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„Loo“ Elena Dao Krein ist die jüngste Bundestagskandidatin Deutschlands

„Loo“ Krein ist deutschlandweit die jüngste Bundestagskandidatin.
Michael Schwarz)Irene Gisela Sibylle Brandt ist Rentnerin, wurde 1937 in Leipzig geboren und lebt in Hamburg. Sie ist die älteste der 4506 Personen, davon 1422 Frauen, die sich am 23. Februar deutschlandweit um ein Bundestagsmandat bewerben. Das hat die Bundeswahlleiterin am Mittwoch mitgeteilt und gleichzeitig bekannt gegeben, wer am anderen Ende der Alterspyramide steht: Elena Dao Krein, genannt „Loo“ (sprich: Luh).
Die ahnte es längst. Schon Mitte Dezember hieß es in einer Pressemitteilung ihres Kreisverbands: „Die vermutlich jüngste Bundestagskandidatin: Die Linke nominiert Loo Krein im Wahlkreis 295 Zollernalb Sigmaringen.“ Schließlich werden am Tag der Wahl erst vier Tagen vergangen sein, seit die „queere und migrantische Aktivistin Loo Krein“ 18 ist.
Queer und migrantisch. Aktivistin. Das passt – und passt doch nicht. Denn ein Mensch ist mehr als die Zuschreibungen, die ihn eine Wahl gewinnen lassen sollen. Zumal es in diesem Fall ohnehin nicht darum geht, in den Bundestag zu ziehen. Loo Krein fühlt sich in Balingen wohl. Sie lebt dort in einer WG und geht in Albstadt zur Schule.
Politisiert wurde sie von ihrem Vater. Der IT-Experte war links und meinungsstark – und die Tochter lernte, mit ihm zu streiten. Irgendwann bog er zum BSW ab und sie trat der „Linksjugend solid“ bei, dem Jugendverband der Linken. Dann starb der Vater vor einem Jahr überraschend und hinterließ eine große Lücke in ihrem Herzen.
Die Mutter gab ihr den zweiten Taufnamen, Dao. Sie stammt aus Thailand und lebt in Stuttgart. Ihr verdankt Loo Krein ihre zweite Muttersprache: Thai. Was es ihr ermöglicht, mit den drei ältesten Halbgeschwistern zu reden, die in Thailand geblieben sind. Eine weitere Halbschwester lebt in Deutschland.
Auf Deutsch dagegen ist ihr Blog, auf den Krein stolz ist. Sie schreibt dort mal Poetisches, mal Politisches. „Meine Freunde sagen, dass ich ein gewisses Schreibtalent habe“, sagt sie. Und dass sie dies gerne beruflich nutzen würde: Sie könnte sich vorstellen, ein Tageszeitungsvolontariat zu machen. Zum Beispiel beim Zollern albkurier, ihrem Heimatblatt.
Derzeit sitzt sie auf Podien, die die Zeitung aus Anlass der Bundestagswahl veranstaltet. Neben so erfahrenen Politikern wie Thomas Bareiß, dem direkt gewählten Abgeordneten, der zudem den CDU-Bezirksverband Württemberg-Hohenzollern anführt. Allerdings ist die Heimfahrt oft ein Lottospiel. Sie ist die einzige ohne Führerschein. „Dann hoffe ich, dass der grüne Abgeordnete noch einen Platz im Auto hat.“ Alternativ schläft sie bei Freunden, etwa in Sigmaringen, wo der letzte Zug schon um 21.49 Uhr abfährt.
Zum Glück fahren tagsüber viele Züge auf der Hohenzollernbahn, sodass auch ein Abstecher ins vergleichsweis große Tübingen keine Sache ist. Allerdings zieht es sie nach dem Gespräch mit dem Reporter schnell wieder zurück. Sie will noch Wahlwerbung verteilen. In Balingen, der Kleinstadt, in der sie inzwischen nahezu jeder kennt.
Drei Fragen…
Sie sind die jüngste Bundestagskandidatin. Was hat Sie zur Politik geführt?
Mein Vater war sehr politisch. An ihm habe ich mich stark orientiert. Außerdem war mir das Thema Migration wichtig, weil meine Mutter aus Thailand stammt.
Ohne Absicherung auf der Liste werden Sie wohl kaum in den Bundestag ziehen. Bedauern Sie dies?
Nein. Der Bundestag wäre noch nichts für mich. Mir ist es viel wichtiger, Wahlkampf und Stadtteilarbeit zu machen. Ich will gute und sympathische und hilfreiche Arbeit leisten.
Könnten Sie sich vorstellen, für den Gemeinderat zu kandidieren?
Klar. Das habe ich 2024 auch schon gemacht. Auf der Liste der Grünen. Das fand ich toll, weil die wussten, dass ich eher links gewandt bin. Ich habe 2500 Stimmen bekommen. Leider hat es nicht gereicht.