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Klimaschutz

Gefördert wird, wer ins Risiko geht

Das Zeppelin Museum in Friedrichshafen ist die erste Kultureinrichtung im Land, die künftig mit dem Label „BWzero“ werben kann. Dahinter steckt ein messbarer Erfolg bei der CO2-Reduzierung. Mit einem eigenen Programm unterstützt die Klimaschutzstiftung Baden-Württemberg den Kultursektor bei der ökologischen Transformation.

Frauke Stengel, Claudia Emmert und Lothar Wolf (von links) vom Zeppelin Museum Friedrichshafen freuen sich über das Label "BWzero", das Theresia Bauer (2.v.l.) überreicht hat.

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Friedrichshafen. Der feierliche Rahmen war gesetzt. Zwei Jubiläen nahm Theresia Bauer zum Anlass, um als Geschäftsführerin der Baden-Württemberg-Stiftung dem Zeppelin Museum in Friedrichshafen ihre Aufwartung zu machen.

Am 2. Juli 1900, also vor 125 Jahren, stieg der erste Zeppelin LZ1 des Luftschiffpioniers Graf Ferdinand von Zeppelin in der Manzeller Bucht des Bodensees auf. Am selben Tag vor 29 Jahren eröffnete das Zeppelin Museum im früheren Hafenbahnhof, das dort die größte Sammlung zur Geschichte und Technik der Luftschifffahrt sowie zeitgenössische Kunst präsentiert.

Nicht zuletzt wurde vor 25 Jahren die Baden-Württemberg-Stiftung gegründet, die seit vier Jahren eine gemeinnützige Tochter hat, die Klimaschutzstiftung Baden-Württemberg (KSS).

Stiftung setzt den Grundstock mit Bildung und Beratung

Eines der ersten Projekte, die sich die KSS auf die Fahne schrieb, war das Programm „Klimaschutz in Kultureinrichtungen“. Das will mit Bildung und Beratung den Grundstock setzen, um das Know-how für die ökologische Transformation zu vermitteln. Wie erstellt man eine Treibhausgas-Bilanz? Und wie lassen sich praxisnah Projekte für die Einsparung von Energie umsetzen?

Seit 2022 wurden 23 Häuser in zwei Förderrunden qualifiziert, wie sie den eigenen ökologischen Fußabdruck minimieren können. Flaggschiffe der Kulturszene wie die Württembergischen Staatstheater oder eben das Zeppelin Museum, aber auch kleinere, innovative Akteure waren darunter. „Wir fördern dort, wo Menschen voran und ins Risiko gehen, Mut beweisen, Größeres im Kopf haben“, sagte Theresia Bauer im Vorfeld einer Festveranstaltung.

Denn das Zeppelin Museum ist die erste Kultureinrichtung im Land, die nicht nur das Programm erfolgreich durchlaufen, sondern auch das Label „BWzero“ für vorbildliche Klimaschutzmaßnahmen erhalten hat.

Wie das gelang, erzählt Frauke Stengel, Referentin für Marketing und – nach einer entsprechenden Weiterbildung – Nachhaltigkeit. Die ersten Schritte ging Museums-Direktorin Claudia Emmert bereits 2019. Sie gehörte zu den 19 Erstunterzeichnern, die nach einem offenen Brief an die Kulturbeauftragte der Bundesregierung zu einem „runden Tisch für Klimaschutz in Museen“ eingeladen wurden. Daraus entstand eine Arbeitsgruppe, die einen 2023 veröffentlichten Leitfaden entwickelt hat.

2021 stieg das Zeppelin Museum strategisch in die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit ein. Zunächst wurden alle Treibhausgasemissionen erfasst. Bilanziert wurden die direkten Emissionen und die indirekten durch Mitarbeiter- und Besuchermobilität, Dienstreisen, Transportlogistik. So entwickelte sich eine Strategie, zu der der Verzicht auf Inlandsflüge und der vollständige Bezug von Ökostrom zählen. Teil dieser ist es auch, Wechselausstellungen möglichst klimafreundlich umzusetzen. Denn auch durch Materialaufwand und Abfall, ergab die Klimabilanz, entsteht viel CO2.

Mit diesem Fokus kreierte das Zeppelin Museum vor zwei Jahren mit der Ausstellung „into the deep. Minen der Zukunft“ ein Konzept, das die Entstehung von Müll weitestgehend vermied. So wurden etwa gebrauchte Paletten zu Sitzgelegenheiten umgebaut, die auch noch viel besser beim Publikum ankamen als Stühle oder Bänke. Die Ausstellung sei auch der „ultimative Game-Changer“ in Sachen Nachhaltigkeit im Haus gewesen, so Frauke Stengel.

Um Energie bei Klimatisierung, Heizung und Stromversorgung zu sparen, investiert das Museum Millionen Euro für die Umrüstung, finanziell unterstützt von der Stadt Friedrichshafen. So wurde die Beleuchtung auf LED umgestellt, was den Stromverbrauch um fast 50 Prozent senkt. Die Lüftungsanlage hat neue Ventilatoren bekommen. 2024 wurde eine Photovoltaikanlage in Betrieb genommen, die bisher fast 40 000 Kilowattstunden Strom produziert hat.

Die mittlerweile 30 Jahre alte Klimaanlage muss erneuert werden

Das nächste Projekt ist die Erneuerung der 30 Jahre alten Klimaanlage, die rund zwei Millionen Euro kostet. „Wenn die ausfällt, haben wir ein großes Problem“, so der Technische Leiter des Museums, Lothar Wolf, bei einer Führung. Denn die Kunstwerke brauchen bestimmte Werte bei Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Nicht zuletzt ist die Umrüstung der Gasheizung auf Wärmepumpe geplant.

Das Zeppelin Museum hat bereits viele Schritte in Richtung ökologische Transformation unternommen – und wird dafür mit dem Label BWzero ausgezeichnet. Zwischen 2021 und 2023 konnte das Museum seinen Energieverbrauch um etwa 20 Prozent senken. Bis zum Jahr 2040 will das Haus klimaneutral sein.

Auf dem Weg in eine klimafaire Zukunft

Die Klimaschutzstiftung wurde 2021 mit einem Grundkapital von 50 Millionen Euro unter dem Dach der Baden-Württemberg-Stiftung gegründet. Als Landeseinrichtung bündelt sie die Klimafinanzierung aus öffentlicher und privater Hand. Ihr Auftrag: Das Land, seine Unternehmen und die Gesellschaft auf dem Weg in eine klimafaire Zukunft zu begleiten. Die Stiftung initiiert Programme in den Bereichen Wissenschaft, Forschung, Bildung und Klimaschutz.

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