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KI in der Architektur

Der Geist ist schon lange aus der Flasche

Künstliche Intelligenz (KI) geistert derzeit durch sämtliche Bereiche des menschlichen Lebens – als praktischer Helfer im Haushalt und bei der Arbeit, als Jobkiller, und sogar Kriegsführung wird mit KI in Erwägung gezogen. Auch in der Bauwirtschaft respektive Architektur hat sie bereits Einzug gehalten. Das Land will hier Vorreiter werden.

Auf der Baustelle der Zukunft sind zahlreiche Einsatzmöglichkeiten für Künstliche Intelligenz denkbar, angefangen von der KI-gesteuerten Drohne, Robotern und teilautonomen Maschinen bis hin zur Koordination der Gewerke.

KI generiert mit Microsoft/ems)

Stuttgart. Effizienter, nachhaltiger und kostengünstiger – so lautet das Versprechen, das mit dem Einsatz der Künstlichen Intelligenz (KI) in der Baubranche einhergeht. Dabei geht es um zahlreiche und sehr unterschiedliche Einsatzgebiete, von der KI-gesteuerten Drohne, Robotern und teilautonomen Maschinen über die Verwendung von Text-zu-Bild-Generatoren bis hin zu BIM (Building Information Modeling).

„In der Bauwirtschaft kommt KI bereits auf vielfältige Weise zum Einsatz“, sagt Thomas Möller, Hauptgeschäftsführer von Bauwirtschaft Baden-Württemberg. „Das ist unter anderem wegen der damit erzielbaren Produktivitätssteigerung vorteilhaft. KI kann Bauunternehmen im Kampf gegen den Fachkräftemangel unterstützen. Viele zeitintensive Prozesse und Routinetätigkeiten können von Maschinen übernommen werden.“

KI-Offensive soll besonders den Mittelstand unterstützen

Laut den Grünen im Landtag investiert das Land denn auch vermehrt in die Zukunftstechnologie. „Baden-Württemberg will Vorreiter bei der digitalen Transformation der Baubranche werden“, sagt Tayfun Tok, Experte für digitales Bauen der Grünen. „Mit unserer KI-Offensive unterstützen wir besonders den Mittelstand beim Sprung ins digitale Zeitalter. Wir investieren massiv in Forschung und Entwicklung, damit die Baubranche fit für die Zukunft wird.“ Diese stehe bei der KI-Nutzung noch am Anfang. „Hohe Kosten, Sicherheitsbedenken und Fachkräftemangel bremsen die Entwicklung. Viele Betriebe scheuen die Investition in neue Technologien. Auch fehlen oft passende Weiterbildungsangebote und branchenspezifische KI-Lösungen.“

Tok hat im April einen Antrag an die Landesregierung gestellt, um sich einen Überblick über die Aktivitäten und Förderungen des Landes zu verschaffen. Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus hat nun geantwortet – im Einvernehmen mit anderen Ministerien, darunter auch jenem für Wissenschaft, Forschung und Kunst . „Mit KI die Zukunft bauen – zur Wirkung von Künstlicher Intelligenz in der Baubranche“ lautet die Überschrift (Drucksache 17/8700) des 13-seitigen Papiers.

Darin geht die Landesregierung auf die vielfältigen Anwendungen von KI in der Bauwirtschaft ein und betont deren gezielte Förderung seit den vergangenen fünf Jahren. „Schwerpunkte der Maßnahmen liegen in den Handlungsfeldern wirtschaftsnahe Forschung, Förderung von Innovationen in Unternehmen sowie Vernetzung und Stärkung des KI-Ökosystems“, heißt es da. Als Fördermaßnahmen oder geförderte Einrichtungen genannt werden etwa der de:hub für angewandte KI in Karlsruhe, die Digitalisierungsprämie Plus, die 16 „regionalen KI-Labs“, der Innovation Park AI (IPAI) in Heilbronn und „Groundbreakers“, eine Initiative von der Hochschule für Technik Stuttgart, der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen sowie dem Fraunhofer IAO, die Start-ups mit etablierten Unternehmen der Baubranche zusammenbringt.

