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Buchmessen

Neue Trends ziehen vor allem ein junges Lesepublikum an

Gerade ist die Frankfurter Buchmesse zu Ende gegangen – mit mehr Besuchern als im Vorjahr. Ein Grund dürfte auch der Hype um die Young und New Adult-Romane sein. Ob die Buchmessen im Land ebenfalls davon profitieren bleibt abzuwarten. Eines aber ist klar: Beide, die Stuttgarter Buchwochen wie das Bücherfestival Baden-Baden, haben das jüngere Lesepublikum im Visier.
Menschenmenge in einer Buchmessehalle mit Ständen und Büchern.

Die Stuttgarter Buchwochen findet im November statt.

Jürgen Altmann, Börsenverein des deutschen Buchhandels BW)

Stuttgart/Baden-Baden. Das Land ist reich gesegnet mit Buchmessen und Literaturfestivals. Die zwei Buchmessen des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels Baden-Württemberg finden traditionell im Herbst statt. Nachdem die Karlsruher Bücherschau nach Corona nicht mehr an den Start ging, hat Baden-Baden 2024 das Erbe angetreten.

Ab dem heutigen Freitag bis Sonntag, 9. November, findet zum zweiten Mal das Bücherfestival Baden-Baden statt. Wenige Tage später, vom 13. bis 30. November, stehen die Stuttgarter Buchwochen auf dem Programm – und das zum 75. Mal (siehe Kasten). Und wie unterscheiden diese sich? „Es gibt einen großen Unterschied“, sagt Tom Erben, Geschäftsführer des Landesverbands. „Die Buchwochen dauern länger, es gibt viel mehr Programm. In Baden-Baden stehen die Verleger selbst hinter den Ständen und präsentieren ihre Bücher.“

In der Stadt an der Oos finden die Veranstaltungen zum einen im Kulturhaus LA8 statt, wo die Messe verortet ist, sowie in der Innenstadt, etwa im Kurhaus und in der Stadtbibliothek. Der Anspruch, mit dem die Veranstalter angetreten sind: Die Messe sollte ein „großes Buchfest“ werden und Besucher von Freiburg bis Karlsruhe anziehen.

Fast alle großen Veranstaltungen sind bereits ausverkauft

„Zur Eröffnung haben sich in diesem Jahr über 1200 Leute angemeldet“, sagt Erben. „Wir haben tatsächlich ein großes Einzugsgebiet. Man merkt, in der Region gibt es ein Bedürfnis, dass Literatur vor Ort stattfindet.“ Fast alle größeren Veranstaltungen mit Bestseller-Autoren wie Sebastian Fitzek, Elke Heidenreich und Carsten Henn seien bereits ausverkauft.

Auf beiden Buchmessen wird auch das jüngere Lesepublikum mit zahlreichen Veranstaltungen umworben. Nach Baden-Baden kommt etwa Jana Flint, Autorin der „Lakestone Campus of Seattle“ und „Mondia-Dilogie“, die dort auch signiert. Ebenso ist Jana Crämer am Start, die in Büchern und auf Social Media schonungslos über ihre Essstörung und Asexualität schreibt. In Stuttgart sind Carolin Wahl, Inka Lindberg, Bianca Iosivoni und Kim Leopold vor Ort. Allesamt sind sie Vertreterinnen des Young- und New-Adult-Genres. In ihren Geschichten geht es um „Liebe, Selbstfindung und große Gefühle“, wie es im Programm heißt, sie handeln „von mutigen Entscheidungen, emotionalen Beziehungen und Momenten, die alles verändern“.

„Grundsätzlich verzeichnen wir allgemein einen Trend von jungen Menschen, die signifikant mehr Bücher kaufen und lesen“, sagt Erben. „Auf Veranstaltungen stehen sie für eine Signatur Schlange. Das Buch hat wieder so eine Art Fan-Charakter.“

Belletristik macht mehr als 30 Prozent des Marktes aus, Kinder- und Jugendbuch ebenfalls rund 30 Prozent. In beiden Warengruppen gab es 2024 nach Angaben des Börsenblatts des Deutschen Buchhandels steigende Umsätze – bei der Belletristik um 4,3 Prozent, bei den Kinder- und Jugendbüchern um 0,5 Prozent.

Außerdem gebe es, so Erben, weitere Trends: sich mit einem Buch sehen zu lassen und gemeinsames Lesen in Stille. Der „Silent Book Club“ kommt aus den USA, solche Gruppen gibt es weltweit in mehr als 60 Ländern. In Stuttgart wird das „Das stille Lesen“ (am 13.11.) als Gegenprogramm zu ständiger Erreichbarkeit und Reizüberflutung gefeiert. Auch Künstliche Intelligenz (KI) ist auf den Messen Thema. In Baden-Baden gibt es einen Vortrag (9.11.) mit dem Titel „KI in der Arbeitswelt“, in Stuttgart ein Podiumsgespräch zum Thema „Schreibt das Buch bald die KI?“ (26.11.). „Die Mehrheit der Verlage arbeitet bereits mit KI. Es gibt Einsatzmöglichkeiten im Vertrieb, im Marketing, im Lektorat“, sagt Erben. „Aber die Buchherstellung erfordert sehr viel Zeit, das schützt die Branche in gewisser Weise noch. Das heißt aber nicht, dass es sich nicht auch auf uns auswirkt und Veränderungen auf uns zukommen.“

Mit KI generierte Bücher machen den Verlagsprodukten Konkurrenz

Manche Genres gerieten durch die Digitalisierung besonders unter Druck. Tausende Bücher seien mittlerweile über KI hergestellt, vor allem Kinderbücher und Ratgeber, aber auch Reiseführer. Deren Qualität sei mit dem klassischen Verlagsprodukt nicht vergleichbar. „Reiseführer mit Orten, die es gar nicht gibt, kamen auch schon vor“, so Erben, „ein durchaus schwieriges Thema.“

75 Jahre Buchwochen 

1949 wagen der Verleger Rolf Keller und die Buchhändler Fritz Ifland und Justus Koch eine Buchausstellung. Schauplatz ist das Landesgewerbeamt, eigentlich eine Kriegsruine. Der Börsenverein Baden-Württemberg, damals Verband der Verlage und Buchhandlungen, kommt als Veranstalter hinzu. Ab 1966 gibt es neben der Leistungsschau der Verlage ein Begleitprogramm. 1972 wird die Messe in „Stuttgarter Buchwochen“ umbenannt, 1975 die Kinder- und Jugendbuchwoche und 1981 ein jährlich wechselndes Gastland eingeführt.

Auch das Bücherfestival Baden-Baden ist im November.
Jürgen Altmann, Börsenverein des deutschen Buchhandels BW)

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