Themen des Artikels
Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen
Seit 1970 offiziell eine „Bundeswasserstraße“

Der Neckar ist eine wichtige Schifffahrtsstraße für Güter aller Art. Hier wird bei Neckargemünd ein historisches U-Boot in das Technikmuseum nach Sinsheim transportiert.
IMAGO/Daniel Kubirski)Heidelberg/Stuttgart. Der Neckar wird von manchen „als Wahrzeichen“ des Südwestens betrachtet. Hier lässt sich urschwäbische Stadtgeschichte ablesen, der 362 Kilometer lange Strom durchfließt fast einzig und allein baden-württembergisches Erdreich. Er tangiert neben der ältesten Stadt im Südwesten, Rottweil, auch das sehenswerte Esslingen und natürlich die Landeshauptstadt Stuttgart. Auf den letzten Kilometern macht der Wasserlauf auch der Kurpfalz und den Großstädten Heidelberg und Mannheim seine Aufwartung – ehe er dann in den „Gevatter“ Rhein mündet.
Eine wichtige Schifffahrtsstraße im Südwesten
Bis kurz vor Rottweil ist der Neckar noch ein kleiner Bach auf der Hochebene der Baar, ab Plochingen in der Landesmitte – im „Mittellauf“ nach den ersten circa 160 Flusskilometern – ist er als Schifffahrtsstraße ausgebaut. Die Gesamtbreite beträgt ab hier im Durchschnitt 50 bis 100 Meter, die Fahrrinne dabei 40 bis 60 Meter. Bei Talheim im Landkreis Heilbronn ist der Neckar mit über 116 Metern am tiefsten. Auf der Länge von 203 Kilometern, von Plochingen bis Mannheim, ist der Neckar für die Schifffahrt ausgebaut. Bis zur Einmündung in den Rhein werden mithilfe von 27 Schleusen 161 Höhenmeter überwunden.
Historisch ist Schifffahrt für Handelstätigkeiten auf dem Neckar bereits im 7. Jahrhundert belegt, etwa bei (Bad) Wimpfen, nördlich Heilbronn und Neckarsulm sowie Ladenburg im Rhein-Neckar-Kreis. In Heilbronn wurde erstmals im 12. Jahrhundert ein Hafen erwähnt. Im Verlauf des oberen Neckars, bei Tübingen etwa, ist Floßhandel bis Ende des 19. Jahrhunderts nachweisbar. Über Jahrhunderte gab es zwei Schiffsgrößen, die am Neckar verkehrten: das „große Neckarschiff“, das bis zu 40 Tonnen laden konnte und bis nach Bingen rheinabwärts verkehrte – und Schiffe bis zu acht Tonnen, sogenannte „Hümpelnachen“, die nur am Neckar zugelassen waren.
Die motorisierte Güterschifffahrt auf dem Neckar begann wenige Jahre nach dem Ersten Weltkrieg. Eine der Voraussetzungen war der Ausbau zur Schifffahrtsstraße ab 1921 – die Weimarer Reichsverfassung wies den Neckar als „Reichswasserstraße“ aus. In der Zeit entstand auch ein Großteil der Staustufen – vollendet waren bis 1935 insgesamt elf Schleusen zwischen Heilbronn und Mannheim. Kriegsbedingt wurden die Staustufen oberhalb Heilbronns erst nach 1948 fortgeführt, der Abschnitt bis Stuttgart war 1958 vollendet – dabei entstand der Hafen Stuttgart bei Hedelfingen und Obertürkheim. Der Bau des Neckarhafens Plochingen begann 1964. Die beiden größten Binnenhäfen, die zur Neckarschifffahrt zählen, sind Heilbronn und Mannheim. Seit 1970 ist der Neckar „Bundeswasserstraße“, verwaltet von den Wasser- und Schifffahrtsämtern Stuttgart und Heidelberg, mit gemeinsamer Leitungsebene.
