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Kreise Lörrach und Waldshut teilen sich eine Energieagentur

Unter Kommunen und Landkreisen herrscht in ganz unterschiedlichen Bereichen nicht selten Wettbewerb. Die Kreise Lörrach und Waldshut haben sich davon längst verabschiedet. In Sachen Wirtschaftsförderung gehen sie schon seit über 20 Jahren gemeinsame Wege. Vergleichsweise jung ist die zweite landkreisübergreifende Tochter: die Energieagentur Südwest.
Am Rhein gelgegener Altstadtbereich und Innenstadtzentrum vom Stadtteil Waldshut in Waldshut-Tiengen

Die Landratsämter in Lörrach und in Waldshut-Tiengen pflegen enge geschäftliche Verbindungen.

dpa/ZB/euroluftbild.de/Erich Meyer)

STUTTGART. Die kommunale Wärmeplanung, Konzepte für die Energiewende, aber auch die Frage, wie man für Unternehmen Erweiterungsmöglichkeiten schafft oder neue Firmen ansiedelt – all das sind Themen, die in jeder Kommune oder auf Landkreisebene eine wichtige Rolle spielen. Oft kümmern sich im einen Fall Energieagenturen, im anderen Fall die Wirtschaftsförderung darum.
Das ist auch in den Landkreisen Lörrach und Waldshut so, allerdings mit dem Unterschied, dass sie Energieagentur und Wirtschaftsförderung jeweils gemeinsam betreiben. Im Kreistag in Lörrach stellten beide Geschäftsführer die Zusammenarbeit vor.

Kommunen stehen vor gleichen Herausforderungen

Während die gemeinsame „Wirtschaftsregion Südwest“ schon seit 2000 existiert, ist die Energieagentur Südwest in dieser Form noch relativ neu. Zum 1. Januar 2019 erfolgte der Zusammenschluss. Die als Gesellschaft mit beschränkter Haftung organisierte Institution unterstützt Kommunen, Unternehmen und Bürger bei der Entwicklung und der Umsetzung von Lösungen, die die Energiewende bringen sollen. Konkret geschieht das über Beratung und Vorträge oder die Akquise von Fördermitteln, aber auch in Form von Energiekonzepten, die gemeinsam für mehrere oder eine der 70 Kommunen im Landkreis erarbeitet werden.

Für unterschiedliche Institutionen in beiden Landkreisen Dienstleistung in einer mitunter komplexen Materie zu erbringen – das ist gar keine einfache Sache. „Sie haben kommunale Grenzen, Sie
haben Landkreisgrenzen und auch jedes Unternehmen hat seine Rahmenbedingungen“, berichtet Energieagentur-Geschäftsführer Jan Münster.

„Die Konstruktion, es landkreisübergreifend anzugehen, hat aber überwiegend Vorteile“, ergänzt er. Alle Kommunen stünden vor denselben Fragen und man könne viele Dinge vernetzt mit mehreren Orten umsetzen oder gemeinsam vorgehen. Und bestimmte Entwicklungen gehen aus Sicht von Münster nur gemeinsam, etwa Carsharing. „Das lohnt sich für einen kleineren Ort unter Umständen nicht, aber im Verbund dann schon“.

Insgesamt umfasst das Team von Münster zwölf Personen. Die Landkreise Lörrach und Waldshut halten 50 Prozent der Anteile an der Gesellschaft und teilen sich die Kosten der Energieagentur. Gleichzeitig müssen die Beschäftigten Mittel aus Förderprogrammen des Bundes und des Landes einwerben. „Schaffen wir das nicht in einem bestimmten Umfang, müssen wir unser Programm abspecken“, so Münster. Das gilt beispielsweise für die kostenlosen Beratungsangebote oder Vorträge. Als weitere Gesellschafter mit dabei sind zwei im Südwesten Baden-Württembergs verankerte Energieversorger, die sich nach Angaben von Münster allerdings im Hintergrund halten.

Was die formale Konstruktion einer Agentur angeht, zeigt sich Geschäftsführer Münster offen. Das müsse keine Gesellschaft mit beschränkter Haftung sein. Andere Agenturen haben sich in einem Verein zusammengefunden oder sind ein Eigenbetrieb des jeweiligen Landkreises oder der Kommune geblieben.

Gemeinsamer Wille ist für das Modell entscheidend

„Alle Formen haben Vor- und Nachteile“, weiß Münster aus Erfahrung. Tun sich wie hier zwei Landkreise mit dieser großen Anzahl an Kommunen zusammen, steht aus seiner Sicht sowieso im Vordergrund, dass die beteiligten Gebietskörperschaften „miteinander können“. So etwas funktioniere nur, wenn ein gemeinsamer Wille da sei. Für die beiden Kreise Lörrach und Waldshut sei vor allem wichtig, dass man in beiden gleich präsent sei. „Da schaut die Politik schon drauf“.

Jan Münster kann sich vorstellen, dass neben den beiden beteiligten Landkreisen noch ein bis zwei weitere hinzukommen könnten und dass man dann immer noch sinnvoll arbeiten könne. „Aber bei
noch größeren Einheiten kommt dann sicher irgendwann die Situation, dass sie nicht mehr so dicht dran sind an den Kommunen, wie es notwendig ist“.

Gemeinsame Sache mache man im Übrigen auch des Öfteren mit der Wirtschaftsregion Südwest, der anderen landkreisübergreifenden GmbH. „Bei beiden Themenfeldern“, so Münster, „geht es um die zukünftige Entwicklung unserer Landkreise.“

Wirtschaftsregion statt Kreisgemarkung

Die Wirtschaftsregion Südwest besteht aus 43 Gesellschaftern, neben den beiden Landkreisen sind das 30 Kommunen, fünf Banken, drei Kammern, zwei Energieversorger und eine Duale Hochschule. Ziel der als GmbH auftretenden Firma ist, für einen wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandort zu sorgen sowie Bekanntheit und Image der Wirtschaftsregion zu fördern. Sie organisiert die Veranstaltungsreihe „Wirtschaftsgespräche“ oder Webseminare, unter anderem zum Thema Digitalisierung.

Auch um die Suche nach Fachkräften kümmert sich die Wirtschaftsregion Südwest in einer Initiative. Das Team um Geschäftsführer Alexander Maas umfasst neun Personen.

Quelle/Autor: Marcus Dischinger

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