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Kommentar zur Bildungspolitik

Ein „Schulfrieden“ würde den Schulen helfen

Erstmals seit 2014 versuchen die Parteien wieder, einen Konsens zu finden. Doch wie genau könnte der aussehen? Welche roten Linien gibt es? Eine Analyse.

Theresa Schopper (Grüne) hat derzeit einen der kniffligsten Jobs in der Landespolitik.

dpa/Marijan Murat)

Stuttgart. Das Ziel ist ehrenwert: Grüne, CDU, SPD und FDP wollen sich zusammen setzen, und die wichtigsten Schulstrukturen im Südwesten gemeinsam festlegen. Damit nicht alle fünf Jahre, wenn die Regierung wechselt, die Schullandschaft auf den Kopf gestellt wird. Es soll um alles gehen: frühkindliche Bildung, G9 an Gymnasien, das Miteinander der Schularten, Durchlässigkeit, neue Unterrichtsformen, und eine bessere Lenkung der Schüler nach der vierten Klasse. Dagegen scheint es ein Kinderspiel, den viel zitierten Gordischen Knoten zu durchschlagen.

Als wäre die ideologische Bandbreite dieses Unterfangens nicht schon groß genug, kommen noch taktische Erwägungen hinzu: Bildung ist das einzige Themenfeld, auf dem die Landespolitiker alleinige Entscheidungskompetenz haben, und es betrifft jeden. Wer würde sich diese Wahlkampfschlager für 2026 aus der Hand nehmen lassen?

Das Schauspiel der Eitelkeiten sollte enden

Derzeit herrscht ein unübersichtliches Hickhack, wer wen wann einlädt und miteinander spricht – dieses Schauspiel der Eitelkeiten sollte schnell beendet werden. Und doch zeichnen sich bereits erste Linien eines möglichen Kompromisses ab.

Dass Kitas und Grundschulen gestärkt werden müssen, ist unstrittig, hier geht es allenfalls noch um die Finanzierung und Detailfragen. Auch dass ein Modell für G9 kommt, ist politisch klar, schon allein weil ein Volksentscheid droht, der keine Entscheidungsspielräume mehr ließe. Viele rechnen damit, dass zum Schuljahr 2025/26 mit den fünften Klassen aufbauend begonnen wird.

Der Knackpunkt sind die weiterführenden Schulen in der Sekundarstufe II. Fachpolitiker verwenden hier das schöne Wort „Säulen“. Welche Säule steht neben dem Gymnasium? Realschule, Werkrealschule, Berufliches Gymnasium, Gemeinschaftsschule? Letztere war ein Reformprojekt von Grün-Rot, die ehemalige „Hauptschule“ hegen CDU und FDP. Klar ist: G9 wird den Weg zum Abitur gangbarer machen. Was bedeutet das für die anderen Schulen?

Die Grundschulempfehlung

Ein Schlüssel könnte der Übergang in die fünfte Klasse sein. Der Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat Freund und Feind – und vor allem die Parteifreunde – mit seiner Idee überrascht, die Grundschulempfehlung wieder „verbindlicher“ zu machen, etwa durch einen Test am Ende der vierten Klasse. Eine wie immer auch geartete vorsichtige Steuerung könnte den Ansturm aufs Gymnasium entzerren und die anderen Schularten stabilisieren.

Zudem muss die Durchlässigkeit gewährleistet sein, so dass Schulwechsel unkompliziert möglich sind. Dann hätte man eine „zweite Säule“, unter deren Dach die vielen Schultypen gedeihen können. Wäre das ein Konsens, blieben genug Debatten im Haus über Unterrichtsausfall et altera für den Wahlkampf übrig. Aber das Dach wäre stabil.

Rafael Binkowski

Chefredakteur des Staatsanzeigers

0711 66601 - 293

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