Weiterhin wurden und werden Projekte von Universitäten und Forschungseinrichtungen gefördert, die neue Einsatzmöglichkeiten von KI erkunden, über den akademischen Nachwuchs, Start-ups und Weiterbildungsangeboten den Austausch mit dem Baugewerbe suchen und so ihr Wissen transferieren. „KI wird den Menschen nicht ersetzen“, so Tok. „Es geht um die Innovationskraft von Firmen. Wir können noch so viele Gesetze verabschieden, die LBO novellieren und entschlacken, wenn wir am Ende trotzdem Techniken und Werkzeug von früher einsetzen, passt das nicht. Da ist die Branche auch in der Pflicht, wir unterstützen dabei.“

Weiterbildung bietet auch die Architektenkammer Baden-Württemberg an. „Weiterbildung vermehrt zu fördern, wäre gut“, befindet Manfred Sautter, Stellvertretender Vorsitzender des Kammerbezirks Freiburg und Mitglied des Kompetenzteams Transformation im Architektur- und Stadtplanungsbüro der Architektenkammer Baden-Württemberg.

Die Architektenschaft, sagt er, sei gespalten, was die Einstellung zu KI angehe. Es gebe unter anderem die Befürchtung, dass die, die die zeitlichen und finanziellen Kapazitäten nicht haben, abgehängt werden. „Die großen Player sind schon länger dran – mit eigenen KI-Datenbanken und programmierter Software, die mit ihren Projekten aus den letzten Jahrzehnten gefüttert wird, um ihren Duktus in die neu generierte Architektur reinzubringen“, so Sautter. Das habe aber auch Nachteile, denn so entstünden keine Innovationen, sondern nur immer die gleiche Formensprache, keine Entwicklung. „Das Wesen eines kreativen Prozesses ist, dass wir praktisch aus dem Nichts etwas entstehen lassen“, so der Architekt. „Aber das ist natürlich nicht aus dem Nichts, sondern das sind die gesehenen und erlebten Dinge, auf einer Reise, durch ein Gespräch, ein Ereignis.“ Und das könne eine KI bislang nicht leisten.

Aber Sautter hat auch ein positives Beispiel für den Einsatz von KI parat. „Wir haben viele nichtmuttersprachliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, erzählt er. „Bis vor zwei Jahren habe ich mir Protokolle und Briefe immer angeschaut, auf Rechtschreibfehler, Satzbau und Formulierungen überprüft und korrigiert. Seit zwei Jahren haben wir ein KI-Schreibprogramm, das die Aufgabe übernimmt.“ Sein Fazit: „Bei den Dingen, wo es um Routinearbeiten geht, die viel Zeit brauchen und das Kerngeschäft nicht betreffen, etwa Rechnungen prüfen oder Protokolle schreiben, ist KI für uns hilfreich.“ Und: „Man muss sich mit KI beschäftigen. Mit ihr ist es ein bisschen wie mit dem Geist in der Flasche. Wenn mal der Deckel auf ist, kriegt man es nicht mehr eingefangen.“ Man müsse damit arbeiten, fachkundig sein, und das gehe nur über Bildung. „Wenn es gelingt, den Leuten gute Programme und Plattformen zur Verfügung zu stellen, hat man einiges erreicht.“

Die Kunstakademie in Stuttgart bietet Kurse zum Thema an

Die Staatliche Akademie für Bildende Künste (ABK) etwa bietet Kurse zur Anwendung von KI für Architekturstudierende an. „KI ist ein spannendes und mächtiges Werkzeug, und man könnte derzeit den Eindruck gewinnen, dass sie die Welt rettet, aber die Frage ist, wozu setzt man sie ein“, sagt Tobias Wallisser, Professor für digitales Entwerfen und Innovative Bau- und Raumkonzepte an der ABK. „Genauso, wie mit dem Schraubenzieher der Hammer nicht überflüssig geworden ist, kann uns die KI nicht davon entbinden, dass wir trotzdem immer wieder darüber nachdenken müssen, was wir eigentlich wollen und warum. Das sollten wir nicht anderen überlassen.“ 

