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Hochschulkooperation

Der Agroforstwirtschaft gehört die Zukunft

Die Universitäten Hohenheim und Freiburg stärken ihre Zusammenarbeit zur Förderung einer traditionellen Anbaumethode: der Agroforstwirtschaft. Gemeinsame Projekte und Lehrveranstaltungen sind geplant – eventuell sogar ein gemeinsamer Masterstudiengang.

Agroforstwirtschaft ist sehr vielfältig und fängt beispielsweise schon damit an, dass ein Baum auf einer Streuobstwiese Gänsen Schatten spendet.

Universität Hohenheim/Julia Schneider)

Freiburg/Stuttgart. Dürreperioden häufen sich, ebenso andere Folgen des Klimawandels. Das führt zur Rückbesinnung auf traditionelle Anbaumethoden wie die Agroforstwirtschaft. Diese kombiniert beispielsweise Schatten spendende Bäume und Büsche mit Ackerbau oder Weidewirtschaft auf einer Fläche. Das macht Landwirtschaft widerstandsfähiger gegen Klimarisiken und fördert zugleich die Biodiversität.

Dieses Nutzungssystem wollen die Universitäten Hohenheim in Stuttgart und Freiburg systematisch weiterentwickeln. Sie wollen die Agroforstwirtschaft zu einem Eckpfeiler einer nachhaltigen Landnutzung und eines verantwortungsvollen Umgangs mit der Umwelt machen“, wie es in einer gemeinsamen Mitteilung heißt. Dazu verstärken sie nun ihre Zusammenarbeit.

Wissenschaftler weisen auf Synergieeffekte hin

„Die Kombination von schattenspendenden Bäumen und Büschen mit Ackerbau oder Weidewirtschaft auf derselben Fläche schafft Synergien“, sagt Claudia Bieling. Die Forstwissenschaftlerin koordiniert die Kooperation an der Uni Hohenheim und leitet dort den Lehrstuhl für Gesellschaftliche Transformation und Landwirtschaft: „Die Agroforstwirtschaft erhöht die biologische Vielfalt, verbessert die Bodengesundheit, bindet Kohlenstoff und stärkt die Lebensgrundlagen im ländlichen Raum. Davon profitieren langfristig auf vielfältige Art und Weise alle – wirtschaftlich, ökologisch und gesellschaftlich.“ Ihr Kollege Michael Cormann von der Koordinationsstelle Agroforst-Systemforschung weist auf die Tradition dieser Landnutzungsform in Baden-Württemberg hin: „In keinem anderen Bundesland finden sich mehr alte Streuobstwiesen. Leider galten sie lange Zeit als unwirtschaftlich und wurden vernachlässigt.“ Daher seien viele dieser Flächen verloren gegangen. „Doch mit modernen Ansätzen können wir neue Agroforstsysteme schaffen, die den heutigen ökologischen und ökonomischen Anforderungen gerecht werden.“

Dafür müssten allerdings Forschung, Politik und Praxis Hand eng zusammenarbeiten: „Unsere beiden Universitäten haben erkannt, dass eine alleinige Betrachtung von Wäldern oder landwirtschaftlichen Flächen auf Dauer zu kurz greift und ein ganzheitlicherer Ansatz der bessere Weg zur Lösung unserer Zukunftsprobleme ist“, erläutert Thomas Seifert von der Universität Freiburg. „Unser Schwerpunkt im Bereich Forst- und Umweltwissenschaften ergänzt sich perfekt mit der agrar- und ernährungswissenschaftlichen Expertise in Hohenheim.“ Daher wird es künftig mehr gemeinsame Forschungsprojekte und Lehrangebote geben, eventuell sogar einen gemeinsamen Masterstudiengang. Langzeitversuchsflächen sind geplant. „Langfristig könnte aus der Initiative mit weiteren Hochschulen ein Agroforst-Cluster für die gesamte Region entstehen“, heißt es in der Mitteilung der beiden Universitäten.

Agroforstwirtschaft ermöglicht Zusatzeinkünfte für Landwirte

Die Agroforstwirtschaft bietet auch wirtschaftliche Diversifikationsmöglichkeiten. Durch den Ertrag von Holz, Früchten, Nüssen und anderen Produkten können Landwirte zusätzliches Einkommen erzielen und den ökologischen Fußabdruck ihrer Betriebe reduzieren. Diese Anbauweise minimiert Erosion und verhindert so den Abtrag wertvoller Nährstoffe

Seit rund einem Jahr läuft ein Projekt, welches das Bundeslandwirtschaftsministerium fördert. Dabei soll eine zentrale Plattform entstehen, ein deutschlandweites Modell- und Demonstrationsnetzwerk für Agroforstwirtschaft.

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