In Heilbronn, das mit einer Kai-Länge von über sieben Kilometern der größte Hafen am Neckar ist, werden über 50 Prozent des Umschlags am Flussverlauf getätigt. 2012 wurde ein Containerterminal für jährlich bis zu 52 000 Container fertig. In Heilbronn werden auch Massengüter wie Kies, Sand, Mineralöle, Holz; Getreide und Futtermittel umgesetzt. Der Hafen in Stuttgart ist – nach Fläche – weniger als halb so groß.
Auch für 2025 Zuwachs im Schiffsumschlag erwartet
Auf dem Neckar wurden zwischen Plochingen und Mündung im Jahr 2012 insgesamt 7,5 Millionen Tonnen Güter transportiert. Den größten Ladungsanteil hatten Baustoffe und Kohle sowie Salz. Die Gesamttonnage, die am Durchgang „Schleuse Freudenheim“ gemessen wurde, betrug 3,9 Millionen Tonnen im Jahr 2023 – gegenüber 4,5 Millionen Tonnen im Jahr 2022. Davon entfielen jeweils etwa 60 Prozent auf Steine, Erden und Baustoffe.
Die eher rückläufigen Frachtmengen haben – insbesondere am Oberrhein – teils auch mit Klimaveränderung und niedrigen Wasserständen zu tun. Was beim Neckar nur bedingt der Fall ist, da der Wasserstand durch die Schleusen reguliert wird.
Johanna Reek, Fachbereichsleitung Schifffahrt beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Neckar, berichtet auf Nachfrage, dass etwa der Hafen Plochingen – am weitesten entfernt von der Mündung in Mannheim – auch für 2025 einen Zuwachs im Schiffsumschlag erwartet. Der gesamte Neckar sei 2025 im ersten Halbjahr trotz angespannter Abladesituation durch geringe Wasserstände am Rhein sehr positiv zu sehen. Damit bleibe „der ökologisch hervorragenden Infrastruktur Wasserstraße ihre logistische Bedeutung erhalten“, zeigt sich Reek überzeugt.
Von eher nachgeordneter Bedeutung ist auf dem Neckar der Verkehr der Fahrgast-Tagesschifffahrt – er konzentriert sich kurz vor der Mündung vor allem auf einen Abschnitt von etwa 15 Flusskilometern zwischen der Vierburgenstadt Neckarsteinach (Landkreis Bergstraße) – als dem südlichsten Punkt des Nachbarbundeslandes Hessen und der Altstadt von Heidelberg mit der „Alten Brücke“ und den Schiffen der sogenannten „Weissen Flotte“. Auch nahe der Wilhelma und dem Wasen in Stuttgart starten Personenschiffe zu Ausflugszielen an den Unterlauf des Neckars. (Stefan Jehle)
Weitere Teile der Serie:
Jan Bürger: „Die Neckarromantik ist eine Folge der Industrialisierung“ | Staatsanzeiger BW
Die Neckarschleusen werden doch nicht ausgebaut | Staatsanzeiger BW
Fast 300 Brücken verbinden die zwei Neckarufer | Staatsanzeiger BW
Rhein, Donau, Neckar
Drei große Flüsse durchqueren das Land – Rhein, Donau und Neckar, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während der Neckar quasi ein baden-württembergisches Gewässer ist, von der Quelle bis zur Mündung, fließen die beiden anderen über weit mehr als tausend Kilometer durch – in beiden Fällen – jeweils mehrere Länder. Der Rhein mündet nach 1233 Kilometern in die Nordsee, die Donau nach 2857 Kilometern ins Schwarze Meer. Die Donau entspringt dabei, wie der Neckar, im Südschwarzwald. Der Neckar gibt zahlreichen Orten, Brücken und Landschaftsteilen seinen Namen und misst 362 Kilometer. Als reines Binnenfließgewässer ist er offiziell „ein Nebenfluss“ des Rheins.