Bildungsreform: Verbindliche Grundschulempfehlung, G9-Rückkehr 2025, Abschaffung Werkrealschulabschluss

In stundenlangen Verhandlungen haben Grüne und CDU ein Paket beschlossen, das Grundlage der Gespräche über eine Bildungsallianz am Donnerstag in Bebenhausen ist.

Derzeit ist in Baden-Württemberg das achtjährige Gymnasium Standard. Das soll sich wieder ändern.

Tom Weller/picture alliance/dpa)

Stuttgart . Die Grundschulempfehlung wird verbindlicher, der Werkrealschulabschluss abgeschafft und die Rückkehr zu G9 schon im nächsten Jahr in den Klassen fünf und sechs starten. Zudem wird es mehr Möglichkeiten geben, auch an Gemeinschaftsschulen Abitur zu machen. In stundenlangen Verhandlungen haben Grüne und CDU ein Paket beschlossen, das Grundlage der Gespräche über eine Bildungsallianz am Donnerstag in Bebenhausen ist. Nach den Vereinbarungen zur Sprachförderung können die Regierungsfraktionen eine zweite große bildungspolitische Einigung präsentieren. Die Fachpolitiker beider Seiten haben gemeinsam mit dem Kultusministerium Kompromisse austariert, vom „Geben und Nehmen“ ist nach den Beratungen bis in den späten Montagabend die Rede. Ebenso davon, dass jetzt „eine tragfähige Lösung“ gefunden sei, die weit über das Ende der Legislaturperiode hinausreiche. Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion Andreas Sturm hatte Mitte Dezember ein solches Vorgehen vorgeschlagen, FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke daraufhin die Idee einer Bildungsallianz entwickelt.

Abschaffung Werkrealschulabschluss – Stärkung der Gemeinschaftsschulen

Ob es dazu tatsächlich kommt, muss sich am Donnerstag in der nächsten Runde der Koalitionsspitzen mit Sozialdemokraten und Liberalen zeigen. In Bebenhausen werden auch die Fachpolitiker der vier Fraktionen anwesend sein. Vor allem die SPD hatte im Vorfeld bereits Kompromissbereitschaft signalisiert. Rülke verlangt – wie auch CDU-Fraktionschef Manuel Hagel – eine Bestandsgarantie für die Realschulen. Die soll es auch weiterhin geben in Baden-Württemberg, Kooperations- und Verbundmöglichkeiten aber deutlich ausgeweitet werden.

Um der Zersplitterung entgegenzuwirken mit bisher fünf Schularten ab der fünften Klasse, wird der Werkrealschulabschluss abgeschafft. Der war vor 15 Jahren neben dem Hauptschulabschluss eingeführt worden, um die damals neuen Werkrealschulen attraktiv zu gestalten. Inzwischen mussten aber viele Standorte schließen, weil es zu wenige Schüler gibt.

Verbindliche Grundschulempfehlung nach Kompetenztest

Wichtig für die CDU ist die durch Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) von Anfang an unterstützte Einführung einer zusätzlichen Prüfung am Ende der vierten Klasse. Wenn Eltern und Lehrkräfte uneins sind über die Wahl der weiterführenden Schule, Gymnasium oder Realschule zum Beispiel, soll ein Kompetenztest klären, welche Schulart die richtige ist. Die Grünen haben eine Stärkung der Gemeinschaftsschulen erreicht, die auch in Zusammenarbeit mit einem Gymnasium Oberstufen anbieten können. Hintergrund ist die Überlegung, dass vielerorts von Familien das wieder eingeführte neunjährige Gymnasium als besonders attraktiv empfunden werden und überlaufen könnte. Kretschmann hat deshalb mehrfach öffentlich appelliert, die sogenannte zweite Säule neben den Gymnasien aufzuwerten.

Rückkehr zu G9 ab 2025 – Ressourcenneutrale Umsetzung

Das G9 wiederum soll mit den Klassen fünf und sechs zum Schuljahr 2025/2026 starten. Gestärkt werden unter anderem die Demokratie- und Medienbildung. Hinzu kommen zusätzliche Stunden und G8-Züge, letztere allerdings ohne zusätzliche finanzielle Mittel. Überhaupt betonen Grüne und CDU die Ressourcenneutralität. Damit ist bis auf Weiteres auch die Idee eines verbindlichen und kostenfreien letzten Kindergartenjahrs vom Tisch. Dem Ludwigsburger CDU-Parteitag am vergangenen Samstag lag ein Antrag vor, diesen Wunsch in die Gespräche nach Bebenhausen zu tragen. Der wurde aber abgeschwächt und die Kostenfreiheit abgelehnt.

Koalitionsverhandlungen mit SPD und FDP stehen an

An SPD und FDP hängt es nun, ob die vier Landtagsfraktionen – die AfD war an den Gesprächen von vornherein nicht beteiligt – sich verständigen. Möglich ist nach den Pfingstferien eine dritte Gesprächsrunde, um den beiden Oppositionsfraktionen SPD und FDP nicht das Gefühl zu geben, wie es in der Koalition heißt, sie würden mit vollendeten Tatsachen konfrontiert.

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