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Sicherheit und Verteidigung

Baden-Württemberg setzt auf die Rüstungsindustrie

Unternehmen, Forschung und Militär sollen stärker zusammenarbeiten. Dieses Ziel hat die Landesregierung ausgegeben. Ein Runder Tisch soll vernetzen und Innovationen fördern, damit das Land verteidigungsfähig wird.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann steht nach dem Runden Tisch Sicherheit und Verteidigung der Presse Rede und Antwort.

Staatsministerium Baden-Württem/Ilkay Karakurt)

Stuttgart. Deutschland steht im Fokus von Cyberkriminellen. Die Bedrohung liegt nach dem aktuellen Lagebild des Bundes auf hohem Niveau. Laut Bundeskriminalamt gab es 2024 in Deutschland 131 391 Cybercrime-Fälle. Dazu kommen 201 877 Straftaten, die vom Ausland oder einem unbekannten Ort aus verübt wurden.

Besorgniserregend ist Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CDU) zufolge die zunehmende Ausweitung geopolitischer Konflikte in den digitalen Raum, was zu einem Anstieg hybrider Bedrohungen führe. Dazu kommt: Der Schaden durch Cyberattacken ist immens. Laut einer Erhebung des Verbands Bitcom verursachten sie 2024 Schäden in Höhe von 178,6 Milliarden Euro. Das sind 30 Milliarden mehr als im Vorjahr.

Innenminister Thomas Strobl (CDU) schwört darauf ein, sich auf die neuen Gefahrenlagen einzustellen: „Wir sind nicht im Krieg, freilich auch nicht mehr richtig im Frieden“, sagt er immer wieder. Dafür hat er Gründe: Geheimdienste aus Russland sind auch hierzulande operativ tätig, es gibt Sabotageakte, Spionage und Desinformationskampagnen. „Mit dieser hybriden Kriegsführung nimmt Russland gerade auch die Unterstützungsländer der Ukraine und Rüstungsfirmen in den Blick, die die Ukraine mit Waffen beliefern“, warnt Strobl. Deshalb will er Wirtschaft, Staat und Gesellschaft resilient und widerstandsfähig aufstellen. Als oberstes Ziel gibt er aus, dass die Kritischen Infrastrukturen am Laufen bleiben müssen. „Daran arbeiten unsere Sicherheitsbehörden hart und hartnäckig.“

„Verteidigungsfähig werden, um nicht verteidigen zu müssen“

Dies war vergangene Woche ein Thema beim Runden Tisch Sicherheit und Verteidigung, zu dem das Staatsministerium ins Neue Schloss in Stuttgart geladen hat. „Wir müssen verteidigungsfähig werden, um uns nicht verteidigen zu müssen“, sagt Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) nach den Gesprächen mit Unternehmen, Forschungsinstituten, Landeskommando und Verbänden. „Europa muss militärisch selbstständiger werden und starke Regionen wie wir tragen dazu bei“, erklärt er nach den Gesprächen hinter verschlossenen Türen vor der Presse. Darum bringt das Staatsministerium nun Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Militär zusammen, um gemeinsam Lösungen zu finden. Der Runde Tisch ist für Kretschmann ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer stärkeren und widerstandsfähigeren Gesellschaft.

Landesregierung setzt Lenkungsgruppe ein

Denn so liegt in jeder Krise auch eine Chance. In diesem Fall etwa für eine schwächelnde Automobil- und Zuliefererbranche. Stellen, die dort wegfallen, sollen in die Sicherheits- und Verteidigungsindustrie, in der Baden-Württemberg eine führende Rolle einnehmen will, überführt werden. Dies war bereits Thema im Landtag. Zugleich sollen auch die Chancen für Forschung und Entwicklung von Zukunftstechnologien im zivilen Bereich vorangetrieben werden.

Bereits im Sommer 2024 hat sich die Landesregierung mit Unternehmen ausgetauscht. Im Mai wurde eine Lenkungsgruppe eingesetzt, die die Arbeit zwischen den Ministerien koordiniert und Themen bündelt.

Baden-Württemberg ist neben Bayern einer der wichtigsten Standorte der Verteidigungs- und Sicherheitsindustrie in Deutschland. Von Satellitentechnologie über vernetzte Cloud bis zu Fahrzeugproduzenten ist das Land technologisch breit aufgestellt. Darauf will die Politik nun aufbauen.

Auch die Universitäten wollen mehr im Verteidigungsbereich forschen

Auch Quantentechnologie und Künstliche Intelligenz sind nicht mehr wegzudenken. Und so waren auch Akteure dieser Branchen geladen. Genauso wie Unternehmensverbände, Hochschulen sowie Akteure aus dem Bereich Luft- und Raumfahrt. Kaum eine Branche ist so mit Sicherheit und Verteidigung verbunden wie Letztere. Es braucht sie etwa bei der Navigation, Kommunikation und Erdbeobachtung. Und die Raumfahrt wird noch militärischer werden, wie Airbus ankündigte.

Auch die Unis wollen mehr Verteidigungsforschung leisten. Die ein oder andere muss dazu ihre Richtlinien überarbeiten. Eine gesetzliche Zivilklausel gibt es im Land nicht.

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Der zweite BOS-Tag des Staatsanzeigers zur Zivil-Militärischen Zusammenarbeit findet am 11. November 2025 statt. Weitere Infos und Anmeldung unter BOS-Tag 2025 – Staatsanzeiger Akademie

Invest BW soll gerade auch die Sicherheitsbranche fördern

Das Innovationsprogramm des Landes „Invest BW“ steht nach Angaben des Staatsministeriums seit jeher auch den Akteuren aus dem Bereich Sicherheit und Verteidigung offen. Zur Unterstützung der Unternehmen und Forschungsinstitute wurde die Branche im aktuellen Call vom 8. Mai mitangesprochen . Denn sie gewinnen angesichts der geopolitischen Lage an Bedeutung. Projektskizzen können bis 8. Juli eingereicht werden.

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