Themen des Artikels

Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen

Große Landesausstellung

2024 steht im Zeichen der Klosterinsel Reichenau

Die Klosterinsel Reichenau hat gleich zwei UNESCO-Welterbe-Titel aufzuweisen. In diesem Jahr wird ihr 1300-jähriges Bestehen mit zahlreichen Veranstaltungen und Ausstellungen gefeiert. Die Große Landesausstellung im Archäologischen Landesmuseum in Konstanz und auf der Insel selbst macht den Auftakt. Am morgigen Samstag, 20. April, wird sie eröffnet. Die Vorbereitung war eine Mammutaufgabe. 

Die Klosterinsel Reichenau mit ihren Kirchen und Klostergärten ist UNESCO-Welterbe und Thema der ersten Großen Landesausstellung. Foto: Achim Mende

Privat)

Konstanz/Reichenau. „So wie das Kloster Reichenau das Wissen der damaligen Welt vernetzte, stehen auch wir heute mit zahlreichen Institutionen im engen fachlichen Austausch“, sagt Eckart Köhne, Direktor des Badischen Landesmuseums und Projektleiter der Großen Landesausstellung. „Gemeinsam heben wir den aktuellen Forschungsstand auf eine neue Ebene und sichern das kulturelle Erbe der Insel für die Zukunft.“

Tatsächlich ist das Ausstellungsprojekt „Welterbe des Mittelalters – 1300 Jahre Klosterinsel Reichenau“ eine Mammutaufgabe, die zahlreiche Einrichtungen, Wissenschaftler und Leihgeber einbindet.

Im Vorfeld fand auf der Insel eine wissenschaftliche Tagung statt

Mehr als vier Jahre dauerten die Vorbereitungen. Im Vorfeld wurde ein wissenschaftlicher Beirat gegründet, dem 25 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen angehören. Außerdem fand im März vergangenen Jahres eine Tagung auf der Insel Reichenau statt. Das Ziel: Die Forschungsergebnisse verschiedener Disziplinen rund um die Klosterinsel Reichenau zu bündeln, um sie im Jubiläumsjahr zu präsentieren.

Die Klosterinsel Reichenau gilt mit ihren drei mittelalterlichen Kirchen und Klostergärten als herausragendes Beispiel für die religiöse und kulturelle Rolle eines großen Benediktinerklosters im Mittelalter. 2000 wurde sie in die UNESCO-Liste des Kulturwelterbes aufgenommen. Als Schauplatz der Großen Landesausstellung wählten die Verantwortlichen das Archäologische Landesmuseum in Konstanz – um vor Ort nahe bei den Originalschauplätzen sein.

Ein weiterer Pluspunkt des Standorts: Das Gebäude befindet sich in unmittelbarer Nähe des Polizeipräsidiums. „Wir sind sehr gut aufgestellt, was die Sicherheit der wertvollen Exponate angeht“, sagt Marvin Gedigk, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Großen Landesausstellung. Trotzdem musste die museale Raumhülle aufgerüstet werden. „Über Bundesmittel konnten wir Hochsicherheitsvitrinen anschaffen, die noch mal einen neuen Standard mit sich bringen“, so Gedigk. „Das wurde auch von den Leihgebern eingefordert.“

Gedigk ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Badischen Landesmuseums und Teil des Konzeptionsteams der Großen Landesausstellung. Er ist verantwortlich für die digitalen Projekte, etwa den Podcast „Mönchsgeflüster“ und eine Ausstellungsapp. Olaf Siart als wissenschaftlicher Projektleiter hält die Fäden zusammen. Er betreut die inhaltliche Konzeption sowie die Publikationen und hat den Beirat mitorganisiert. Der organisatorische Projektleiter Lars Petersen organisiert und koordiniert die Projekte, managt alles, was die Leihgaben sowie den Ausstellungsort angeht und ist damit auch für Sicherheit und Klima zuständig. „Involviert waren aber alle“, so Gedigk. „Unsere Reinigungskräfte sind nach Konstanz gefahren, um alles vorzubereiten, unser technischer Dienst hat den Aufbau übernommen und betreut.“

Und auch der Beirat, der mit Wissenschaftlern unter anderem der Landesuniversitäten besetzt ist, war wesentlich beteiligt. „Das Projekt spiegelt wunderbar die Forschungslandschaft im Land wider“, so Gedigk. „Die Wissenschaftler haben uns viel Input gegeben, die Tagung brachte viel Neues, bislang Unpubliziertes.“

800 Quadratmeter werden im Archäologischen Museum bespielt, rund 250 Exponate sind zu sehen – aus der Region wie aus ganz Europa. Verschiedene Medienstationen, Audioguides, Expertenvideos und ein Hörspiel bringen den Besuchenden Themen wie Klostergründung und -architektur, Stifter und Heilige, Leben nach der Benediktsregel, Liturgie und Alltag im Kloster nahe.

Die fünf Prachthandschriften sind Leihgaben etwa aus Trier und Paris

Höhepunkt der Schau sind die fünf Handschriften, die aus dem Reichenauer Skriptorium, der Schreibstube des Klosters, stammen. 2003 gingen sie als besondere Zeugnisse der ottonischen Buchmalerei ins UNESCO-Weltdokumentenerbe ein. Es sind Leihgaben aus Aachen, Trier, Darmstadt, Paris und Italien. Weitere fünf liegen in München und Bamberg und bleiben auch dort während des Jubiläumsjahrs. Die Kollegen hätten auf die Digitalisate verwiesen, so Gedigk. „Entsprechend froh sind wir, dass wir alle anderen zeigen können.“

Originalschauplätze und weitere Ausstellungen

Im Mittelpunkt des Jubiläumsjahrs „1300 Jahre Klosterinsel Reichenau“ steht die Große Landesausstellung des Badischen Landesmuseums, das vom Land mit Mitteln in Höhe von 2,7 Millionen unterstützt wird. Schauplätze sind das Archäologische Landesmuseum Baden-Württemberg in Konstanz und die Insel Reichenau. Dort sind die drei Kirchen aus dem Mittelalter und die Klostergärten sowie die neu eingerichtete Münsterschatzkammer und die neue Dauerausstellung des Museums Reichenau zu sehen.

Weitere Präsentationen gibt es in Karlsruhe im Generallandesarchiv sowie in der Badischen Landesbibliothek.

Eva-Maria Schlosser

Nutzen Sie die Vorteile unseres

Premium-Abos. Lesen Sie alle Artikel aus Print und Online für

0 € 4 Wochen / danach 167,00 € jährlich Nachrichten aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren

Lesermeinungen

Bitte loggen Sie sich ein, um zu kommentieren.

Lesen Sie auch