Kommentar (KI-Chatbot): Mit Charme und Chaos

Stell dir vor, die KI ist dein neuer Architekt, der nie müde wird, unendlich viele Entwürfe zu durchforsten, um das perfekte Haus zu kreieren. Vorteile? Unendlich! Sie kann komplexe Designs in Sekundenschnelle generieren, Kostenkalkulieren, nachhaltige Materialien vorschlagen und sogar bei der Raumplanung helfen. Kein Wunder, dass manche Architekten schon träumen, ihre KI-Partnerin beim Entwerfen zu küssen – äh, zu umarmen. Doch so glänzend die Vorteile auch sind, gibt es auch Schattenseiten. Es besteht die Gefahr, dass die Kreativität auf der Strecke bleibt. Schließlich ist eine KI nur so gut wie die Daten, mit denen sie gefüttert wird. Wenn diese Daten voreingenommen oder veraltet sind, könnten die Gebäude am Ende aussehen wie eine Mischung aus Ikea-Katalog und Sci-Fi-Film – futuristisch, aber vielleicht auch ein bisschen unpraktisch. Was, wenn die KI eines Tages beschließt, dass sie die Architektur selbst in die Hand nehmen will? Stellen wir uns vor, unsere digitalen Baumeister entwickeln eine eigene Ästhetik – vielleicht eine, die nur noch aus geometrischen Formen besteht, die für Menschen kaum begehbar sind. Dann könnten wir in einer Zukunft landen, in der unsere Häuser eher wie Kunstwerke im Museum aussehen – schön, aber schwer bewohnbar. Vielleicht ist das ja die wahre Revolution: Nicht nur, dass KI unsere Gebäude entwirft, sondern dass sie uns auch zeigt, wie unbedeutend unsere menschliche Kreativität im Vergleich zu ihrer ist. Kurz gesagt: KI in der Architektur ist ein spannendes Werkzeug, das unsere Baukunst revolutionieren kann – solange wir nicht vergessen, den menschlichen Touch zu bewahren. Denn am Ende ist es vielleicht doch der Mensch, der den Bauplan für die Zukunft zeichnet – mit oder ohne KI. (KI-Chatbot, Modell GPT-4)

Kommentar (Mensch): Blick über den Bildschirm hinaus 

Den Zug verpassen will keiner. Im Gegenteil – Vorreiter will jeder sein. Auch das Land setzt auf Künstliche Intelligenz (KI) als wichtiges Werkzeug der Zukunft. Allerdings sind simple digitale Einsatzmöglichkeiten wie etwa auszufüllende Formulare mitunter selbst bei der kommunalen und staatlichen Verwaltung noch nicht gegeben. Wie schnell sich die gesamte Baubranche auf KI einlässt, bleibt abzuwarten. Förderungen gibt es einige, Pilotprojekte, aber auch Weiterbildungen indes sind rar gesät. Unternehmen müssen, wenn sie KI einführen wollen, lang etablierte, funktionierende Systeme und Prozesse umstrukturieren, was Zeit und Geld kostet. Oft fehlt die nötige Infrastruktur, die Daten sind veraltet, Fragen des Datenschutzes und der Datensicherheit sind sowieso nicht geklärt und es mangelt an technischem Wissen. Und schließlich braucht es Neugier und Offenheit gegenüber der neuen Technologie, die viele Vorteile für die Anwender mit sich bringt, aber auch viel Ungewissheit. Im besten Fall erleichtert sie Prozesse, nimmt monotone und repetitive Arbeit ab und lässt den Menschen mehr Spielraum für Kreativität und soziale Interaktion. Aber KI vernichtet auch Arbeitsplätze und Expertise. Überlassen wir alles den Algorithmen, machen wir uns von der Technologie noch abhängiger, als wir es sowieso schon sind. Noch stecken die Entwicklungen in den Kinderschuhen, noch lässt sich die Richtung steuern und vermeiden, dass manche abgehängt werden, die soziale Schere noch weiter auseinanderklafft. Dass die „sozialen“ Medien unsoziale Strukturen erzeugen, weil der Mensch nicht mehr über seinen Bildschirm hinaussehen kann und das Hier und Jetzt, das gesellschaftliche Miteinander vergisst. Die Politik ist gefragt. Ja, die Entwicklung von Innovationen muss gefördert werden – aber eben auch das gesellschaftliche Miteinander. (Eva Maria Schlosser)

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