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„Voices Unbound“

Donaueschinger Musiktage: Vom Suchen und Erforschen von Klängen

Klassische und Zeitgenössische Musik haben im Land einen hohen Stellenwert. Ein Highlight sind die Donaueschinger Musiktage. In diesem Jahr finden sie vom 16. bis 19. Oktober statt. Der Titel „Voices Unbound“ zielt auf die politisch unruhigen Zeiten, die die Kultur vor zahlreiche Herausforderungen stellt.
Mehrere Personen sitzen und liegen auf dem Boden, umgeben von Notenblättern.

Bei den Donaueschinger Musiktagen stehen zahlreiche Klanginstallationen und Konzerte auf dem Programm.

SWR/Ralf Brunner)

Donaueschingen. „Die diesjährigen Donaueschinger Musiktage stellen Künstlerinnen und Künstler ins Zentrum, die ihre Stimme erheben im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Das Festival feiert ihre Vielstimmigkeit und entfaltet unterschiedlichste Dimensionen davon, was es bedeutet, die Stimme zu erheben und von Stimmlichkeit“, sagt die Künstlerische Leiterin Lydia Rilling, „Unser Titel zielt auch darauf ab, dass wir in für die Künste schwierigen Zeiten leben angesichts oft radikal gekürzter Mittel und wachsenden Kulturkampfs, auch in Deutschland.“

Insgesamt treten Künstlerinnen und Künstler aus 17 Ländern mit verschiedenen Hintergründen, Ausrichtungen und unterschiedlicher Generationen an. Die jüngste Künstlerin ist 32, der älteste Künstler 80 Jahre alt. „Zeitgenössische Musik ist ein großer Regenschirmbegriff, unter den auch ganz unterschiedliche Ästhetiken fallen, die von ganz verschiedenen Musikentwicklungen beeinflusst wurden“ so Rilling. Das, was sie alle aber verbinde, ist „das Suchen und Erforschen von Klängen, von neuen klanglichen Möglichkeiten und neuen Kontextualisierungen.“

Lydia Rilling,Künstlerische Leitung der Donaueschinger Musiktage. Foto: SWR/Patricia Neliga
SWR/Patricia Neligan)

Die meisten der präsentierten Stücke sind Uraufführungen

Mit dabei ist etwa die Komponistin Hanna Eimermacher, die ihre eigene Stimme Teil der Komposition werden lässt. Ebenso gibt es ein Konzert von Georges Aperghis mit Viola und sechs Sängerinnen und Sänger, das als virtuoses Kammerspiel inszeniert wird oder auch ein Stück der kroatischen Musikerin Mirela Ivicevic, die für das SWR Symphonieorchester das Abschlusskonzert komponiert hat. Sie erhebt ihre Stimme dafür, wie ganz unterschiedliche Identitäten in einer Person verschmolzen werden können als klares Statement gegen die immer lauter werdende Forderung seitens rechter wie linker Gruppierungen, sich auf eine Identität zu beschränken.

Die meisten der 23 Stücke sind eigens für die Donaueschinger Musiktage komponierte Uraufführungen, vereinzelt gibt es deutsche Erstaufführungen in 14 Veranstaltungen, die aus den Konzerten, Performances und Klanginstallationen bestehen. Schauplätze der Konzerte sind die Donauhallen und mehrere Turnhallen. Die Klanginstallationen finden sich etwa in der Alten Molkerei, der Fürstenbergischen Orangerie oder auf öffentlichen Plätzen. Dazu gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Künstlergesprächen, eine Stadtführung und mehr.

Konzert im Schlosspark mit dem Titel „(En)chanting Wood, gespielt von dem Kontrabassisten Florentin Ginot Foto: Ralf Brunner
SWR/Ralf Brunner)

Das Eröffnungskonzert findet im Schloss des Fürsten zu Fürstenberg statt, dessen Vorfahr entscheidend für die Gründung der Musiktage 1921 durch die Gesellschaft der Musikfreunde war und sogar als Schirmherr fungierte. Am Festakt, an dem auch der Einstieg des SWR als Veranstalter vor 75 Jahren, da noch SWF, gefeiert wird, nimmt auch Kunstministerin Petra Olschowski (Grüne) teil.

Rilling hat seit 2022 die Künstlerische Leitung in der Hand. Sie setzt auf Zusammenarbeit und Öffnung in die Stadtgesellschaft. So gibt es Workshops für Schülerinnen und Schüler des Fürstenberg-Gymnasiums und der Realschule sowie Workshops für Lehrende und Studierende aus der Region. Rilling wendet sich dann auch entschieden gegen die Vorstellung von der Kunst im Elfenbeinturm.

Konzert im Schlosspark mit dem Titel „(En)chanting Wood, gespielt von dem Kontrabassisten Florentin Ginot. Foto: SWR/Ralf Brunner
SWR/Ralf Brunner)

Schnupperprogramm soll neues Publikum anlocken

„Kunst, gerade auch die Zeitgenössische Musik, ist ganz und gar in dieser Realität verankert, ist aber nicht auf sie beschränkt, sondern kann sie transzendieren“, so Rilling.  Deshalb hat sie nun auch ein Schnupperprogramm eingeführt, bei dem treue Festivalbesucher neugierige Donaueschinger zum gemeinsamen Konzertbesuch einladen, um dann nachher bei einem Glas Wein über das Gehörte und Gesehene zu reden.

Zudem gibt es einen Vorzugspreis für alle Veranstaltungen für Bewohner aus der Region. „Mein Eindruck ist, dass da noch großes Potenzial ist, was das Publikum betrifft“, so Rilling. Das will sie heben und die Menschen für die Zeitgenössische Musik gewinnen. „Wir leben in einer Zeit, in der es sehr umkämpft ist, was Kunst darf und was Kunst soll“, sagt Rilling. „Von verschiedenen Seiten werden sehr starke Erwartungen an Kunst formuliert, sei es, dass sie sich politisch neutral zu verhalten hat, oder im Gegenteil, dass sie eine Position einnehmen muss und soll. Ich möchte der Kunst gerade die Freiheit offenhalten, dass sie sich festlegen kann, aber nicht muss.“

Veranstalter und Förderer

Veranstalter der Donaueschinger Musiktage ist die Gesellschaft der Musikfreunde in Zusammenarbeit mit der Stadt Donaueschingen, dem Südwestrundfunk und dem SWR Experimentalstudio. Gefördert wird das Festival je zu einem Drittel vom Land und als kultureller Leuchtturm durch die Kulturstiftung des Bundes, außerdem vom SWR sowie von der Stadt Donaueschingen, die darüber hinaus mit weiteren Leistungen wie Personal und Sachleistungen beteiligt sind.

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