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Nachhaltigkeit

Wie der Ortenaukreis nachhaltig in Bewegung kommt

Im Ortenaukreis verfolgen 14 Kommunen das Ziel, gemeinsam nachhaltige Mobilität zu schaffen. Das Projekt könnte aber bald auf Probleme stoßen. Die Förderung läuft dieses Jahr aus und es fehlt am Geld.

Die App 'Ortenau mobil' hilft Pendlern, nachhaltige Mobilitätsangebote zu finden und zu verbinden.

Fotocollage: Marc Herrgoß; Fotos: Adobe Stock/IMAGO/Schöning)

Offenburg. Mangels Alternativen auf dem Gebiet der Mobilität bleibt für viele Menschen nur der Individualverkehr. Zehn Kommunen zwischen Rhein und Schwarzwald haben deswegen 2019 das Projekt Mobilitätsnetzwerk Ortenau ins Leben gerufen. Seither ist die Zahl der Mitgliedskommunen auf 14 angewachsen. Damit soll das bestehende Netz öffentlicher Verkehrmittel verbessert werden. Eine Maßnahme sind die Mobilitätsstationen.

Das sind Umsteigemöglichkeiten. Statt mit dem eigenen Pkw soll man mit nachhaltiger Mobilität an sein Ziel kommen. Diese beinhaltet die klassischen Fortbewegungsmittel Bus und Bahn, aber auch Bike- und Carsharing-Stationen. Dort können Fahrzeuge ausgeliehen werden. Die Nutzer können sie anschließend bei jeder beliebigen Mobilitätsstation zurückgeben. Auch die Zeiten, welche die Fahrpläne nicht abdecken, lassen sich so überbrücken.

Wo Dorf und Stadt zusammen kommen

Neben den dörflichen Gemeinden können auch Große Kreisstädte profitieren. Mathias Kassel von der Stabsstelle Mobilität der Zukunft in Offenburg erklärt, dass die „Kommunen mit Autos zulaufen“. Zu den Stoßzeiten seien die Straßen mit kilometerlangen Staus verstopft, während in der Stadt Parkflächen fehlen. Um die Situation zu verbessern, sei Offenburg Mitglied des Mobilitätsnetzwerks. Dort will man noch einen Schritt weitergehen.

„Der Mensch ist bequem, man muss diese klimaneutralen Fahrzeuge am besten vor der Haustür haben“, sagt Kassel. Daher sollen Mobilitätsstationen mit dem Wohnungsbau verknüpft werden. Bei Immobilienvorhaben will die Stadt den Projektträgern beim Stellplatznachweis entgegenkommen, wenn Mietradsysteme, Carsharing und Lastenräder direkt an den Gebäuden zur Verfügung stehen werden. Öffentliche Einrichtungen sollen ebenfalls angebunden werden. Derzeit wird das Campusrad an der Hochschule in Offenburg eingeführt. Studenten sollen so leichter zwischen den Standorten der Hochschule pendeln können.

Mit der App Ortenau mobil können Pendler eine passende Verbindung des ÖPNV finden und mit weiteren Mobilitätsangeboten kombinieren. Tickets können sie direkt in der App erwerben. Die Kosten sind abhängig von der Dauer der Benutzung und dem Kilometerpreis. Für die Kommunen betragen die Mitgliedseinlagen zwischen 5000 und 10 000 Euro im Jahr. Darüber wird die Geschäftsstelle des Netzwerks finanziert. Mitgliedskommunen profitieren darüber hinaus auch von einer mobilitätsfachlichen und juristischen Beratung.

Kommunen und Beteiligte ziehen Bilanz

Nach sechs Jahren zieht die Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) ein Fazit: „Das Projekt ist ein erfolgreiches Beispiel für die Schaffung eines breiten Angebots nachhaltiger Mobilität – sowohl im städtischen als auch im ländlichen Raum“, so Wolf Wagner von der KEA-BW. Sie unterstützt das Netzwerkmanagement des Mobilitätsnetzwerks. Den Erfolg schreibt sie der ausgeprägten interkommunalen Zusammenarbeit zu. Bis 2030, so Wagner, lasse sich das Ziel von 150 Mobilitätsstationen in den Gemarkungen der beteiligten Kommunen erreichen. Das Projekt „leistet dadurch einen wichtigen Beitrag zur Verkehrswende in Baden-Württemberg.“ Auch die Nutzerzahlen steigen: Als Offenburg die ersten Mobilitätsstationen 2015, noch vor der Gründung des Netzwerks, eingeführt hat, gab es jährlich 130 Nutzer. 2023 waren es mehr als 10 000. Die Zahlen für 2024 liegen derzeit noch nicht vor.

Trotz aller Erfolgsmeldungen steht die Finanzierung auf wackligen Beinen: „Die in diesem Jahr auslaufende Förderung stellt das Mobilitätsnetzwerk vor eine große Herausforderung“, erklärt Sarah Berberich von der Firma Endura kommunal, die das Projekt koordiniert. In den vergangenen drei Jahren gab es Geld über die Bundesförderung zum Betrieb kommunaler Netzwerke. Nun soll der Innovationsfonds des Energieversorgers Badenova einen Teil der Förderung übernehmen. Zur Grundfinanzierung sucht Endura kommunal aber nach einer weiteren langfristigen Unterstützung. „Andernfalls“, sagt Berberich, „wird das Betätigungsfeld des Netzwerks in den kommenden Jahren sicher kleiner.“

Mobilität und Zusammenarbeit im Ortenaukreis

Das Mobilitätsnetzwerk aus dem Ortenaukreis ist ein vielseitiges Projekt. Die Kommunen bauen zum einen Mobilitätsstationen, um nachhaltige Fortbewegungsmittel bereitzustellen. Zum anderen bauen sie Schnellradwege zwischen den teilnehmenden Orten aus, um die Infrastruktur zu verbessern. Auch die einzelnen Kommunen profitieren: Durch den Zusammenschluss entsteht kein Personalmangel und das Fachwissen aller kann zusammengetragen werden.

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