Themen des Artikels

Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen

OB-Wahl in Weil am Rhein

Zwei Frauen gehen als Favoritinnen ins Rennen

Oberbürgermeister Wolfgang Dietz (CDU), seit dem Jahr 2000 im Amt, wird am kommenden Sonntag nicht erneut kandidieren. Vier Frauen und zwei Männer treten in der 30 000- Einwohner-Stadt im Dreiländereck zur OB-Wahl an.

Sie wollen Oberbürgermeister beziehungsweise Oberbürgermeisterin in Weil am Rhein werden: Jasmin Ateia (von links), Diana Stöcker, Robin Adam und Diana Hartwig.

Sütterlin/Gerteiser/Recklies/Frick)

Weil am Rhein. Als Erste auf dem Stimmzettel wird am 3. März Diana Stöcker stehen, die ihre Bewerbung in Weil am Rhein zeitgleich mit Jasmin Ateia abgab, allerdings hatte sie das größere Losglück. Beide Frauen haben im Gemeinderat von allen Kandidierenden die größte Rückendeckung.

Ateia wird von den Grünen unterstützt, die in dem 26-köpfigen Gremium sieben Sitze haben. Stöcker kann auf die CDU (fünf Sitze) und die Freien Wähler (sieben Sitze) zählen. Für beide Bewerberinnen hat sich die SPD (vier Sitze) ausgesprochen, die FDP hat sich nicht positioniert.

Bürgerentscheid kippte Pläne für Fußgängerzone

Beide punkten mit Verwaltungserfahrung, auch das hebt sie von den anderen Bewerbern ab: Stöcker war von 2015 bis 2021 Bürgermeisterin in Rheinfelden, seit 2021 sitzt sie mit einem Direktmandat für die CDU im Bundestag. Sie wohnt in der Nachbarstadt Lörrach. Ateia arbeitete als Projektleiterin bei der Stadt Freiburg in der Wirtschaftsförderung, bevor sie das Büro einer Grünen-Landtagsabgeordneten leitete. Die studierte Islamwissenschaftlerin ist Mitglied im Landesvorstand der Grünen, 41 Jahre alt und lebt in Freiburg.

Ein zentrales Thema im Wahlkampf ist die Verlängerung der Tram-Linie 8, die künftig nicht nur Weil am Rhein und Basel verbinden könnte, sondern auch durch die Hauptstraße in der Innenstadt führen soll. Die Frage, wie man diese Hauptstraße aufwertet und gleichzeitig keinen Verkehrsinfarkt auslöst, beschäftigt die Bürger schon länger: Bei einem Bürgerentscheid lehnten sie vor rund einem Jahr eine Fußgängerzone für einen Abschnitt der Meile ab. Nun gibt es die Chance, die Innenstadt im Zuge der Tram-Linie – und dank einer bemerkenswert guten Förderkulisse (siehe Kasten) – aufzuwerten.

Stöcker und Ateia verbinden mit der Tramverlängerung durch die Hauptstraße große Pläne. Mehr Aufenthaltsqualität, klimagerechte Begrünung und einen attraktiven Geschäftemix sowie neue Fußgängerwege in der Hauptstraße wollen beide. Stöcker würde den Ausbau mit einem Stadtentwicklungskonzept flankieren. Ateia möchte im Zuge der Tramverlängerung ein Mobilitätskonzept für die Stadt anpacken.

Stöcker für kommunalen Ordnungsdienst, Ateia will Start-ups unterstützen

Für mehr Sicherheit, auch in der Innenstadt, will Stöcker einen kommunalen Ordnungsdienst einsetzen. Die gebürtige Karlsruherin fühlt sich eng mit der südbadischen Grenzregion verbunden. Die 53-Jährige lebt und arbeitet dort seit 25 Jahren und sitzt im Lörracher Kreistag.

Ateia ist die einzige Bewerberin, die keinen unmittelbaren Bezug zur Stadt am Rheinknie hat. Allerdings hat sie als Erste ihre Kandidatur verkündet und schon vor Weihnachten wichtige Kontakte knüpfen können, betont die zweifache Mutter. Ihren Blick von außen sieht sie als Vorteil. Zwei weitere Themen betont sie im Wahlkampf: Die Stadt an die Trinationale Wasserstoff Initiative anbinden und Start-ups unterstützen.

Zwei weitere Frauen kandidieren: Diana Hartwig, Rechtsfachwirtin in einer Anwaltskanzlei und Mitglied der CDU, würde das Tram-Projekt erstmal schieben, und verweist auf die angespannte Finanzsituation der Stadt. Ihre Kandidatur sorgte für Unmut beim CDU-Stadtverband Lörrach, auch weil ihre Bewerbung öffentlich wurde, bevor sie diese intern ankündigen konnte, erklärt sie.

Die 28-Jährige muss nun mit den Konsequenzen leben: Sie wird nicht den versprochenen Vorsitz beim Lörracher Stadtverband erhalten und verliert ihren vorderen Listenplatz bei der Kommunalwahl im Juni.

Diana Hartwig kann den Unmut der CDU verstehen

„Ich kann den Unmut bei der CDU verstehen“, sagt Hartwig. Sie will sich vor allem für junge Menschen einsetzen und gibt sich trotz allem kämpferisch. Die Bürger von Weil am Rhein wünschten sich jetzt einen Wandel, ist sie sicher. Für Diana Stöcker ist die Kandidatur Hartwigs kein Problem, sagt sie auf Anfrage. Beide Frauen mit CDU-Parteibuch betonen im Wahlkampf ihre Parteiunabhängigkeit.

Eine weitere Bewerberin ist Arzu Looden (parteilos). Sie zog 2016 als Mitbegründerin eines Start-ups im Gastro-Bereich aus Freiburg nach Weil am Rhein. Die Belange von Kindern und Jugendlichen liegen ihr besonders am Herzen. Momentan ist die zweifache Mutter in Elternzeit.

Neben den vier Frauen wollen es auch zwei Männer wissen, die beide ebenfalls für die Tramverlängerung sind: Die Kommunikation zwischen Bürgern und der Verwaltung möchte der 33-jährige Robin Adam verbessern. Der parteilose Fachspezialist für Elektromobilität kommt aus Weil am Rhein und arbeitet bei den Stadtwerken in Basel.

Der 68-jährige Kandidat Klaus Springer (parteilos) dürfte vielen Bürgern bekannt sein: Er trat vor acht Jahren gegen Wolfgang Dietz an und holte zwölf Prozent der Stimmen. Er hatte es auch im Jahr 2022 in Lörrach versucht und bekam dort 3,1 Prozent. Springer sitzt im Kreistag in Lörrach für die AfD.

Eine Chance für die Stadt

Die Weiterführung der Tram 8 durch die Innenstadt bis zum Stadtteil Altweil würde Weil am Rhein nur rund drei Millionen Euro kosten. Zuschüsse für das 20-Millionen-Euro-Projekt kommen vom Land, dem Landkreis Lörrach und aus der Schweiz, die grenznahe Projekte unterstützt. Die Linie 8 führt bereits über den Rhein und verbindet Basel mit Weil am Rhein, endet aber im westlich gelegenen Ortsteil Friedlingen. Die neue Strecke würde durch die Hauptstraße führen.

Philipp Rudolf

Redakteur Kreis und Kommune

0711 66601-184

Nutzen Sie die Vorteile unseres

Premium-Abos. Lesen Sie alle Artikel aus Print und Online für

0 € 4 Wochen / danach 167,00 € jährlich Nachrichten aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren

Lesermeinungen

Bitte loggen Sie sich ein, um zu kommentieren.

Lesen Sie auch