kultur sind ebenso wichtig wie Plätze zum Entspannen und um Sport zu treiben. Denn: „Die Dominanz einer oder weniger Nutzungen ist vorbei“, heißt es in einem Gutachten der Imakomm-Akademie, das ebenfalls am Montag vorgestellt wurde. „Unsere Zentren wandeln sich in den letzten Jahren rasant“, betonte Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU). Gründe dafür sei der Strukturwandel des Einzelhandels und die fortschreitende Digitalisierung, die das Konsum- und Freizeitverhalten der Menschen verändert habe.

Giengen an der Brenz hat eine Quartiersentwicklung angestoßen

In Ravensburg kooperiert die Verwaltung eng mit unterschiedlichen Akteuren der Innenstadt. Seit 30 Jahren hat die Große Kreisstadt ein gemeinsames Stadtentwicklungsmarketing, erklärte Wirtschaftsförderer Andreas Senghas. Mit IHK, Handwerkern, Medien und einer Bank wurde ein Gründerwettbewerb für Gastro-Betriebe ausgerufen. In der Stadtwerkstatt haben sich 16 Handwerksfirmen zusammengeschlossen, die sie als gemeinsame Plattform nutzen: beispielsweise für den Azubi-Treff. Die Miete für die Räume bezuschusst die Stadt. Gegen Leerstände gibt es eine eigene städtische Gewerbeseite im Netz, auf der Unternehmen sich informieren können. Und um sich intern abzustimmen, trifft sich der Wirtschaftsförderer regelmäßig im Jour fixe mit den Amtsleitern.

Auch Giengen an der Brenz hat an vielen Stellschrauben gedreht, um die City aufzuwerten. Vor Jahren wurde in der Großen Kreisstadt im Kreis Heidenheim eine Quartiersentwicklung angestoßen, erklärte Wirtschaftsförderin Teresa Winter. Für die Familienfreundlichkeit hat die Kommune einen Skulptur-Erlebnispfad entwickelt und um leere Läden zu vermeiden, werden Mietzuschüsse gezahlt. Für die Unterstützung des Einzelhandels gab es ein Konzert bei dem keine Tickets, sondern ein Beleg eines Einzelhändlers als Eintrittskarte dienten.

OB Großmann betonte auch die zwiespältige Rolle des Autoverkehrs: Wo in Nagold früher Straßen kreuzten, sitzen heute Besucher in Restaurants. Damit die Innenstadt aber weiterhin gut mit dem Auto erreichbar ist, baut die Stadt Parkhäuser. Als Entwicklungsmotor habe sich die Landesgartenschau 2012 erwiesen, durch die Grünzüge entlang der Nagold und der Waldach zu einem zusammenhängenden Grünsystem entwickelt wurden. Ansonsten rät Großmann Kommunen, Gebäude in zentraler Lage zu erwerben und zu entwickeln: „kaufen, kaufen, kaufen“.

Die Bewerbungsphase für den Staatsanzeiger-Award läuft

Im Imakomm-Gutachten heißt es, dass Kommunen mehr Möglichkeit zur Gestaltung benötigen, um das Ziel der Multifunktionalen Innenstadt zu erreichen. In einem Punkt kündigte Nicole Razavi (CDU), Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen, beim Innenstadtkongress mehr Beinfreiheit für Städte und Gemeinden an: Man werde im neuen Landesentwicklungsplan es auch kleinen Kommunen ermöglichen, großflächige Einzelhändler anzusiedeln.

Innovative Konzepte und Ideen der Stadtentwicklung prämiert der Staatsanzeiger-Award. Bewerbungsschluss für die fünf Kategorien ist der 31. Oktober. Weitere Infos unter .

Mehr zum Thema

Das Kurzgutachten der ImaKomm-Akadmie finden Sie hier .

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