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Die dunkle Seite des Tourismus

Gondeln der Schauinslandbahn sind für die Biennale umgestaltet worden. Foto: VAG Freiburg
VAG Freiburg)Freiburg. Die Breisgau-Metropole punktet mit ihrer pittoresken Innenstadt, dem Münster und dem südlichen Flair bei Reisenden. 2,17 Millionen Menschen haben 2024 in Freiburg übernachtet, eine Steigerung von 2,4 Prozent gegenüber 2023 und 19,4 Prozent gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019, vermeldeten die Touristiker der städtischen Tochter FWTM (Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe) Ende Februar. Für viele scheint Freiburg so etwas wie ein „Happy Place“ zu sein.
Grund genug, um das Phänomen Tourismus unter diesem Motto künstlerisch zu hinterfragen.
Der Tourismus lockt mit Versprechen vom Glück und Eskapismus
Die 3. Biennale für Freiburg tritt unter der künstlerischen Leitung von Lorena Juan an, die unterschiedlichsten Aspekte des (globalen) Tourismus zu reflektieren. Dieser funktioniere als Geschäft mit dem Versprechen von Glück, Eskapismus, der Entdeckung des Eindrücklichen und Unbekannten. Der „Süden“ werde häufig zum Objekt des Begehrens, oft verknüpft mit romantisierenden und exotisierenden Bildern vom „Paradies“.
Doch Tourismus ist paradox: Er führt zur Veränderung der Traumdestination, wie die Proteste der Einheimischen in Barcelona, auf Mallorca und in Venedig zeigen. „Angesichts seiner ambivalenten Auswirkungen auf Wirtschaft, Umwelt und Politik sowie seiner Macht, gesellschaftliche Strukturen zu beeinflussen, wird deutlich: Tourismus muss als mehrdimensionales Thema verhandelt werden“, so die Ausstellungsmacher.
Die Biennale öffnet den Stadtraum und Räume in der Stadt, sodass bis zum 27. Juli internationale wie lokale Künstler ihre Auseinandersetzung mit der Thematik präsentieren können. Neben gängigen Kunstorten sind unabhängige Projekträume wie das Pförtnerhaus und die Kaiserwache in den Parcours integriert. Selbst die Schauinslandbahn wird zum Kunststatement: Drei umgestaltete Gondeln mit den flammenden Motiven schaffen eine symbolische Verbindung zwischen dem Schwarzwald und dem Amazonasgebiet.
Von Gentrifizierung und Nachwirkungen des Kolonialismus
Im Kulturaggregat dagegen – ein Kulturverein mit Fokus auf Street Art – geht es um die urbanen Auswirkungen der Reiseindustrie wie Wohnraummangel und Gentrifizierung. Hier wird der zunehmende Einfluss des Tourismus auf städtische Strukturen verhandelt. Im „DELPHI_space“ werden Positionen präsentiert, die die anhaltenden Nachwirkungen des Kolonialismus thematisieren, der auch die globale Reisekultur prägt.
Ausgetragen wird die Biennale seit 2021 vom Verein Perspektiven für Kunst in Freiburg. Finanziert wird sie unter anderem vom Zentrum für Kulturelle Teilhabe Baden-Württemberg